Aus den Ländern (Niedersachsen) - Fachkräftemangel in Zeiten der Digitalisierung
In Deutschland mangelt es zunehmend an qualifizierten Arbeitskräften, was sich unweigerlich auf die Wirtschaftskraft auswirkt. Die Situation hat sich durch die Corona-Krise noch weiter verschärft. Bundesministerin Anja Karliczek MdB und Dr. Jörg Dräger, Vorstandsmitglied Bertelsmann Stiftung, stellten in der Digital-Veranstaltung der Lnadesfachkommision Digitales Niedersachsen mögliche Strategien im Bereich der Digitalisierung und Weiterbildung vor, um dem entgegenzusteuern.
Im Livestream begrüßte Alexander Plato, stellvertretender Vorsitzender der Landesfachkommission Digitales Niedersachsen, Refertenen und Mitglieder zum Thema: „New Work braucht New Education“. Anschießend folgte ein Impulsvortag von Dr. Jörg Dräger, indem er auf die unterschiedlichen Lernmethoden Amerikas im Vergleich zu Deutschland hinwies. Amerikanische Kinder lernten bereits durch praktische Erfahrungen, während deutsche Kinder sich durch Theorie Wissen aneignen müssten.
Es folgte einen Einblick in die Arizona State University, die Schwierigkeiten mit der Abschlussquote hatte. Knapp 1/3 der Studenten schafften ihren vierjähren Bachelorabschluss in sechs Jahren, 2/3 scheiterten. Dem wollte die Universität entgegenwirken, indem die gesammelten Daten für Prognosen verwendetet werden sollten. Durch Einschätzungstests und den Erfahrungen aus vergangenen Jahren, war die Universität in der Lage, bestimmte Studienfächer empfehlen zu können. Den Studenten wurde somit geholfen, die richtige Wahl zu treffen, um auf diese Weise die Abbruchquote zu minimieren. Seitdem sei die Abschlussquote um 61 Prozent gestiegen. Deshalb betonte der gebürtige Darmstädter, dass die Digitalisierung und Datenverarbeitung immer mehr an Bedeutung dazugewinnen würde. Das Erlernen von Kernkompetenzen würde damit unterstützt und versteckte Fähigkeiten könnten auf diese Weise entdeckt werden.
Auch Bundesministerin Anja Karliczek sah eine Chance in der Digitalisierung, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Sie legte den Fokus zunächst auf die Förderung von Zukunftstechnologien. Es sei trotz jahrzehntelanger Vorarbeit immer noch viel zu tun. Vor allem in der Corona-Krise hätten sich Missstände offenbart, die man mit Geld allein jedoch nicht beheben könne. Der Wille zur Veränderung innerhalb der Wirtschaft sei entscheidend, um dem Fachkräftemangel entgegenzusteuern. Dazu müssten Arbeitgeber ihren Mitarbeitern die Gelegenheit zur Weiterbildung ermöglichen. Durch die Digitalisierung würden in den nächsten Jahren 1,5 Millionen Arbeitsplätze wegfallen, gleichzeitig kämen zwei Millionen hinzu, die erneut einen größeren Fachkräftemangel fördern würden. In Deutschland würde es immer zu viel Arbeit geben, statt zu wenig.
Zu einem weiteren wichtigen Punkt gehörte das Thema Schule. In der Corona-Krise hätte man auf die digitale Unterrichtsform zurückgreifen müssen. Diese Zeit sei eine Probephase für Lehrer sowie Schüler gewesen. Daher sei es essenziell, dass Lehrer eine bessere Weiterbildung im digitalen Bereich erhielten. Schließlich sei erfolgreicher Unterricht hauptsächlich an den Lehrern zu messen und nicht an der Anzahl der Schüler im Klassenraum oder den Schuljahren.
Dabei kam die Frage auf, ob die Verbeamtung der Lehrenden nicht einen gegenteiligen Effekt hätte. Lehrer müssten schließlich ebenso leistungsorientiert arbeiten wie Schüler. Laut der Bundesministerin würde der Lehrermangel dadurch lediglich begünstigt werden. Ein besseres Ziel sei ein Schulmanagement, das sich für die Lehrerfortbildung einsetzten würde.