Wirtschaftsrat Hessen: Nachfolgeland Hessen - Hessen ohne Nachfolger?
Die digitale Gesprächsrunde teilt folgende Beobachtung: Immer mehr junge Menschen verlassen ihre ländliche Heimat in Richtung Stadt. Dabei würden universitäre Ambitionen immer beliebter, während die traditionelle duale Ausbildung an Zulauf verliere. Dieser Trend sei gefährlich, denn eine Vielzahl an Familienunternehmen im ländlichen Hessen brauche ausgebildete Mitarbeiter, beispielsweise im Handwerk. Diese zu finden werde immer schwieriger. „Der ‚Trend Uni‘ ist für ländliche Gebiete ein Problem“, so die grüne Landtagsabgeordnete Kaya Kinkel. „Der Fachkräftemangel macht sich insbesondere auf dem Land bemerkbar und stellt unsere Mittelstandbetriebe vor große Herausforderungen.“
Die Vertreter der Arbeitsgruppe teilen diese Einschätzung, denn gerade der Mittelstand bildet eine zentrale Stütze für die heimische Wirtschaft, deren Zukunftsfähigkeit gesichert werden muss. Kinkel ergänzt: „Die Politik hat eine Verantwortung dafür, Unternehmen zu schützen, deren Überleben aufgrund mangelnder Nachfolge infrage gestellt wird. Neugründungen sind nicht zwangsweise attraktiver als eine Unternehmensnachfolge. Diese Erkenntnis müssen wir den jungen Generationen vermitteln.“
Die Diskutanten teilen die Auffassung, dass Mittelstandbetrieben bei der sehr individuellen Suche nach einem qualifizierten Nachfolger unterstützt werden müssten. Die Versorgungssicherung auf dem Land sei mittlerweile nachhaltig durch die Abwanderung junger Menschen bedroht, deren Einsatz vor Ort gebraucht werde. „Vorhandene Infrastrukturen versprechen eine ressourcenschonende Weiternutzung und dürfen deshalb nicht einfach aufgegeben werden“, so Kinkel. Die Stärkung ländlicher Regionen wirke sich direkt auf die Lebensqualität von Arbeitgebern und Arbeitnehmern aus und sei speziell auf dem Land von nachhaltiger Bedeutung.