Dekarbonisierung des Gebäudebestandes - Wirtschaftlichkeit beachten!
Jens Schuberth vom Umweltbundesamt (UBA) stellte im Rahmen einer Videokonferenz der Landesfachkommission Energie und Umwelt die 13 Thesen für einen treibhausgasneutralen Gebäudebestand vor und zur Diskussion. Dabei wurden interessante Fakten, aber auch kritische Anmerkungen vorgetragen und erörtert.
Um die Ziele der Dekarbonisierung des Gebäudebestandes bis 2050 zu erreichen, müssten der Endenergieverbrauch und die CO2-Emissionen im Gebäudebestand stärker sinken als bisher. Für das Jahr 2020 ließ sich für den Gebäudestand in Deutschland konstatieren, dass das CO2-Minderungsziel knapp verpasst worden sei. Der Heizenergieverbrauch der Einfamilienhäuser sinke seit 2014 nicht mehr, während bei Mehrfamilienhäuser eine langsame Abnahme zu verzeichnen sei. Einsparungen würden teilweise durch steigende Wohnflächen kompensiert, so Schuberth. Die Sanierungsquote und –tiefe beim Gebäudebestand seien zu gering. Nach Auffassung des UBA dominiere der allgemeine Preisanstieg die Entwicklung der Baukosten. Die Energieanforderungen würden nur wenig zur Preisentwicklung beitragen. Insgesamt, so Schuberth, müssten die politischen Rahmenbedingungen die klimaverträglichen Gebäudestandards wirtschaftlicher machen!
Der Einsatz von Wärmepumpen sei für die Energieeinsparung ein ausgesprochen gutes Instrument, das gerade bei Einfamilienhäusern und teilsanierten Gebäuden sinnvoll sei. Wasserstoff und synthetisches Methan, so der Experte, seien beim Heizen im Gebäudesektor hingegen nicht hilfreich. Wichtig sei, dass bei Bau- und Sanierungsvorhaben die Akteure passgenau unterstützt werden müssten. Da gerade die ökonomischen Randbedingungen die Dekarbonisierung prägten, müssten diese zur Beschleunigung des Prozesses beitragen. Hierzu zähle auch die CO2-Bepreisung als Einstieg in die Internalisierung der Klimakosten.
In der regen Diskussion wurde seitens der Kommissionsmitglieder gefordert, dass die geplanten Maßnahmen auch auf ihre Plausibilität und Wirtschaftlichkeit hin überprüft werden müssten.
Kommissionsvorsitzender Dr. Stefan Deibel machte deutlich, dass das Verhalten bei der Dekarbonisierung nur über den Preis erfolgreich geändert werden kann. „Aufklärung und Schulungen sind natürlich immer gut. Verbote sind nicht kontrollierbar, höchstens Zuteilungen der Energie. Aber dann würden wir unsere freiheitliche Wirtschaftsordnung verlassen, was wir absolut nicht wollen“, so Dr. Deibel abschließend.