Beim Aufbau des Wasserstoffnetzes wird es weniger Verzögerungen geben als beim Stromnetz
Der Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur schreitet in
Deutschland schreitet voran. Er ist auch notwendig, denn anders wird die
energieintensive Industrie sich in den kommenden Jahren nicht versorgen können.
Dafür wird der Wasserstoff gebraucht: „Wir haben jetzt den
Wasserstoff-Kernnetzantrag auf dem Tisch, im Mai wird er eingereicht. Wir
werden vor allem bestehende Gasleitungen nutzen, hier müssen wir teilweise
Rohre austauschen und Verdichterstationen bauen. Wir werden aber deutlich
schneller vorankommen als beim Stromnetzausbau, weil die Genehmigungsverfahren
einfacher zu durchlaufen sind. Selbstverständlich müssen wir die Leitungen aber
auch noch teilweise für Gas nutzen, weswegen das Gas- und Wasserstoffnetz immer
gemeinsam betrachtet werden muss, ob Leitungen umgenutzt werden können“, sagte
Hanna Schumacher, Abteilungsleitern für Wasserstoff- und Gasinfrastruktur sowie
Mineralölkrisenvorsorge aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und
Klimaschutz. Bei der Beschaffung von Wasserstoff ist klar, dass erst einmal „50
bis 70 Prozent“ importiert werden müssen. „Norwegen könnte relativ schnell
Wasserstoff liefern, Dänemark mit seiner vielen Windenergie auch, wohingegen
die Verbindungen nach Osteuropa noch länger dauern werden“, so Hanna
Schumacher.
Prof. Dr. Stefan Liebing, Geschäftsführer, conjuncta GmbH, und Vorsitzender der Landesfachkommission Energiewirtschaft in Schleswig-Holstein beim Wirtschaftsrat, kennt sich mit Wasserstoff bestens aus. Er ist Projektierer und hat schon viele Projekte in Afrika geleitet. Er stellt sich die Frage: „Ist das Wasserstoffnetzt ausreichend? Sind wir H2-ready? Wir müssen feststellen, dass der Preis zu hoch ist, wir noch nicht genügend Mengen haben für potentielle Abnehmer. Dann brauchen wir Netze entlang der Wertschöpfungskette für die Abnehmer. Gerne auch in Norddeutschland, sonst wird der Süden vorpreschen“, so Prof. Dr. Stefan Liebing. „Zudem hat die EU komplexe Regeln hinsichtlich des Wasserstoffhochlaus auferlegt. Wir müssen hier auch schneller werden, damit keine Investitionsunsicherheit entsteht. Wir wollen ja schließlich Technologieführer bleiben“, sagte Prof. Dr. Stefan Liebing.
Im Anschluss an die beiden Impulsvorträge gab es eine rege Diskussion. Reto Pikolin und der Vorsitzende der Fachkommission Energie, Industrie und Technologie, Hartwig Kühl, leiteten die Sitzung. Bei der Sitzung war unter anderem auch der Energieexperte aus dem deutschen Bundestag, Mark Helfrich von der CDU/CSU-Bundestagsfraktion dabei.