Wege aus der Wohnungsnot - Hanau diskutiert Strategien für einen funktionierenden Wohnungsmarkt
Die Sektion Main-Kinzig diskutierte in Hanau intensiv darüber, wie die Stadt der zunehmenden Wohnungsnot begegnen kann. Unter der Leitung des Sektionssprechers Ludger Wösthoff entwickelte sich ein vielschichtiges Gespräch zwischen Vertretern aus Verwaltung, Wohnungswirtschaft, Baugewerbe, Recht und Mieterinteressen.
Ein zentraler Befund betrifft den wachsenden Bedarf an kleinen und bezahlbaren Wohnungen. Ute Schwarzenberger vom Mieterverein Hanau verwies darauf, dass besonders einkommensschwache Haushalte unter steigenden Nebenkosten und energetisch bedingten Nachforderungen leiden. Die Herausforderungen für diese Gruppen seien erheblich und erforderten gezielte Maßnahmen.
Thomas Eichhorn, Fachanwalt für Verwaltungsrecht, legte den Fokus auf das Baugenehmigungsverfahren. Die Verwaltung müsse organisatorisch in die Lage versetzt werden, Anträge deutlich schneller zu bearbeiten. Gerade bei Ermessensentscheidungen sollten die gesetzlich möglichen Spielräume im Sinne eines beschleunigten Wohnungsneubaus ausgeschöpft werden.
Auch stadtplanerische Aspekte wurden klar benannt. Die Hanauer Stadträtin Isabelle Hemsley betonte, dass der Flächenbedarf für Wohnungsbau in der Quartiersentwicklung stärker berücksichtigt werden müsse. Eine enge Verzahnung von Wohnungsneubau und sozialer Infrastruktur sei unverzichtbar. Die Stadtplanung richte sich zunehmend an der künftigen Bevölkerungsentwicklung aus und versuche aktiv, darauf Einfluss zu nehmen.
Mirja Dorny, Geschäftsführerin der Baugesellschaft Hanau GmbH, hob hervor, dass ihr Unternehmen vor allem auf eine effiziente Nutzung des bestehenden Wohnraums setze. Neue Einheiten würden derzeit häufig durch Dachgeschossausbau geschaffen. Zudem könne durch einvernehmliche Wohnungswechsel – etwa wenn Einzelmieter große Wohnungen nutzten – zusätzlicher Wohnraum verfügbar gemacht werden, ohne neue Flächen zu versiegeln.
Thomas Reimann, Präsident des Verbandes baugewerblicher Unternehmer Hessen, adressierte steuerliche Rahmenbedingungen. Die Grunderwerbsteuer solle für Gebäude entfallen, die später dem Wohnen dienen. Zudem sei zu prüfen, ob die bisherige weitgehende Freistellung von Kapitalgesellschaften beim Gesellschafterwechsel noch zeitgemäß sei.
Zum Abschluss kündigte Isabelle Hemsley an, die detaillierten Ergebnisse und Impulse aus der Diskussion in die Verwaltung und Stadtpolitik. Die Veranstaltung machte deutlich, dass Lösungen nicht allein im Neubau liegen, sondern in einer Kombination aus beschleunigten Verfahren, intelligenter Stadtplanung, angepassten steuerlichen Rahmenbedingungen und einer optimierten Nutzung des vorhandenen Wohnraums.