Wetterauer Perspektiven: Chancen für Mittelstand, Kommune und Generationen
Der ZukunftsRaum Friedberg wurde zum Ort engagierter Diskussionen über wirtschaftliche Perspektiven in einer Region, die sich sowohl durch Tradition als auch durch zukunftsgerichtete Initiativen auszeichnet. Landrat Jan Weckler eröffnete die Veranstaltung mit einem Überblick zur wirtschaftlichen Entwicklung im Wetteraukreis, der als drittgrößter Landkreis Hessens eine beachtliche Mischung aus Landwirtschaft, Waldflächen und wachsender Wirtschaftsstruktur bietet. Mit 53 Prozent landwirtschaftlich genutzter Fläche und 30 Prozent Wald gilt die Wetterau zu Recht als „Kornkammer Hessens“. Doch die ländliche Idylle ist nur eine Seite der Medaille – dynamisches Bevölkerungswachstum und wirtschaftlicher Wandel fordern die Kommune auf vielfältige Weise heraus.
Aktuelle Prognosen gehen von einem Bevölkerungswachstum von 18,5 Prozent bis 2050 aus – eine Entwicklung, welche die Kommunen im Wetteraukreis vor erhebliche infrastrukturelle Herausforderungen stellt, insbesondere im Bereich Wohnen. Die neu gegründete Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises konzentriert sich derzeit aber ausschließlich auf Förderprogramme; eigene Bauprojekte sind aber perspektivisch vorgesehen. Die Aufnahme von rund 9.000 Geflüchteten in den vergangenen drei Jahren hat den Wohnungsmarkt zusätzlich unter Druck gesetzt. Gleichzeitig wächst der Wirtschaftsraum kontinuierlich. In den letzten zehn Jahren haben sich mehr als neue Betriebe im Wetteraukreis angesiedelt. Mit einem interkommunalen Gewerbegebiet, das in Kooperation mit den Kreisen Gießen und Vogelsberg entsteht, sollen nun weitere Flächen für die wirtschaftliche Entwicklung erschlossen werden.
Ein besonderes Augenmerk legte Weckler auf die strategische Innenentwicklung des Kreises: Mit einer eigens geschaffenen Beratungsstruktur und einem Kompetenznetzwerk unterstützt der Kreis die Gemeinden bei der Revitalisierung ländlicher Räume. „Mit der Dorf-Akademie bieten wir unseren Kommunen nicht nur Wissen, sondern auch konkrete Handlungsoptionen“, erklärte der Landrat. Der enge Schulterschluss mit der Technischen Hochschule Mittelhessen im Bereich Energie sowie Investitionen in die Bildung – darunter flächendeckende Digitalisierung aller Schulen und der geplante Anspruch auf Ganztagsbetreuung bis 2029 – zeigen, dass die Kreisverwaltung bereit ist, selbst Verantwortung zu übernehmen.
Fabian Schück, Regionalleiter Mittelstandskunden bei der Volksbank Mittelhessen, skizzierte die Lage des Mittelstands in einem schwierigen geopolitischen Umfeld. Die Unternehmen seien mit einer Vielzahl an Herausforderungen konfrontiert – von geopolitischen Spannungen über steigende Energiepreise bis hin zur stagnierenden Baukonjunktur. „Es wird genau geprüft, ob und wie investiert wird“, so Schück. Zwar steige die Zahl der Insolvenzen bundesweit, doch für die Wetterau könne Entwarnung gegeben werden. Hier sei das Wachstum noch spürbar – wenn auch mit ersten dämpfenden Tendenzen. Er betonte zudem, wie entscheidend eine starke regionale Vernetzung und der persönliche Austausch seien. Schück zeigte sich überzeugt: „Diese Region hat in der Vergangenheit Krisen gut gemeistert – und sie wird es auch künftig tun.“
So zeigte das Unternehmerfrühstück eindrucksvoll, wie Verwaltung und Finanzwirtschaft gemeinsam an Lösungen arbeiten – und wie regionale Stärke aus der Verbindung von Tradition, Innovation und Dialog erwachsen kann.