Fachkräftemangel und Unternehmensnachfolge
„Ich gelte in der Baubranche als schwervermittelbar. 37 Jahre in diesem Bereich tätig zu sein, ist eine lange Zeit und seit 2012 bin ich Geschäftsführender Gesellschafter der Heitkamp Unternehmensgruppe“, leitete Jörg Kranz vor den Mitgliedern der Sektion Essen des Wirtschaftsrates in seinen Bericht über die Erfahrungen von Unternehmensnachfolge und Fachkräftemangel ein. Sektionssprecher Joachim Rumstadt freute sich mit dem renommierten Unternehmer über die Zukunft eines der bekannten Bauunternehmen in NRW zu sprechen.
Zunächst stellte Kranz die Unternehmensgruppe vor, u.a. die Heitkamp Schnellbaubrücke und den Heitkampcampus des 130 Jahre alten Unternehmens aus Herne. Besonderes Highlight war die Sprengung der Rahmedetalbrücke. Besondere Herausforderung sei dabei gewesen, dass die Brücke genau so fällt, wie geplant.
Die zentrale Frage sei, wie kann ein Unternehmen interessant sein für junge Menschen insbesondere im Baubereich? Dazu zählt nicht nur die übliche Wege gehen, sondern man muss gute Rahmenbedingungen schaffen. Daher wurde der Heitkampcampus entwickelt und gebaut mit offen Büroflächen und variablen Arbeitsplätzen. Ebenso zählt eine umfassende Digitalisierung. Aber auch innovative Techniken, so spart das Konzept der Schnellbaubrücke massiv CO2, da weitgehend kein Beton verbaut werde, sei auch der Rückbau problemlos möglich. Zudem suche man aktiv in der Mongolei nach neuen Fachkräften, die eine Ausbildung und Sprachkurse erhalten. Zudem habe man eine Mitarbeiterbeteiligungsgesellschaft, der Heitkamppro. Anteile können von allen Mitarbeiter die länger als ein Jahr im Betrieb sind für 2500 Euro gekauft werden. Einmaliges Modell im Baubereich, das erfolgreich ist, stellte Kranz frei. Der Firma gehören der Maschine- und Fuhrpark. Seitdem gingen die Mitarbeiter viel sorgfältiger mit den Maschinen um, da sie ihnen mit gehören.
Das Thema Unternehmensnachfolge müsse frühzeitig angegangen werden. „Am Ende gehört auch immer ein Stück Glück dazu, dass die Kinder das Unternehmen weiterführen“, stellte Kranz fest. Zunächst habe es so ausgesehen, dass der Sohn in das Unternehmen eintreten werde. Er sei nun Oberarzt. Die Tochter habe Betriebswirt studiert und gearbeitet. In einem Afrikaurlaub sei sie auf ihn zugekommen und teilte mit, dass sie sich durchaus eine Mitarbeit vorstellen könne. Er habe ein Plan aufgestellt wie in drei, fünf oder zehn Jahren das Unternehmen sein könnte. Als er nach drei Jahren seine Tochter fragte, wie es weiterginge, teilte sie mit, dass sich für sie diese Frage nicht stelle. Heute ist sie die kaufmännische Geschäftsführerin.