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Bericht
06.09.2022
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“Wirtschafts-Frühstück der Sektion Leipzig”

Im September 2019 läuft die Nachricht über den Ticker: “Die Agentur für Sprunginnovationen kommt nach Leipzig”. Die Begeisterung darüber ist groß, zumal die Bundesregierung nach der Cyberagentur in Halle noch eine zweite Bundesagentur mit dem Ziel der Innovationsförderung in Ostdeutschland ansiedelt.

Mit Rafael Laguna de la Vera, Direktor der in Leipzig ansässigen Bundesagentur für Sprunginnovation SPRIND
©Wirtschaftsrat
Entsprechend hoch waren das Interesse und der Andrang bereits am frühen Morgen, um von  Rafael Laguna über die Ziele und die weitere Entwicklung der Agentur zu hören. Mehr als 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erschienen zu unserem Diskussionsformat bei Kaffee und Croissants im Macis-Restaurant in der Markgrafenstraße.

Was kaum jemand weiß: Rafael Laguna, ist gebürtiger Leipziger, wurde 1964 in der Universitätsfrauenklinik geboren. Als Sohn eines spanischen Vaters konnte er mit der Familie 1974 in die Bundesrepublik ausreisen, wo sie sich im Sauerland niederließ.

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v.l.n.r.: Dr. Jan Boehm, Sprecher der Sektion Leipzig; Rafael Laguna de la Vera, Direktor der  Bundesagentur für Sprunginnovation SPRIND

Im Alter von 16 Jahren gründete er sein erstes Software-Unternehmen, studierte lediglich für etwa drei Wochen Informatik an der Universität Dortmund. Unternehmertum war ihm wichtiger: Laguna war Gründer, Interimsmanager und Berater für Venture Capital Fonds. U.a. war er an der Rettung und dem Verkauf der Nürnberger SUSE Linux an Novell beteiligt. Er leitete 12 Jahre als CEO die Firma Open-Xchange, die er 2005 mitgründete. 2019 wurde er von der von Angela Merkel geführten Bundesregierung berufen, um als Gründungsdirektor die Bundesagentur für Sprunginnovationen aufzubauen. Ein Abenteuer, dem er sich gerne stellte, schließlich „kann man mit Mitte 50 auch mal an zurückgeben an ein Land, das es gut mit mir gemeint hat und in dem ich gerne lebe.“

Die Grundidee von SPRIND: Neu denken, neu machen, radikal sein und alles in Frage stellen. So entstehen Sprunginnovation.

Wie sieht es aktuell mit der Innovationskraft in Deutschland aus? Die Gründerzeit des ausgehenden 20. Jahrhunderts bis zum Ende der Weimarer Republik, während dessen in Deutschland Chemie-, Pharma- und Automobilindustrie entstand liegt lange zurück. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde in Deutschland zwar erfolgreich Bestehendes wiederaufgebaut und „schrittweise inkrementell verbessert“. Die neuen Industrien – Hardware, Software, Internet, Mobilfunk – entstanden größtenteils in den USA und Asien; meist mit deutlich mehr Staatsgeld unterstützt, als man heute denkt. Ohne öffentliche Gelder funktionieren Sprunginnovationen heutzutage selten.

Deutschland ist nach wie vor Spitze in der Grundlagenforschung. Allerdings gelingt hierzulande die Überführung dieses Wissens in neue Unternehmen, die volkswirtschaftlichen Nutzen schaffen, kaum. Rafael Laguna: „Bahnbrechende Erfindungen haben wir viele gemacht, auch in letzter Zeit. Denken Sie zum Beispiel an das mp3-Format, das an einem Fraunhofer-Institut entwickelt wurde. Der iPod von Apple oder Spotify kommen aber nicht aus Deutschland. Diese Dinge bauen auf dem mp3-Format auf und haben ganz neue Geschäftsmodelle implementiert und neue Industrien erzeugt. Ich mache mir um die Erfindungen also weniger Sorgen. Aber die Frage ist, ob wir es hinkriegen, einen wirtschaftlichen Nutzen daraus zu ziehen. Und das wird die Aufgabe der Agentur sein.“

Diesen Gründergeist müssen wir in Deutschland weiter fördern, und es gibt ihn, wie man an der Erfolgsgeschichte von Biontech sieht. Wichtig ist aber auch die finanzielle Unterstützung über einen langen Zeitraum hinweg in Bereichen, in denen privates Kapital nicht oder nicht ausreichend zur Verfügung steht.

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Bei SPRIND engagiert man sich z.B. bei Projekten wie einem Kandidaten für ein Alzheimer-Medikament oder bei neuartigen Höhenwindrädern. Im Rahmen der Innovationswettbewerbe, zu denen die Bundesagentur aufruft, den SPRIND Challenges, arbeiten ausgewählte Teams an skalierbaren Lösungen, um CO2 der Atmosphäre zu entziehen und daraus langfristig werthaltige Produkte zu machen, oder suchen neue, antivirale Wirkstoffe. Dafür soll die auf vorerst 10 Jahre angelegte SPRIND insgesamt rund 1 Milliarde Euro aus dem Bundeshaushalt bekommen.

Auch vor dem Hintergrund der aktuellen Energiekrise gibt es für Laguna nur eine Antwort: “Wir können uns aus der Krise nur herausinnovieren.”

Was Ansiedlungen innovativer Industrien angeht, sind wir in Leipzig und Deutschland gar nicht so schlecht. Auch an der Entscheidung von Intel, das 17 Mrd. Euro ab 2023 in den Bau einer neuen Chipfabrik in Magdeburg investieren will, war Laguna beteiligt. Zuerst in der Vorbereitung des EU Chips Acts der Europäischen Kommission. Dann im europäischen Wettstreit um die Verteilung der Standorte, bis der Zuschlag endgültig nach Magdeburg ging.

Darin waren wir uns alle einig: Die Probleme der Welt lösen wir vor allem durch neue Innovationen, die das Leben Vieler besser machen. Und wir haben noch einiges zu tun auf unserem Weg, Unternehmertum einfacher, unbürokratischer und damit attraktiver zu machen.

Herzlichen Dank, lieber Rafael Laguna, für den engagierten Vortrag!