Aus den Ländern (Sachsen-Anhalt): Digitalisierung und ÖPNV in Corona-Zeiten
Welche Bedeutung die Digitalisierung unserer Lebens- und Arbeitswelt hat, wurde in Zeiten des Lockdowns in der Corona-Zeit besonders deutlich. Eigentlich sollte dieser Tag eine Führung durch die HVB in Halle werden. Coronabedingt kam es aber anders. Die Veranstaltung der Landesfachkommission Internet und Digitale Wirtschaft mit Christoph Bernstiel MdB und Vinzenz Schwarz, Vorstand der Halleschen Verkehrs-AG, am Donnerstag, den 11. Juni 2020, fand virtuell statt.
Bei seinem Impulsvortrag erwähnte der Bundestagsabgeordnete Christoph Bernstiel, dass CoVid- 19 ein Katalysator für Innovation im Bereich Digitalisierung gewesen ist und damit einen Innovationsschub in Deutschland ausgelöst hat. Auf der anderen Seite standen Themen wie Datenschutz und Cybersicherheit im Hintergrund, so fügt Bernstiel hinzu. Er hoffte jedoch auch, „dass diese Krise für die kleinen und mittleren Unternehmen, so wie Arzt-Praxen, die sich noch der Digitalisierung verweigerten, ein Weckruf war, um über ihre IT-Infrastruktur nachzudenken, zu modernisieren und zu investieren, gerade in einem Flächenland wie Sachsen-Anhalt“.
Weiter sprach er über das Konjunkturpaket der Union, das im Parlament diskutiert wird, das aus 57 Punkten bei etwa 156 Milliarden Euro besteht und das unter anderem die Modernisierung des ÖPNV mit einer geplanten Summe von 5 Milliarden Euro angehen wird. Die Cyberagentur – ein Herzensprojekt von Christoph Bernstiel - mit einem Investmentvolumen von 200 Millionen Euro und der Schaffung von 100 neuen Arbeitsplätzen hat nun endlich einen Forschungsdirektor – Christoph Igel - der in den Startlöchern steht, um den Betrieb in den nächsten Tagen in Halle aufzunehmen. Die Agentur für Innovation in der Cybersicherheit GmbH – so der offizielle Name – soll vor allem Forschung anstoßen, die dazu führen soll, dass Deutschlands innere und äußere Cybersicherheit mittelfristig gesichert werden soll.
Für den Vorstand der Halleschen Verkehrs-AG, Vinzenz Schwarz, war 2020 leider kein „Erfolgsjahr“. Der Versuch, „eine aktive Rolle bei der Eindämmung der Corona-Pandemie zu spielen und die Kunden zu halten und zu retten, war und ist immer noch eine Herausforderung für uns“, sagt Herr Schwarz. Vor der Corona Zeit hatten die Kunden Bestnoten für das Unternehmen und seine Performance vergeben. Die HVG hat im Jahr 2019 56,7 Millionen Fahrgäste bewegt und stellt als Dienstleister für die nächsten 22,5 Jahre die Verkehrsdienstleistung der Stadt Halle sicher. Das bedeutet für die Arbeitnehmer und die Geschäftsführung langfristige Planungssicherheit aber auch viele Herausforderungen. Bei der Bewältigung dieser Herausforderungen hilft die Digitalisierung zum Beispiel beim Ticketverkauf mit neuen Bezahlfunktionen, bei der Planung der Tagesinformationssystemen zum Bespiel über digitale Haltestellenanzeigen. Grundsätzlich sollen wenig Kilometer gefahren werden, wenig Fahrzeuge bewegt werden und geringe Anzahl von Personal eingesetzt werden, um Kosten zu sparen, auf der anderen Seite aber sollen viele Fahrgäste bewegt werden, der ÖPNV soll überall und am besten gleichzeitig in der Stadt unterwegs sein und nicht nur die „Stoßzeiten“ abdecken.
In diesem Spannungsfeld gilt es, die Straßenbahn, die seit 1890 in Halle beheimatet ist, und den ÖPNV zu modernisieren – natürlich mit den notwenigen Komplementär-Finanzierungen aber auch ein angemessenen Tempo für alle Beteiligten. Sachsen-Anhalt hat historisch eine gute „Straßenbahnvergangenheit“. Noch heute fahren Straßenbahnen nicht nur in Halle und Magdeburg sondern auch in den kleineren Mittelstandszentren Halberstadt und Dessau.
Zukünftig soll es auch im ÖPNV Bereich Projekte zur Mobilisierung und zu Digitalisierung wie das autonome Fahren geben. Wir sind gespannt, wann die erste „führerlose“ Straßenbahn durch Halle fahren wird und freuen uns, auf einen weiteren Termin vor Ort im Unternehmen.