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Bericht
22.02.2021
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Wie geht es mit unseren Innenstädten weiter?

In vielen Innenstädten Deutschlands machen sich die Einzelhändler*innen aufgrund der Corona-Pandemie Sorgen um ihre Existenz. Angesichts der wachsenden Konkurrenz des Online-Handels und der zunehmenden Digitalisierung hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass der Einzelhandel dem bequemen Onlineeinkauf gegenüber im Nachteil zu sein scheint. Bezüglich der Frage danach, wie der Einzelhandel in den Städten der Region Weserbergland zukünftig die Kaufkraft vermehren und halten kann, sprach die Sektion Weserbergland in einem digitalen Gespräch über neue Möglichkeiten und Lösungsansätze.<br />

digitales Gespräch mit Dr. Dorothea Schulz, Leiterin Geschäftsstelle Hameln, Industrie- und Handelskammer Hannover sowie Guido Langemann, Abteilungsleiter Handel und Dienstleistungen, Industrie- und Handelskammer Hannover
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In der digitalen Vortragsveranstaltung der Sektion Weserbergland zum Thema: „Einzelhandel in der Krise - Sterben unsere Innenstädte aus?“ haben Dr. Dorothea Schulz und Guido Langemann in einem Impulsvortrag einen Einblick in die Situation des Einzelhandels in der Sektion Weserbergland gegeben.

 

Zu Beginn berichtete Herr Langemann, dass der Konjunktureinbruch im Einzelhandel im Jahr 2020 noch stärker ausfiel als in anderen Wirtschaftsbranchen. In einer Umfrage der IHK gaben 59% der befragten Einzelhändler*innen an, dass sie die Geschäftslage des Einzelhandels für die kommenden Monate schlecht einschätzen. Zur derzeitigen Geschäftslage gaben hingegen 22% an, dass sie die Lage für gut befinden. Herr Langemann erklärte, dass zu diesen 22% u.a. der Lebensmittel und Drogeriehandel, die Bau- und Möbelmärkte, die Fahrradläden und Apotheken sowie der Onlinehandel gehören. Besonders schwere Verluste gab es im Einzelhandel mit Textilien und Bekleidung sowie im Einzelhandel mit Unterhaltungselektronik, da in beiden Branchen der Onlinehandel eine starke Konkurrenz darstellt.

Da die Anzahl der Einzelhändler*innen in Niedersachsen bereits vor der Corona-Pandemie zurückging, geht Herr Langemann davon aus, dass die Fläche des Einzelhandels in den Innenstädten zukünftig weiter abnehmen wird. Aus diesem Grund sei ein Wandel der Innenstädte von großer Bedeutung.

 

Frau Dr. Schulz berichtete an dem Beispiel des Landkreis Hameln-Pyrmont über die derzeitige Situation in der Region Weserbergland. Indem Frau Dr. Schulz in den letzten Wochen viele Einzelhändler*innen aus dem Landkreis nach ihrer derzeitigen wirtschaftlichen Lage befragte, konnte ein Stimmungsbild der Einzelhändler*innen herausarbeitet werden. Alle Befragten hatten dabei gemein, dass sie im Internet mit einer eigenen Website, über einen Onlineshop oder über eine Onlineplattform präsent waren. Die Umfrage ergab, dass der Baumarkt der Region eine Telefonberatung anbot, die von der Kundschaft dankend angenommen wurde und somit die Situation des Baumarktes relativ betrachtet nicht ganz so schlecht war. Im Textilien- und Bekleidungshandel ergab sich hingegen, dass es z.B. im Verkauf von Lederwaren durchschnittlich mehr Retouren gab, da dort eben immer noch eine Anprobe im Laden erforderlich sei. Des Weiteren zeigte sich, dass die Präsenz auf unterschiedlichen social media Kanälen sich in der Pandemie als wichtig herausgestellt hat, da die Einzelhändler*innen für die Kundschaft sichtbar bleiben müssen. Von der Seite der Kundschaft ergab sich, dass sich viele derzeit beim Kauf von Waren etwas zurückhalten.

Um die Kaufkraft in dem Landkreis Hameln-Pyrmont wieder zu stärken, die Digitalisierung im ländlichen Raum voran zu bringen und noch weitere Herausforderungen anzugehen, hat der Landkreis einen Antrag an dem Förderungsprojekt „Smart City Made in Germany“ gestellt.

Frau Dr. Schulz und Herr Langemann betonten die Relevanz des Handels für die Innenstädte, sagten jedoch auch, dass eine multifunktionale Nutzung der Stadtzentren entwickelt werden müsse. Das Einkaufen muss zum Erlebnis gemacht werden und mit Initiativen wie die Initiative der IHK „Heimat Shoppen“ muss der lokale Handel unterstützt werden.

 

Aus der anschließenden Diskussionsrunde ergab sich, dass eine Möglichkeit für die Einzelhändler*innen Shopping mit Termin wäre, damit diese ihre Waren besser verkaufen können. Bezüglich der multifunktionalen Nutzung der Stadtzentren wurde darauf hingewiesen, dass ein gewisses Konfliktpotential zwischen den unterschiedlichen Akteuren entstehen könnte, weshalb nur eine gemeinsame Gestaltung der Innenstadt möglich sei. Zudem wurde angemerkt, dass viele Menschen das Einkaufen in der Innenstadt vermissen und die Möglichkeit, einen Shoppingtag in der Innenstadt zu verbringen, nicht absagen würden. Zumal einige Menschen auch die Schattenseiten des Onlinehandels erkannt haben und z.B. nicht ständig Retouren aufgegeben wollen. Aus diesem Grund müssen in den Innenstädten jetzt Vorbereitungen getroffen werden, damit die Frequenz in den Innenstädten wieder gesteigert wird. Denkbar wären zum Beispiel mehr verkaufsoffene Sonntage, freies Parken und Pop-up-Stores. Um die Veränderungen durchzusetzen, so die Anwesenden, muss die Politik dem Einzelhandel mehr Planungssicherheit geben und die Eigentümer*innen der Immobilien müssen mitziehen, damit sich die Innenstädte verändern können. 

 

Wir danken Dr. Dorothea Schulz und Guido Langemann recht herzlich für den umfangreichen Einblick in ihr Aufgabenfeld und dem spannenden Vortrag sowie Michael Vietz für die gelungene Moderation.

 

 

Text von Teresa Book