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Bericht
13.04.2023
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Energiepolitische Zeitenwende – Die Welt blickt auf Deutschland

Die bisherige Hoffnung, dass Deutschland mit günstigem russischem Erdgas den Weg zu regenerativen Energie schafft, ist durch den Ukraine-Krieg beendet.
©Wirtschaftsrat

„Wir erleben eine geopolitische Zeitenwende. Sie gilt nicht nur für die Verteidigungspolitik, sondern ebenso für die Energieversorgung. Das Zeitalter der Unschuld ist beendet. Die bisherige Hoffnung, dass Deutschland mit günstigem russischem Erdgas den Weg zu regenerativen Energie schafft, ist durch den Ukraine-Krieg beendet. Damit stellt sich die Frage einer verlässlichen Energieversorgung zu bezahlbaren Preisen neu. Die Politik hat sich entschieden fast gleichzeitig aus Kern-, Braun- und Steinkohle als Energieträger auszusteigen“, leitete Joachim Rumstadt, Mitglied des Bundes-und Landesvorstandes des Wirtschaftsrates und langjähriger Manager im Energiesektor seinen Vortrag vor der Sektion Essen/Westliches Ruhrgebiet des Wirtschaftsrates der CDU e.V. ein.

Essen sei die Energiehauptstadt in Deutschland. Sowohl RWE als auch E.ON haben ihren Firmensitz in Essen. Ebenso werde der Name der Stadt verbunden mit einem der großen Industriekonzerne Deutschlands, Thyssen-Krupp. Im Nahen Duisburg befinde sich Europas größte Stahlproduktion und damit werde die Frage nach international wettbewerbsfähigen Produktionstätten im Ruhrgebiet besonders deutlich. Ohne eine Grundstoffindustrie bestehe die Gefahr, dass auch Weiterverarbeitungsprozesse ins Ausland verlagert werden. „Die Energiepreise entwickeln sich zur Schicksalsfrage für die deutsche Industrie. Daher blickt die Welt gespannt auf die Entwicklung in Deutschland. Denn gelingt es nicht, das energiewirtschaftliche Dreieck neu zu justieren, dass auch weiterhin industrielle Produktion in Deutschland bleibt, wird dies Auswirkungen auf den Prozess der Neuausrichtung der Energieversorgung in anderen Teilen der Welt haben.“

Rumstadt führte aus, dass bislang die drei nun kurz vor der Abschaltung stehenden Atommeiler sich dämpfend auf den Strompreis ausgewirkt hätten. In seiner Tour d’Horizont berichtete der Energie-Manager über die Gesamtsituation der deutschen Energiepolitik und welche Herausforderungen sich der Industriestandort Deutschland in Zukunft gegenüber sehen wird. Eines ist klar betonte Rumstadt: „Es müssen der breiten Bevölkerung die Zusammenhänge der Wertschöpfungsketten verdeutlicht werden“. Solange jedoch die energiepolitische Rahmendebatte von Aktivismus und politischer Ideologie gesteuert würde, könne seine Prognose nicht positiv sein, so Rumstadt. Wenn nicht alle Register der Energieerzeugung gezogen würden, wird es in Deutschland keine Perspektive für die energieintensive Industrie geben. „Wie die Energiepolitik derzeit von Politik und Zivilgesellschaft gestaltet wird, haben wir es mit einem Masterplan für eine Deindustrialisierung zu tun“, befürchtet Rumstadt, daran werde die Diskussion über den Hoffnungsträger Wasserstoff kaum etwas ändern.