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Bericht
29.10.2019
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"Vertrauen ist der Schmierstoff für das Produkt Versicherung"

Bei der Veranstaltung „Versicherungen und Vertrauen: Geschäftsmodell von gestern oder Leitmotiv für die digitale Zukunft?“ lud das Netzwerk Finanzplatz Frankfurt des Wirtschaftsrates Hessen zu einer Podiumsdiskussion. Dr. Marco Adelt, Geschäftsführer der Clark Germany GmbH, Dr. Holger Rommel, Head of Research and Digital Transformation bei der ti&m GmbH und Prof. Wolfram Wrabetz, Beauftragter der Hessischen Landesregierung für Versicherungen, diskutierten unter Moderation von Sven Hoffmann, Geschäftsführer der dfv Euro Finance Group, die Frage, wie Vertrauen in der Versicherungsbranche im digitalen Zeitalter aussehen kann.
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„Ist Vertrauen überhaupt nötig?“, fragte Dr. Rommel, der zunächst den Begriff der Verlässlichkeit in den Vordergrund rückte: „Auf eine Versicherung muss ich mich verlassen können“, erklärte er und führte drei Aspekte einer verlässlichen Versicherung an: Erstens müsse sich der Kunde sicher sein, dass die Versicherung ihn optimal versichert. Zweitens müsse die Versicherung sofort helfen können, wenn der Kunde Hilfe benötigt. Und drittens sei ein sorgsamer Umgang mit dem Geld des Kunden unerlässlich. Vertrauen sei dagegen eher in anderen Fragen vonnöten, beispielsweise im Umgang mit sensiblen Daten.

Prof. Wrabetz dagegen erklärte das Vertrauen zum „Schmierstoff für das Produkt Versicherung.“ Schließlich müsse man beim Kunden, der im Regelfall der Versicherung zunächst Misstrauen entgegenbringt, Vertrauen erlangen. „Das geht persönlich besser, als es über Algorithmen geht“, so Wrabetz, der abschließend darstellte, warum viele Menschen zwar Online-Shopping betreiben, aber keine Versicherung im Netz abschließen: „Wenn sie ein Produkt online kaufen, haben Sie ein Erlebnis. Mit Versicherungen jedoch beschäftigt sich niemand gerne.“

Dr. Adelt stellte fest, dass von 1.200 Milliarden Euro Prämienvolumen in der EU 95% offline abgewickelt werden. „Der Großteil wird auch in 20 Jahren offline geschehen“, erklärte Adelt. Er wies jedoch darauf hin, dass der digitale Anteil sich langsam erhöhen und spürbare Veränderungen in der Versicherungsbranche bewirken werde. „Ein Prozentpunkt hat in einer solchen Branche eine brutale Wirkung“, so Adelt, der den Kunden als „Treiber des digitalen Wandels“ beschrieb. Da man diesen heute am einfachsten online erreicht, sei damit zu rechnen, dass auch die Versicherungsbranche das Online-Angebot nach und nach ausbaut.