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Bericht
09.03.2021
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Es braucht einen schnelleren Ausbau der digitalen Ausstattung in Schulen und Elternhäusern in Niedersachsen

Am Mittwochabend fand zum Thema „Aktuelle Situation an den Schulen in Niedersachsen“ eine digitalen Veranstaltung des Landesverbandes Niedersachsen statt, in der drei Schulleiter*innen unterschiedlicher Schulformen in einem Impulsvortrag von der Situation und den Herausforderungen an ihren Schulen erzählten.

digitale Vortragsveranstaltung mit Helga Volger, Schulleiterin des Internats Solling | Christian Helmer, Rektor der Grundschule Altwarmbüchen sowie Arne Eichler, Schulleiter der Pestalozzischule Celle
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Im ersten Impulsvortrag sprach Helga Volger, Schulleiterin des Internats Solling, und berichtete, dass sich sowohl das Schul- als auch das Internatsleben durch die Corona-Pandemie stark verändert habe. Dennoch könne sich das Internat glücklich schätzen, weil es die Möglichkeit hatte, aus Eigeninitiative Schutzmaßnahmen zu ergreifen. So wurden zum Beispiel in jedem Klassenzimmer Raumluftreiniger installiert, FFP2-Masken an alle Schüler*innen und Mitarbeitende verteilt und zweimal wöchentlich werden alle Anwesenden mit einem Schnelltest getestet. Wenn die Schüler*innen ins Internat zurückkehren, werden sie ebenfalls mit einem Schnelltest getestet.

 

Der Schulleiter der Grundschule Altwarmbüchen in Isernhagen, Christian Helmer, wies zu Beginn darauf hin, dass alle Schulklassen aufgrund der Inzidenzrate (>100) in zwei Lerngruppen aufgeteilt wurden und diese täglich abwechselnd die Schule besuchen. Auf dem gesamten Schulgelände gilt die obligatorische Maskenpflicht, nur an ihrem Sitzplatz müssten die Kinder keine Maske tragen. Auch an der Grundschule habe sich das Schulleben und das soziale Miteinander deutlich verändert. Die Verteilung der elektronischen Geräte habe gut funktioniert, jedoch kamen die Schutzmaßnahmen laut Herrn Helmer an der Grundschule Altwarmbüchen zu spät an. Zudem seien viele Lehrkräfte gezwungen, sowohl Präsenz- als auch Online-Unterricht anzubieten und entsprechende Lernmaterialien bereitzustellen, gleichzeitig aber auch die Leistungen der Schüler*innen zu beurteilen und eine Notfallbetreuung der Kinder zu gewährleisten. Beim Letzteren seien die Kapazitäten an Personal, Zeit und Gruppengrößen für die Notbetreuung teils ausgelastet.

 

Herr Eichler ist Schulleiter der Pestalozzischule Celle und berichtete, dass sich die Lehrkräfte der Förderschule Sorgen um ihre Schüler*innen machten, weil sich der Schulalltag stark verändert habe und einige Schüler*innen schwer zu erreichen seien. Einigen Schüler*innen fehle die Motivation und die Struktur, die ihnen der Schulalltag früher gab. Hinzu kommt, dass einige Schüler*innen die technische Ausstattung zu Hause nur eingeschränkt nutzen könnten. Des Weiteren erhielten einige Schüler*innen wenig Unterstützung von ihren Eltern oder verfügten nicht über die digitalen Geräte. Mittlerweile seien zwar alle Schüler*innen vom Land Niedersachsen mit digitalen Geräten ausgestattet worden, aber laut Herrn Eichler muss in Deutschland dringend an einer flächendeckenden digitalen Ausstattung gearbeitet werden, die auch die Ausstattung bei den Kindern zu Hause sicherstellt.

 

Insgesamt stünden alle drei Schulen vor den gleichen Herausforderungen, aber die Möglichkeiten zur Pandemiebewältigung, wie z. B. der Zugang zu und der Erhalt von (Schutz-)Maßnahmen, seien nicht die gleichen. Die Referierenden wünschen sich mehr Autonomie für die Schulen, da ein schnelles Handeln aufgrund des Bildungsföderalismus in Deutschland kaum möglich sei. Die Bildungs- und Ungleichheitsdefizite müssten dringend angegangen werden und ein Bürokratieabbau sei wünschenswert. Auch die Rückkehr zum Präsenzunterricht sei eine große Herausforderung für die Schulen und würde erneut eine Umstellung für Schüler*innen und Lehrkräfte bedeuten. Die Referierenden waren sich einig, dass digitales Lernen als solches nicht schlecht für die Schüler*innen, aber der Präsenzunterricht unersetzlich sei. Jetzt sei die Zeit für Schulen, sich weiterzuentwickeln und aus den Erfahrungen zu lernen.

 

Wir bedanken uns bei den Referierenden für die informativen und spannenden Einblicke in ihren Berufsalltag und die Erläuterungen der Situation der niedersächsischen Schulen sowie bei Thorsten Bund, Geschäftsführer von advice team – human ressources  und Vorsitzender der Landeskommission für Bildung und Wissenschaft im Wirtschaftsrat Niedersachsen, für die gelungene Moderation.

 

 

Text von Teresa Book