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Bericht
17.02.2021
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Aus den Ländern (Sachsen/Thüringen/Sachsen-Anhalt): Langfristige Auswirkungen von Covid-19 auf den Arbeitsmarkt

Mitteldeutscher Wirtschaftsdialog mit Klaus-Peter Hansen, Vorsitzender der Geschäftsführung der Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion Sachsen
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Das Mittel des Kurzarbeitergeldes wurde flächendeckend über alle Branchen hinweg in Anspruch genommen - deutschlandweit allein von der Gastronomie zu 86 Prozent und vom Einzelhandel zu 43 Prozent - und stellt einerseits ein probates Mittel zur Krisenbewältigung, aber andererseits auch eine enorme Belastung für das Budget der Bundesagentur für Arbeit dar. Viele Unternehmen stehen vor der Insolvenz, und deren Mitarbeiter haben berechtigte Ängste, auf kurz oder lang ihren Job zu verlieren. Momentan rangiert die Arbeitslosigkeit in Sachsen mit einer Quote von 6,6 Prozent - deutschlandweit liegt sie bei 6,3 Prozent - sowie mit einer Arbeitslosenzahl von rund 139.000 Menschen noch auf einem Niveau, das noch keinen Grund zu extremer Besorgnis liefert. Doch wie lange lässt sich dieser Wert noch halten und was ist bei einem weiter andauernden Lockdown die Folge für den sächsischen Arbeitsmarkt? Diese und weitere Fragen konnte der Wirtschaftsrat mit Klaus-Peter Hansen besprechen.

Man kann festhalten, dass der Agentur-Chef ein positiver Mensch ist und die Corona-Folgen gar nicht so negativ betrachtet, wie viele vermuten. Bereits zum Jahresende 2021 hält Klaus-Peter Hansen eine Arbeitslosenquote von unter sechs Prozent in Sachsen für möglich. Dabei darf nicht vergessen werden, dass es im Freistaat schon viel schlimmere Phasen für den Arbeitsmarkt gab. Zwischen 1998 und 2005 rangierte die Arbeitslosenquote durch den Strukturwandel im Land und die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfeauf Werten zwischen 17,5 und 18,3 Prozent.

Aktuell beträgt die Kurzarbeiter-Quote in Sachsen fünf Prozent, was unter dem Deutschlandschnitt von 6,1 Prozent rangiert. Rund 130.000 Menschen befinden sich in Sachsen aktuell in Kurzarbeit, zehn Prozent aller Betriebe haben im Freistaat Kurzarbeit angemeldet. Das Kurzarbeitergeld hilft die Krise zu überbrücken, doch angesichts der nahezu aufgebrauchten Rücklagen der Arbeitsagentur musste der Bund bereits Steuermittel zur Sicherung der Auszahlungen bereitstellen. Es ist davon auszugehen, dass rund 90 Prozent der Kurzarbeiter wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen werden. Das heißt aber auch, dass zehn Prozent der  Menschen in Kurzarbeit ihren Job, zumindest kurzfristig, verlieren werden. Da jedoch die Jobwechsel-Mobilität der Arbeitnehmer stark zugenommen hat, ist davon auszugehen, dass auch diese zehn Prozent schnell wieder einen Arbeitsplatz finden werden. Es kommt hierbei stark auf die Motivation jedes Einzelnen an.

Auch für die Dramatik bei Insolvenzen gibt der Agentur-Chef Entwarnung: Derzeit befinden wir uns auf dem tiefsten Stand von Insolvenzen in Sachsen innerhalb der vergangenen 25 Jahre. Jedoch kann ein „stilles Sterben“ - sodass es etwa keine Nachfolge im Unternehmen - konstatiert werden. Was jedoch nach dem Aussetzen der Insolvenzantragspflicht folgt, kann man derzeit nicht abschätzen - eins ist jedoch zu vermuten: Die Insolvenzen werden ansteigen, Unternehmer müssen aufgeben und Familien werden daran zu kämpfen haben.

Der Ausbildungsmarkt kann als stabil eingeschätzt werden, ein „Corona-Jahrgang“ ist (noch) nicht zu verzeichnen. In Sachsen sind rund 2.300 Ausbildungsstellen unbesetzt und ganz oben auf der Wunschliste der Unternehmer rangieren Einzelhandelskaufleute, Verkäufer, Bürokaufleute und Mechatroniker.

Um gut aus der Krise zu gelangen, sollten Unternehmen auf Weiterqualifizierung ihres Personals setzen - auch um den Anforderungen an die zugenommene Digitalisierung und Homeoffice gerecht werden zu können. Dafür offeriert die Bundesagentur für Arbeit ein breites Angebot. Auf natürlichem Weg  - „Kellner finden einen neuen Wirt“ -, durch Eigeninitiative oder Umorientierung könne sich auf diese Weise eine drohende Arbeitslosigkeit „veratmen“, ist sich der BA-Chef in Sachsen sicher. Der Wirtschaftsrat dankt Klaus-Peter Hansen ausdrücklich für seinen dezidierten Einblick in den Arbeitsmarkt und freut sich auf ein reales Treffen mit dem Agentur-Chef.