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Bericht
14.09.2020
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"Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft nach der Corona-Krise"

Wo befindet sich die deutsche Wirtschaft nach einem halben Jahr der Corona-Krise? Ist das deutsche Vorkrisen-Geschäftsmodell noch zeitgemäß? Diese Fragen beantwortete Prof. Dr. Peter Bofinger als Gast des „Mitteldeutschen Wirtschaftsdialogs des Wirtschaftsrates“ am15. September 2020.

"Geschäftsmodell der deutschen Wirtschaft ist unter starkem Druck."
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In der Veranstaltungsreihe der mitteldeutschen Länder ging Prof. Dr. Peter Bofinger von der Universität Würzburg auf den IST-Zustand nach einem halben Jahr der Pandemie ein. Obwohl sich Deutschland in einer zweiten Corona-Welle befinde, sei die Relation zwischen der Zahl der Neuinfektionen und der Zahl der Todesfälle nicht mehr erkennbar. Trotzdem sei ein Wirtschaftseinbruch für 2020 zu erwarten, der deutlich stärker als zur Finanzkrise 2009 ausfällt.
Der Einbruch erfasst die Wirtschaft sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite. Dies macht die Corona-Krise einzigartig in der jüngeren Wirtschaftsgeschichte. Demgegenüber seien schnelle und konzertierte Maßnahmen seitens der Bundesregierung zur Sicherung der Liquidität, Solvenz und zur Stimulierung der Nachfrage richtige und erfolgsversprechende Reaktionen. Prof. Bofinger merkte an, dass gezielte Maßnahmen zur Konsumbelebung besser gewesen wären, als eine allgemeine Senkung der Mehrwertsteuer und der Auszahlung des Kinderbonus‘. Trotzdem zeigen die Maßnahmen aus “Bazooka” und “Wumms” erkennbare Verbesserungen und lassen die Hoffnung wachsen, dass die Krise in einem “V” verlaufen könne.
Insgesamt sei festzustellen, dass die Corona-Krise wie ein Brandbeschleuniger auf das bereits zuvor unter Druck geratene deutsche Wirtschaftsmodell zu werten sei. Der starken Exportorientierung wirken Protektionismus und De-Globalisierung entgegen, der starken Industrieorientierung wirke der Trend zur Digitalisierung und Dekarbonisierung ebenfalls entgegen. Der bisher starke Fokus auf den verbrennerorientierten Automobilsektor werde durch neue Mobilitätskonzepte und neue Antriebsformen bedroht. Hier seien gezielte Investitionen in die ökologische und technische Transformation notwendig, um neue Wachstumsimpulse freizusetzen und volkswirtschaftlich gestärkt aus der Krise herauszukommen.