Der Schweizer Generalkonsul Dr. Eric Jakob über die wirtschaftlichen und politischen Erfolgsfaktoren der Schweiz

Die Schweiz gilt weltweit als Vorbild für wirtschaftliche Stärke und demokratische Stabilität. Bei der Vortragsveranstaltung mit dem Schweizer Generalkonsul Dr. Eric Jakob standen genau diese Erfolgsfaktoren im Mittelpunkt. Mit einem Schmunzeln merkte er an, dass es nicht zu den diplomatischen Gepflogenheiten gehöre, das eigene Land als Vorbild darzustellen – dennoch könne man aus der besonderen politischen und wirtschaftlichen Struktur der Schweiz wertvolle Lehren ziehen. Gleichzeitig betonte er jedoch, dass auch die Schweiz ihre Herausforderungen habe.
Kritisch betrachtete Dr. Erik Jakob die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands. Die Wirtschaftsleistung schrumpfe, während bürokratische Hürden stetig wüchsen. In diesem Zusammenhang warf er auch die Frage auf, ob der Euro Deutschland nicht zu sehr entlaste. Früher habe die D-Mark als eine Art „Produktivitätspeitsche“ fungiert und Unternehmen zu mehr Effizienz gezwungen. Heute dagegen scheine der Euro die strukturellen Probleme verdecken zu können, was langfristig die Wettbewerbsfähigkeit gefährden könnte. Doch auch in der Schweiz sei nicht alles perfekt: Der Drang zur Perfektion führe mitunter zu einer übermäßigen Regulierung, die als „Swiss Finish“ bekannt sei. Wo andere Länder pragmatische Lösungen fänden, werde in der Schweiz oft noch eine zusätzliche Schicht an Vorgaben und Kontrollen hinzugefügt – ein Verhalten, das Dr. Eric Jakob durchaus kritisch betrachtet.
Neben wirtschaftlichen Themen rückte auch das politische System der Schweiz in den Fokus. Dr. Eric Jakob lobte die direkte Demokratie als ein Modell, das den Bürgerinnen und Bürgern echte Mitbestimmung ermögliche. Gleichzeitig äußerte er Zweifel, ob ein solches System in Deutschland in gleicher Weise funktionieren könnte. Die Rahmenbedingungen seien zu verschieden. Die Schweiz als kleines Land sei nicht mit dem geopolitischen Gewicht Deutschlands zu vergleichen. Auch stelle die direkte Demokratie die Schweiz international vor Herausforderungen, da außenpolitische Entscheidungen oft langwierige Abstimmungsprozesse durchlaufen müssten. Dies begrenze die Handlungsfähigkeit des Landes in einer Welt, in der schnelle Entscheidungen zunehmend gefragt seien.
Besonders spannend war Jakobs Einschätzung, was sich Deutschland wirklich von der Schweiz abschauen könnte. Nicht nur das politische System oder die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen seien entscheidend, sondern vor allem die Einstellung der Bevölkerung zum Staat. Während in Deutschland oft erwartet werde, dass der Staat für jedes Problem eine Lösung finde und notfalls mit Subventionen eingreife, seien die Ansprüche an staatliche Unterstützung in der Schweiz traditionell geringer. Die Menschen sähen sich stärker in der Verantwortung, selbst aktiv zu werden. „Bürger sollten als Subjekte handeln, nicht als Objekte verwaltet werden“, betonte Jakob. Statt immer neue Regelungen und staatliche Eingriffe zu fordern, müsse es darum gehen, die Basisstrukturen zu stärken und den Menschen sowie Unternehmen mehr Eigenverantwortung zuzutrauen.
Abschließend betonte Dr. Eric Jacob die Wichtigkeit Deutschlands als Wirtschaftsmacht in Europa und Handelspartner für die Schweiz. Man brauche in Europa ein wirtschaftlich starkes Deutschland, welches auch wieder eine führende Rolle einnehme. „Wenn Deutschland hustet, bekommt auch die Schweiz einen Schnupfen“, fasste er die Bedeutung Deutschlands für die Schweiz zusammen.