Energie & (Geo)Politik: überschätzte Risiken | unterschätzte Resilienz?
Einen besonderen Gast begrüßte Ferdinand Herfeldt, Vorsitzender der Jungen Wirtschaftsrates Nordrhein-Westfalen, gemeinsam mit dem Sprecher der Sektion Düsseldorf und Landesvorstandsmitglied, Lars Fiele, im Düsseldorfer Industrie-Club. Mit Norbert Rücker, Leiter Economics & Next Generation Research bei der Bank Julius Bär & Co. AG, hieß der Wirtschaftsrat einen ausgewiesenen Experten willkommen, der extra aus der Schweiz zu diesem Austausch angereist war.
Ganz zu Beginn seiner Ausführungen betonte Rücker, der als Schweizer die deutsche Energiediskussion mit einer gewissen Verwunderung verfolge. Statt Daten und Fakten sei die Diskussion von Ideologie beherrscht mit der Folge, dass viele Entscheidungen nicht immer nachvollziehbar seien. Deshalb, so stellten die Teilnehmer der Veranstaltung fest, habe die rationale Herangehensweise und das tiefe Wissen, sowie die klare Analyse von Rücker beeindruckt.
Rücker unterstrich, dass geopolitische Ereignisse zwar viel Aufmerksamkeit erzeugten, aber sich kaum längerfristig auswirkten. So habe die Pandemie mit ihren Einschränkungen wie eine gewaltige Wirtschaftskrise gewirkt und ab 2021 zu einer Marktüberhitzung aufgrund noch Nachholungseffekten geführt. Bereits vor dem Ukrainekrieg hätten die Gaspreise angezogen, da China aufgrund von einer bestehenden Energieknappheit, stärker auf Energieimporte angewiesen war. Der Krieg löste eine Hysterie aus, die die Preise explodieren ließ, ohne einen sachlichen Grund, da weltweit ausreichend Gas vorhanden sei. Die Beruhigung der Märkte und damit der einhergehende Preisverfall sei, nicht das Ergebnis staatlicher Intervention, sondern allein den Marktkräften zu verdanken. Chinas Nachfrage nach Gas wurde rückläufig und die Preise gaben nach. Ein positiver Effekt sei gewesen, dass die regenativen Energien damit einen zusätzlichen Impuls erhalten haben und deutlich mehr in diesem Sektor des Energiemarktes investiert wurde. Diese Veränderungen werden bleiben, urteilte Rücker. „Der europäische Energiemarkt habe sich als resilient erwiesen, was ein Ergebnis des Marktdesigns sei. Dieses Modell kopiere China nun.“