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Bericht
06.12.2020
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Aus den Ländern (Nordrhein-Westfalen): Akademisierungswahn stoppen und berufliche Bildung stärken

Dialog mit Martina Hannen, Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion NRW für schulische Berufs- und Weiterbildung
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„Die berufliche Bildung ist aufgrund des Akademisierungswahns ins Hintertreffen geraten.“ Mit diesem Satz fasst Martina Hannen, Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion für schulische Berufs- und Weiterbildung, die aktuelle bildungspolitische Lage zusammen. Bezugnehmend auf die durch die FDP-Fraktion in Auftrag gegebene Bildungsstudie „Die Zukunft der beruflichen Bildung - Chancen, Herausforderungen, Potenziale“, zeigt sie Lösungswege aus der aktuellen Situation auf. Ihrer Meinung nach beneiden andere Länder Deutschland für sein duales Ausbildungssystem. Es müsse sichergestellt werden, dass die berufliche Bildung der akademischen nicht mehr nachgestellt sei. Der Wirtschaftsrat unterstützt dabei die Sichtweise Hannens, nach der allein eine gute Quote der Hochschulzugangsberechtigten nicht die Lösung sei. Gerade am Beispiel Schwedens lasse sich dies beobachten.

 

„Es gibt nicht den richtigen oder den falschen Weg.“ Nach Hannen benötige es die akademische ebenso, wie die berufliche Bildung. Um die berufliche Bildung aufzuwerten, argumentiert sie, dass man zuerst bei den Eltern ansetzen müsste. Hier müsse wieder ein Verständnis dafür einsetzen, dass berufliche Bildung ebenso gute Karrierechancen ermögliche, wie die akademische.

 

Hannen führt verschiedene konkrete Maßnahmen an, welche zu einer Besserstellung der beruflichen Bildung führen sollen. Um Anreize zu setzen, müsse es bestehende Förderungen für Studenten auch gleichermaßen für Auszubildende geben. Während es für Studenten ein Semesterticket gibt, existiere immer noch kein Azubiticket. Auch gäbe es keine günstigen Wohnmöglichkeiten für Auszubildende, obwohl Studentenwohnheime innerhalb der akademischen Bildung Standard seien. Dazu sollten auch Azubis die Möglichkeit haben, einen Auslandsaufenthalt innerhalb ihrer Ausbildung zu absolvieren. Aber auch unter dem finanziellen Aspekt müssten Stipendienprogramme für Auszubildende geschaffen werden. Durch das richtige Setzen von Anreizen und einer Aufklärungskampagne, könne die berufliche Bildung in Deutschland wieder konkurrenzfähig und der Fachkräftemangel angegangen werden.