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Bericht
16.11.2023
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Besichtigung des stillgelegten Kernkraftwerkes mit der Sektion Elbe-Weser

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Der Wirtschaftsrat Niedersachsen besuchte erneut die Wesermarsch, diesmal im Rahmen der Sektion Elbe-Weser, um das Kernkraftwerk Unterweser zu besichtigen. Das Kraftwerk wurde im Februar 2018 stillgelegt, markierte jedoch nicht das endgültige Ende seiner Geschichte, sondern den Beginn eines neuen Kapitels – dem Rückbau der Anlage. Über einen Zeitraum von 31 Jahren lieferte das Kernkraftwerk zuverlässig Strom für die Region und trug durch seine CO2-Neutralität zum Klimaschutz bei.

Die Führung durch das Kraftwerk wurde von Stephan Krüger, dem Werksleiter und Hauptverantwortlichen für die Überwachung des Kernkraftwerks, übernommen. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde startete die Besichtigung, begleitet von kontinuierlichen Informationen und interessanten Fakten seitens Herrn Krüger während des Rundgangs. Er erörterte unter anderem die zukünftige Nutzung des Standorts nach dem Rückbau, darunter die potenzielle Umwandlung des Kraftwerks in eine Wasserstoffproduktionsstätte mittels Elektrolyse als potenziellem Energieträger. TenneT TSO GmbH, als Übertragungsnetzbetreiber in direkter Nachbarschaft, wäre hierbei beteiligt.

Einige bedeutende Teile des Druckwasserreaktors wurden bereits demontiert, und der derzeitige Fokus liegt auf dem Rückbau des biologischen Schilds, der bisher die radioaktive Strahlung absorbierte. Ein Teil der zurückgewonnenen Baumaterialien aus dem Rückbau wird im Straßenbau wiederverwendet, im Einklang mit den Prinzipien eines nachhaltigen Wirtschaftskreislaufs. Spezifische werksinterne Infrastrukturkomponenten wie Loopleitungen werden in die USA transportiert und dort weiterverarbeitet, was eine sinnvolle Wiederverwendung von Baumaterialien ermöglicht. Die beim Rückbau verwendeten Maschinen sind oberflächlich kontaminiert, jedoch noch für den Abbau der fünf anderen Kernkraftwerke nutzbar.

Das Herzstück des Projekts, der Reaktorabbau, hat bereits ein halbes Jahr in Anspruch genommen. Die Reinigung und Freimessung der Wände als Vorbereitung für den Abriss können zwischen 6 und 7 Jahren dauern, was einen enormen Zeit- und Arbeitsaufwand darstellt. Die Beantragung der Stilllegung sowie die Erlangung einer Rückbaugenehmigung beanspruchten bereits Jahre, wobei insbesondere arbeits- und strahlenschutzbezogene Angelegenheiten die Hauptprobleme darstellten. Kontrollen waren von der Antragstellung bis zum Abbau ebenso notwendig wie zu aktiven Betriebszeiten.

Dies geht einher mit hohen Personalkosten, ohne dass währenddessen Strom produziert wird. Es handelt sich um ein äußerst unwirtschaftliches und kostspieliges Unterfangen für den Betreiber, insbesondere da der Aufbau des Kraftwerks 4 Jahre dauerte und der Rückbau sogar 12 Jahre in Anspruch nehmen wird. Dies unterstreicht die langsamen bürokratischen Prozesse in Deutschland, die effizienter gestaltet und beschleunigt werden müssen. Hierbei spielt die Arbeit des Wirtschaftsrates als Vermittler zwischen Politik und Wirtschaft eine wichtige Rolle, um diese Ziele zu erreichen. Ein besonderer Dank gebührt der traditionsreichen PreussenElektra GmbH, die uns einen außergewöhnlichen Einblick in die faszinierende Welt eines Atomkraftwerks ermöglicht hat.