"Wir können es uns nicht leisten, dass Klimaziele alle 2 Jahre verändert werden"
Die Verkehrsbranche steht vor großen Herausforderungen. Um über die Zukunft der Mobilität und darüber zu sprechen, ob die politischen Maßnahmen und Entscheidungen richtig sind, trafen sich Mitglieder und Gäste des Jungen Wirtschaftsrates sowie der Landesfachkommission Mobilität, Verkehr und Infrastruktur digital mit Eckart von Klaeden, Head of External Affairs der Daimler AG.<br />
Eckart von Klaeden, ehemalige Staatsminister des Bundeskanzleramtes, setze bereits zu Beginn seiner Ausführungen den Schwerpunkt auf den Klimawandel. „Es kann am menschlichen Beitrag am Klimawandel keinen ernsthaften Zweifel geben“, so von Klaeden. Die Bekämpfung bzw. die Eindämmung des Klimawandels sei die Aufgabe unserer Zeit, dazu müsse auch die Mobilität bzw. die Automobilindustrie ihren Beitrag leisten. Der ehemalige Politiker berichtete in diesem Zusammenhang auch über seine Zeit im Bundeskanzleramt. Jede Region in Deutschland habe die Ansicht vertreten, dass auf den eigenen Beitrag zum Klima verzichten werden könne, wenn alle anderen ihren Beitrag leisteten. Mit einer solchen Einstellung könne eine effektive Eindämmung jedoch nicht funktionieren, so von Klaeden weiter.
Jede Branche müsse ihren Beitrag leisten, auch die Mobilität. Die Automobilindustrie müsse hin zu einer Klimaneutralität und den Zielen des Pariser Klimaabkommens transformiert werden. Ziel sei nicht die Abschaffung oder Disruption der Automobilindustrie.
Damit der Klimawandel effizient bekämpft werden kann, sollten für von Klaeden vier politische Voraussetzungen erfüllt sein:
1. Politik sollte klare, ambitionierte und vor allem verlässliche Regeln schaffen, auf welche sich die Industrie einstellen kann.
„Wir können es uns nicht leisten, wie wir es jetzt in der EU erlebt haben, dass vor 2 Jahren verbindliche Klimaziele festgelegt worden sind, die vorherige EU-Kommission zu dem Ergebnis gekommen ist, dass diese mit dem Pariser Abkommen übereinstimmen und 2 Jahre später erklärt wird, dass dies doch nicht ausreicht“ führte von Klaeden aus. Allen Akteuren sie klar, dass die Ziele im Rahmen des EU-Green-Deals noch einmal angezogen werden, um die 55%, welche man bis 2030 im Vergleich zum Jahr 1990 als Reduktion erreichen will, tatsächlich zu erreichen.
2. Verbote sollten immer das letzte Mittel der Wahl sein. Der Fokus sollte auf marktwirtschaftlichen Instrumenten liegen.
3. Wir sollten technologieoffen sein.
Alle technischen Möglichkeiten, die zur CO2-Reduktion genutzt werden können, sollten auch eingesetzt werden. Es dürfe hierbei kein Entweder-Oder sondern ein Sowohl-Als auch geben.
4. Wir sollten eine soziale Akzeptanz für diese Transformation schaffen und erhalten.
Für den Verkehrssektor bedeuten diese Ziele, dass an insbesondere 3 Schwerpunkten gearbeitet werden müsste.
Im Bereich der Infrastruktur sieht von Klaeden noch einen sehr großen Verbesserungsbedarf. Für jede alternative Antriebsart müsse zunächst ausreichend Infrastruktur vorhanden sein. Die Verantwortung dafür liege in der öffentlichen Hand.
Weiterhin müssten die richtigen Produkte vorhanden sein. Diesen Bereich sieht er vorrangig in der Verantwortung der Industrie, diese hätte ihre Hausaufgabe jedoch schon zu einem großen Teil erfüllt, so von Klaeden. Ferner sollte auf einen Energiemix gesetzt werden.
Die ehemalige Staatsminister stellte darüber hinaus fest, dass alternative Antriebsformen nicht gegeneinander ausgespielt werden sollten. Die Daimler AG setze bei PKW beispielsweise auf Batterieelektrizität des Antriebstrangs. Bei LKW werde neben dieser auch auf verflüssigten Wasserstoff für den Schwerlastverkehr gesetzt.
Nach dem Impulsvortrag diskutierten die Teilnehmer unter anderem über die hohen Strompreise in Deutschland, über eine mögliche Rückkehr zur Atomenergie sowie über die Rolle der Mineralölkonzerne.
Wir danken Eckart von Klaeden für seinen sehr spannenden Vortrag und die konstruktive Diskussion.