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Bericht
08.12.2020
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"Soziale Verarmung muss vermieden werden"

In dieser Online-Veranstaltung wurden die Auswirkungen der Corona &ndash; Pandemie auf die Psyche diskutiert. Wie wirken sich Ängste vor finanziellen Verlusten und fehlende soziale Kontakte auf den Menschen aus? Wie kann ein Arbeitgeber auf diese Fragen reagieren? In dieser Veranstaltung gaben Prof. Dr. Marc Ziegenbein und Holger Stürmann ausführlich Auskunft.<br />

Digitale Veranstaltung des Landesvorstandes Niedersachsen mit Prof. Dr. Marc Ziegenbein, Ärztlicher Direktor und Chefarzt, Klinikum Wahrendorff GmbH sowie Holger Stürmann, Geschäftsführer, Klinikum Wahrendorff GmbH.
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In dieser Online - Veranstaltung übernahm Prof. Dr. Martina Peuser, Mitglied im Sektionsvorstand Hannover, die Moderation und die Vorstellung der Referenten. In der anschließenden Diskussion leitete sie die Fragerunde mit den Mitgliedern.

 

Zu Beginn stellte Prof. Dr. Marc Ziegenbein die medizinische Sicht auf die Auswirkung der

Corona - Pandemie auf den Menschen vor. In den letzten Jahren sei eine Zunahme der psychischen Erkrankungen zu beobachten. Heute würden mehr psychische Erkrankungen erkannt als in der Vergangenheit. Da sich immer mehr Prominente zu ihren psychischen Erkrankungen bekennen, wie Burn-Out und Depression, werden diese Erkrankungen nicht mehr in dem Umfang tabuisiert, wie es noch vor wenigen Jahren geschehen sei.

 

Mit Blick in die Vergangenheit wüssten wir heute, dass Pandemien sehr lange dauern können. Einige Menschen empfänden diese Zeit als ein Auf und Ab. Der Mensch sei im Allgemeinen ein soziales Wesen, der Kontakt zu Andere brauche. Die eigenen vier Wände würden Menschen einengen. Dafür gebe es verschiedenste Bewältigungsstrategien, so Prof. Dr. Ziegenbein. Darunter fallen Aktivitäten wie Sport oder Solidarisierung mit Anderen. Jedoch können Sorgen und Ängste zu Konzentrationsschwierigkeiten bei der Arbeit führen. Wie auch die Belastung durch das Homeschooling der Kinder. Allerdings können auch Menschen beobachtet werden, die gegen diese Situation resilient zu sein scheinen.

 

Im Allgemeinen sollten sich die Menschen nicht nur auf die negativen Aspekte der Krise fokussieren, sondern auch neue Möglichkeiten für sich entdecken. Dies könne beispielsweise die gewonnene Zeit mit der Familie oder dem Partner sein. Jetzt sei auch ein guter Zeitpunkt, um Achtsamkeit in den Alltag zu integrieren und sich bewusst Zeit für die eigene Person nehmen. Prof. Dr. Ziegenbein empfiehlt, sich auch bewusst der Informationsflut zu entziehen.

 

Im zweiten Teil der Veranstaltung sprach Herr Holger Stürmann über die ökonomischen Auswirkungen der Corona – Pandemie auf Krankenhäuser sowie die Auswirkungen auf die Arbeit der Mitarbeiter.

Durch die Auflagen des Bundes und des Robert-Koch-Institutes würden die Patienten unterversorgt werden. Aktuell stünden 800 Patienten auf der Warteliste für einen Platz in der psychischen Behandlung. Dies sorge für Angst und Ohnmacht bei den Menschen. Welche Auswirkungen verschobene Behandlungen und Operationen durch die Corona – Pandemie auf das Patientenwohl haben, würde erst in einigen Jahren mit fundierten Zahlen feststehen können.

Diese ungenutzten Kapazitäten führten auch in Krankenhäusern zu finanziellen Problemen, da Personal vorgehalten werden muss und die laufenden Kosten sich nicht verringern würden. Im nächsten Jahr würde man die Auswirkungen der Auflagen durch den Bund und das Robert-Koch-Institut auf dem Krankenhausmarkt sehen können.

 

Den Mitarbeitern, die ihre Arbeit von Zuhause erledigen könnten, wurde es möglich gemacht, im Homeoffice zu arbeiten. Jedoch sieht Holger Stürmann dauerhaftes Arbeiten im Homeoffice als ein Problem für die informelle Organisation und die Unternehmenskultur an. Ein Gemeinschaftsgefühl entstünde nur, wenn Menschen sich begegnen könnten. Daher empfehlen Herr Stürmann und Prof. Dr. Ziegenbein verschiedene Maßnahmen, u. a. Präsenztage mit kleinen Teams am Arbeitsplatz. Für die Mitarbeiter könnten Slots eingeplant werden, in denen es nur um den sozialen Austausch mit Kollegen gehe. Natürlich könne dies ein persönliches Treffen der Mitarbeiter am Arbeitsplatz nicht ersetzen.

 

Ein Warnsignal für Überlastung könnte sein, wenn sich Mitarbeiter stark zurückziehen oder die Fehlerhäufigkeit steigt. Genauso sollten sich Log-In-Zeiten angeschaut werden, wenn sich hier außergewöhnliche Zeiten zeigen, könnte dies ein weiteres Signal sein.

 

Der Wirtschaftsrat dankt Prof. Dr. Marc Ziegenbein und Holger Stürmann für ihren fundierten Vortrag und den Einblick in ihre Mitarbeiterführung!  

 

 

Text: Sarah Müller-Habich