"Die Corona-Krise ist DIE Chance für die Digitalisierung schlechthin!"
Die Digitalisierung Niedersachsens ist seit Jahren ein Thema, das einmal mehr und einmal weniger in den Fokus der Politik rückt. Nun zwang die Corona-Krise Bevölkerung und Unternehmen, Kommunikation und Arbeitsprozesse digital zu gestalten. Kann dieser Digitalisierungsschub auch nach der Krise aufrechterhalten werden?<br />
Neben den verheerenden Folgen der Corona-Pandemie auf die Bevölkerung und Wirtschaft stellt sich aber auch die Frage nach möglichen positiven Effekten. Um weitere Infektionen zu vermeiden, mussten zahlreiche Unternehmen ihre Mitarbeiter ins Homeoffice schicken, Schüler und Studenten wurden digital von Zuhause unterrichtet, auch die Verwaltung bietet digitale Antragstellungen an. Um über diese Aspekte zu diskutieren, hat der Wirtschaftsrat Niedersachsen den Staatssekretär für Digitalisierung, Stefan Muhle, als Gastredner einer Videokonferenz eingeladen.
Dr. Knut Tonne, Mitglied des Landesvorstandes des Wirtschaftsrates Niedersachsen, begrüßte die Anwesenden der Videokonferenz und stellte dabei den Gastredner kurz vor. Staatssekretär Muhle bedankte sich für die Einladung, „die gemeinsamen Veranstaltungen hätten fast schon Tradition“ stellte Muhle fest. Vorab fasste er bereits zusammen, „die derzeitige Krise ist die Chance für die Digitalisierung schlechthin“. Jedoch sei dieser Digitalisierungsschub politisch nicht gewollt bzw. durch ein bewusstes politisches Handels entstanden, so Muhle. Der Staat sei mit dem Thema Digitalisierung noch immer überfordert. Die Überforderung zeige sich in den Themen: Tempo der Digitalisierung, Know-How und der Komplexität. Die derzeitige Diskussion z.B. im Bereich der Datenspende, Tracing-App und einer Impfausweis-App würden das verdeutlichen.
Niedersachsen habe ich den vergangen zwei Jahren versucht, ein Netzwerk zwischen jenen zu errichten, die sich bereits intensiv mit dem Thema Digitalisierung auseinandersetzen. Dabei betonte Staatssekretär Muhle auch die Rolle des Wirtschaftsrates Niedersachsen. Sein Ziel für die nächsten Monate sei insbesondere, die durch die Krise entstanden Fortschritte unumkehrbar zu machen. „Wir sollten uns endlich von einer digitalen Gesamtstrategie verabschieden und dagegen einzelne Aspekte fördern und in der Breite geben“, so Muhle. Weiterhin stellte er seine Ziele für die Bereich Bildung, Wirtschaft, Medizin und Verwaltung vor.
Insbesondere die schulische Bildung sollte nicht zu dem Zustand vor der Krise zurückkehren, sondern vielmehr die jetzt erlangten Möglichkeiten noch optimieren. Jede Schule sollte über ein Lernmanagementsystem sowie jeder Schüler und Lehrkraft über ein Endgerät verfügen. „An den finanziellen Mitteln scheitert das nicht, es muss nur umgesetzt werden“, so Muhle.
Im Bereich der Wirtschaft stellte er fest, dass es bereits viele Unternehmen in Niedersachsen gebe, die digitale Strukturen eingeführt hätten. Um das noch auszuweiten, müsse der Rahmen noch verbessert werden. Dazu sei er auch auf die Unterstützung der Wirtschaft angewiesen. Als Maßnahme in der Corona-Krise wurde der bereits bestehende Digitalbonus dahingehend erweitert, dass nun auch Bereiche wie Homeoffice und E-Health unterstützt würden.
Hinsichtlich der Digitalisierung in der Medizin stellte Muhle zunächst fest, dass diese digital gesehen nicht ausreichend auf die Krise vorbereit gewesen sei. Zukünftig wünscht er sich, dass auch in jedem Zuhause ein therapeutisch-diagnostischer Raum möglich sei und so auch Behandlung und Pflege auf Distanz möglich würden.
Im Bereich der Verwaltung sieht der Staatssekretär noch einen sehr großen Handlungsbedarf. „E-Government bedeutet nicht, dass in der Behörde WLAN zur Verfügung gestellt wird, sondern dass Bürger gar nicht mehr aufs Amt müssten“ stellte Staatssekretär Muhle abschließend fest.
Anschließend diskutierten die Anwesenden angeregt über die Zukunft der Digitalisierung in Niedersachsen.