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Bericht
26.09.2018
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"Bauen ist nicht schwierig!"

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Wie schafft man mehr Wohnraum? Wie reagiert man auf stetig wachsenden Zuzug in die Ballungsräume? Ist Nachverdichtung die Lösung? Muss der soziale Wohnungsbau intensiviert  werden?

 

Fragen, die nicht nur im Fokus der Bundespolitik stehen. Nur wenige Tage nach dem Wohngipfel im Bundeskanzleramt diskutierten Ende September Fachleute aus der Bau- und Wohnungsbranche mit Landesbauministerin Ina Scharrenbach beim baupolitischen Dialog, zu dem der Landesverband NRW des Wirtschaftsrates der CDU e.V. nach Köln eingeladen hatte. Gastgeber war die Unternehmensgruppe Bauwens GmbH & Co KG. Paul Bauwens-Adenauer, geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensgruppe und zugleich Landesvorsitzender des Wirtschaftsrates, begrüßte die zahlreichen Gäste.

Landesbauministerin Ina Scharrenbach umriss stichpunktartig das komplexe und vielschichtige Thema. Da ist der Wohnraummangel in den Ballungszentren, der allein durch Nachverdichtung nicht zu lösen sei, so die Ministerin. „Wir brauchen neue Stadtquartiere und das geht natürlich nur im Dialog mit den Kommunen und dem Umland.“  Scharrenbach sprach sich dafür aus, den sozialen Wohnungsbau weiter zu fördern und zugleich den Blick auf die Förderung durch Wohngeld zu richten:  „Ich halte diese Mischung für ganz wichtig.“  Einen Hebel für mehr öffentlich geförderten Wohnungsbau  bieten  etwa neue Rahmenbedingungen für den Verkauf von bundeseigenen Liegenschaften durch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, so Scharrenbach. Ebenso gelte es, ländliche Regionen abseits der Ballungsräume zu stärken, die, wie etwa Südwestfalen, über enorme Wirtschaftskraft verfügen.

Die Teilnehmer der Diskussion (Leitung: Ulrich Stockheim, Chief Communications Officer AGCO Corporation) sprachen sich entschieden dafür aus, die Gesetze des Marktes nicht außer Acht zu lassen. „Es darf keine Konkurrenz zwischen einer Stadt und einem privaten Entwickler geben, da fehlt mir das Verständnis für das Vorkaufsrecht der Kommune“, so etwa Jan Hendrick Froesch, Sprecher der Geschäftsführung der Convalor Projektpartner GmbH.  Einig waren sich die Fachleute darin, dass ein Übermaß an Regulierung, etwa bei energetischen Standards, zur Verteuerung des Wohnraums führt. Ebenso wurde die oftmals zögerliche Haltung von Kommunen bemängelt. „In den Räten sterben die Bauprojekte, nicht in der Landespolitik“, kritisierte Jens Bräutigam, Mitglied der Geschäftsführung der Wohnbau GmbH. Die Runde regte an, kommunale Entscheidungen für Bauprojekte zu unterstützen, indem Infrastruktur-Projekte im jeweiligen Stadtviertel gefördert werden. Marcel Abel, Vorsitzender der Landesfachkommission Bau, Immobilien und Smart Cities, verwies auf die Rolle der Infrastruktur und Digitalisierung im Wohnungsbau.

 

Dem Wissenschaftler in der Runde, Prof. Dr. Michael Voigtländer vom Institut der Deutschen Wirtschaft, blieb es vorbehalten, die komplexen Sachverhalte auf den Punkt zu bringen: „Ich habe manchmal den Eindruck, Bauen ist zu einer Art Raketenwissenschaft geworden. Wir machen es uns selbst schwierig; Bauen ist aber nicht schwierig.“