Chemnitzer Unternehmer wollen zurück zur Sachlichkeit
„Chemnitz ist eine Schande für Deutschland!“ Dieser Satz von Bundesaußenminister Heiko Maas hat Detlef Wuttke, Mitglied der Sektion Chemnitz, besonders hart getroffen.
Der Unternehmer ist selbst gebürtiger Chemnitzer, in der Stadt geboren, in der Stadt groß geworden und heute führt er erfolgreich einen Ingenieurbaubetrieb. Wuttke identifiziert sich nicht mit diesem Chemnitz, das in den letzten Wochen durch die Medien ging. „Diese Pauschalisierung der Chemnitzer ist schlecht für das Image der Stadt. Dem ohnehin bereits bestehenden Fachkräftemangel ist dies nicht zuträglich, aber wir kämpfen uns wieder hoch“, gibt sich Wuttke optimistisch.
Chemnitz war im 19. Jahrhundert im Maschinenbau führend in Europa und Wiege des deutschen Automobilbaus. Bis 1945 war hier die Autounion ansässig, die einst aus dem Zusammenschluss der Marken Audi, DKW, Wanderer und dem Premiumhersteller Horch hervorging. Auch Richard Hartmanns Dampflokomotiven sind in der ganzen Welt bekannt. „Doch nicht nur über die Vergangenheit, sondern auch über die Gegenwart Chemnitz' lässt sich viel Gutes berichten“, erklärt Katrin Werner, die als Unternehmerin gleichzeitig Sprecherin der Chemnitzer Sektion im Wirtschaftsrat Sachsen ist. „Wir müssen nach vorn schauen, zur Sachlichkeit und Stabilität in der politischen Debatte zurückfinden. Wir plädieren dafür, sich auf sächsische Tugenden, wie eine solide Bildung, Erfinderreichtum, Unternehmergeist, Fleiß und Engagement zurückzubesinnen und dadurch unseren Wirtschaftsstandort nachhaltig zu stärken.“
Als zu einseitig empfindet auch Dr. Claus Dittrich, Vorstandsmitglied der Sektion Chemnitz, die Medienberichte der letzten Wochen über Chemnitz. "Am meisten ärgert mich, dass die Menschen, über die so negativ berichtet wird, größtenteils nicht aus Chemnitz kommen", so der Geschäftsführer eines mittelständischen Chemnitzer Unternehmens für Mikrosensorik. Dietrich und Wuttke engagieren sich ebenfalls im Wirtschaftsrat Sachsen. Der Unternehmerverband setzt sich insbesondere für die Interessen der mittelständischen Wirtschaft im Sinne der Sozialen Marktwirtschaft ein. "Wenn sich die Politik endlich wieder den wirklich wichtigen Dingen, wie z.B. der überfälligen vollständigen Digitalisierung, Energiesicherheit, Bürokratieentlastung und Unternehmenssteuerreform zuwenden würde, anstatt wochenlang Personaldiskussionen zu führen, wäre viel gewonnen“, sind sich die Unternehmer einig.