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Bericht
25.05.2021
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"Betrachtungen über die Menschwerdung des Affen: Entwicklungs- und Innovationspotenziale für die sächsische Wirtschaft"

Welchen Beitrag kann Friedrich Engels Artikel über den Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen für die Leistungsfähigkeit der sächsischen Wirtschaft und die Wettbewerbsfähigkeit des Westens gegenüber China leisten? Zu einem Austausch darüber kam es gestern mit Bernd Liske. Der studierte Mathematiker hat gerade sein Buch Aphorismen für die Menschwerdung des Affen veröffentlicht.

Ein intellektueller und philosophischer Austausch mit Bernd Liske, Inhaber der Liske Informationsmanagementsysteme
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Die Wirtschaftskraft, der Wohlstand und der soziale Frieden in Deutschland und Sachsen sind wachsenden Herausforderungen ausgesetzt. Dazu zählen der Aufstieg Chinas, der technische Fortschritt, der demografische Wandel, die Belastung der Haushalte aber auch Krisen wie die Banken- und die Corona-Krise. Wie gelingt es den individuellen und unternehmerischen Substanzwert der Unternehmen zu stärken, um sie so resilienter gegen diese Probleme zu machen?


In einem Essay, das in das Buch einfloss, nimmt Bernd Liske die Arbeit von Friedrich Engels zum Anlass, darauf Antworten zu finden. Er arbeitet heraus, dass die Menschwerdung des Affen noch nicht abgeschlossen ist und die Arbeit Teil der umfassenderen Kategorie der Auseinandersetzung ist. In beidem identifiziert er große, ungenutzte Potentiale, die für die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft und den gesellschaftlichen Zusammenhalt von großer Bedeutung sind.


Denker wie Konfuzius, Platon und Aristoteles, aber auch Johann Wolfgang von Goethe in seinem Gedicht Das Göttliche haben Vorstellungen darüber entwickelt, was einen Menschen ausmacht. Die Orientierung an den Grundtugenden der Klugheit, der Gerechtigkeit, der Tapferkeit und der Mäßigung führt uns heute zu Impulsen wie die, die Bereitschaft zur Auseinandersetzung zu entwickeln sowie das Lesen und Kreativitätstechniken viel stärker zu nutzen. Nach Prof. Dr. Hans-Jürgen Quadbeck sind die wichtigsten Innovationen die, welche das Denken verändern. Doch es geht auch darum, die kognitive Diversität in den Unternehmen zu erhöhen, dem Leitbild des ehrbaren Kaufmanns zu folgen sowie offener und nicht zuletzt ehrlicher miteinander umzugehen. Das Prinzip von Treu und Glauben zu leben, heißt, dem gesprochenen Wort vertrauen zu können – auch als Aspekt der Achtung gegenüber dem, der es ausgesprochen hat.


Entlang „Wir verlernen zunehmend, uns auseinanderzusetzen, weil wir es vermeiden, uns auseinanderzusetzen“ müssen wir uns auf hilfreiche Tugenden wie die Courage besinnen, die uns ermöglicht, an den richtigen Stellen „ja“ oder auch „nein“ zu sagen. Auch Kritik zu üben und der Kritik an sich mit Wohlwollen zu begegnen, sind große ungenutzte Potentiale. Das gilt auch dafür, das Schweigen aufzubrechen.


Kurzum, wir dürfen keine Angst vor kritischer Auseinandersetzung – auch in gesellschaftlichen Fragen – haben, weil sie uns Erfahrungen ermöglicht und das Selbstbewusstsein stärkt. Wir sollten im Sinne Goethes edel, hilfreich und gut sein, um so einem Wertekanon zu folgen, der das unternehmerische und gesellschaftliche Klima verbessert. Wenngleich in der heutigen Zeit eher das „Ja-Sagen“, das „Weckducken“ und das „buckeln“ belohnt werden, sollten wir verstehen, dass die vor uns liegenden Herausforderungen es notwendig machen, den „aufrechten“ Gang zu üben und ihn unseren Mitarbeitern zu ermöglichen – auch dadurch, dass wir Ihnen mehr Verantwortung geben.


Die Herausforderungen werden auch über die Kondratieffschen Wellen deutlich – einem von mehreren theoretischen Ansätzen, mit denen Konjunkturzyklen beschrieben werden. Gegenwärtig befinden wir uns in dem durch die Informations- und Kommunikationstechnik bestimmten fünften Kondratieff. Für das große Nachdenken darüber, was den sechsten Kondratieff bestimmen wird, liefert Bernd Liske in seinem Buch und in seinem Vortrag einen vollkommen neuen Blickwinkel, wenn er die Notwendigkeit zum Ausdruck bringt, dem Mangel in der Gesellschaft an individueller Fähigkeit entgegenzutreten, tiefer in den gedachten Raum vorzudringen und im realen Raum Mensch zu sein.


Was einen Menschen ausmacht, drückt er so aus: "Mensch zu sein, muss heute oft heißen, anders zu sein. Mensch sein heißt, dass nicht der Kampf um das goldene Kalb das Handeln bestimmt, sondern die Nützlichkeit – für Andere, für die Gesellschaft, für die Natur. Mensch sein heißt, nicht hinter dem Rücken gegen Andere, sondern offen zusammen mit anderen zu wirken (die anders sein können und zunehmend anders sein müssen): Weil es sonst nicht tugendhaft – nicht menschlich – ist. Mensch sein heißt, nicht Teil einer uniformen Herde, sondern Individuum in der Gemeinschaft zu sein: Und in ihr gut zu sein bei der Ausschöpfung der Individualität. Mensch sein heißt, nicht Christ zu sein, sondern Christus.“


Herzlichen Dank an Bernd Liske für seine diesbezüglichen Denkanstöße. Das Kennwort für seinen Vortrag ist „nMJ45ZMC“.