Thomas Kleine-Brockhoff zur neuen US-Regierung

Spannende Ausführungen des Otto-Wolff-Direktors der DGAP, Thomas Kleine-Brockhoff, zur aktuellen strategischen Ausrichtung der neuen Trump-Administration erlebten die Mitglieder des Wirtschaftsrates und des DGAP NRW im Industrie-Club Düsseldorf.
Unterhaltsam führte Thomas Kleine-Brockhoff, Otto Wolff-Direktor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), im Düsseldorfer Industrie-Club in eine ernste und tiefe Analyse mit vielen warnenden Hinweisen ein und dankte sowohl Uwe Rittmann vom Wirtschaftsrat als auch Lenka Heimöller von der DGAP NRW.
Trump sei revolutionär, transformativ, imperialistisch und anti-europäisch. Aber dies gelte nicht für Trump allein, sondern für eine Reihe von US-Politikern. Der Präsident versuche, eine neue Weltordnung zu schaffen. Innerhalb seines Weltbildes sei er kohärent und verfolge eine Strategie, die durchaus an amerikanische Traditionen anknüpfe. So greife er den alten Isolationismus auf und verzichte damit auf den Anspruch der USA, als Weltmacht ihre militärische Fähigkeit überall einzusetzen zu wollen. Vielmehr sehe er die Welt in drei Einflusszonen aufgeteilt, analog der Politik Roosevelts. Jede der drei Großmächte könne in ihrer Einflusszone selbstständig agieren. Daher passe es auch, dass er die territoriale Integrität selbst von Bündnispartnern wie im Falle Grönland infrage stelle. Viele Europäer hätten nicht damit gerechnet, dass Trump Europa als Gegner betrachte und damit die Einheit Europas bezweifele. Für ihn stünden die Ukraine und Europa nicht im politischen Fokus, da sie aus seiner Sichtweise zur russischen Einflusssphäre gehörten. Insofern könne er mit Putin auf Augenhöhe verhandeln. Allerdings sei Putin ein Maximalist sowie Revisionist und verfolge seine Ziele mit langem Atem.
Wie sollte Europa auf diese neue Herausforderung reagieren? Thomas Kleine-Brockhoff warnte davor, mit Disruption auf Disruption zu antworten. Noch sei Europa nicht verteidigungsfähig. „Wir brauchen Geld, Zeit und die Kooperation mit den USA, um das Fenster der Unsicherheit zu schließen.“ Der Aufbau einer europäischen Armee dauere zu lange. Europa müsse die Struktur der NATO nutzen und könnte damit auch auf die Möglichkeiten der NATO-Partner Großbritannien, Kanada und Türkei zurückgreifen, stellte Kleine-Brockhoff fest und leitete in eine spannende Diskussion ein.