Digitalisierung muss Chefsache werden
Wie sieht die Verwaltung im Jahr 2030 aus war das zentrale Thema einer Arbeitssitzung der Landesfachkommission Zukunft.NRW im Düsseldorfer Industrie-Club. Wie könne der Staat auf die Herausforderungen von Fachkräftemangel, demografischen Wandel und Dekarbonisierung reagieren? Auf diese Frage gaben sowohl Dr. Dirk Günnewig, Staatssekretär im Ministerium der Finanzen Nordrhein-Westfalen als auch Dr. Christian Knebel, CEO der publicplan GmbH, Antworten und diskutierten intensiv nach einer Einführung der Co-Vorsitzenden Janine Jaensch und Lars Fiele. Beide betonten, dass sich Wirtschaft und Gesellschaft immer rascher und zum Teil auch disruptiv entwickeln würden. Diese beträfe insbesondere eine fortschreitende Digitalisierung unter Nutzung von KI. Daher so der Wirtschaftsrat, müsse Digitalisierung Chefsache werden.
Dr. Günnewig unterstrich die Bedeutung der Digitalisierung für die öffentliche Verwaltung, um auch in Zukunft einen kundenorientierten Service anbieten zu können und gleichzeitig attraktiv für Mitarbeiter zu bleiben. Dabei müssten neue Wege hin zu einem digitalen Finanzamt beschritten werden, um die sich verringernde Ressource Mitarbeiter für wesentliche Aufgaben, z.B. der Bekämpfung von Cyperkriminalität oder groß angelegten Steuerbetrug zur Verfügung zu halten. Nur so könne die Zukunftsfähigkeit des Landes sichergestellt werden und durch verlässliche Rahmenbedingungen ein ideales Umfeld für Investitionsentscheidungen der Unternehmen zu geben. Neben der geographischen Lage im Herzen Europas, einer guten Infrastruktur spräche auch eine zuverlässige Rechtsordnung und Verwaltung für den Standort, unterstrich der Staatssekretär. Allerdings habe er auch mit Nachteilen zu kämpfen. So sei das unterdurchschnittliche Wachstum beim BIP im Wesentlichen der in NRW ansässigen energieintensiven Unternehmen geschuldet, die unter den hohen Energiepreisen litten. Dr. Günnewig identifizierte drei interdependente Handlungsfelder: 1. Optimale Rahmenbedingungen für Wirtschaft und Gesellschaft durch Bürokratieabbau und gute Infrastruktur. 2. Stärkere Themenpriorisierung angesichts der beschränkten finanziellen und personellen Ressourcen müssen durch Digitalisierung und der Einsatz von KI die Verwaltungsprozesse vereinfacht und zum großen Teil automatisiert werden. 3. Vernetzung muss verbessert werden durch eine bessere Verknüpfung bestehende Prozesse, die flexiblere Strukturen schafft und einem verbesserten digitalen Bürgerservice.
Dr. Knebel, der sich als Unternehmer mit der Digitalisierung von Verwaltungen beschäftigt, betont, dass sich nur durch den Einsatz von mehr KI und einer stärkeren Digitalisierung, dem Fachkräftemangel entgegenwirke ließe. Bis 2030 würde sich die Anzahl der Verwaltungsmitarbeiter halbieren. Daher müsse bei der Digitalisierung ein Zeichen gesetzt werden. Er schlug vor, eine Stabsstelle in der Staatskanzlei einzurichten, die unabhängig von Wahlen die Digitalisierung aller Landesbehörden, aber auch der Kommunen vorantreiben sollte. Aus seiner Sicht würde durch die Gleichzeitigkeit bei den Digitalisierungsversuchen häufig Mehrfachstrukturen angelegt, die zudem nicht miteinander kompatibel seien. Daher so sein Votum, sei es sinnvoll, stärker auf Kompabilität zu setzen und durch Schnittstellendefinition, aber auch durch Nutzung von open-source-Lösungen mehr Vernetzung und Zusammenarbeit zu ermöglichen. „Ein gutes Beispiel sei Elster. Durch die Schnittstellen des staatlichen Programmes zu gängigen Steuerprogrammen privater Anbieter ist dies eine Erfolgsgeschichte geworden.“