"Corona - Eine medizinisch-ethische Fachdiskussion"
Mit offenem Visier konnten wir uns fachlich mit Spitzen des sächsischen Gesundheitswesens darüber austauschen, inwieweit die Grundversorgung von chronisch Kranken und die Versorgung akut Erkrankter während der Corona-Zeit gewährleistet bzw. gefährdet war und welche epidemiologischen Fragestellungen über Behandlungsbedarfe sich möglicherweise daraus für die Zukunft ableiten lassen.
Dabei konnten die Teilnehmer fachlichen Einblick in die Themen Test-Kapazitäten, Krankenhausbestand, Behandlungsbedarfe, Terminservicestellen und letztlich in die „Corona-App“ erlangen. Aus der Diskussion ging hervor, dass die medizinische Versorgung während des Shutdowns nicht gefährdet war, viele Bürger aber den Weg zum Arzt aufgrund der Ansteckungsgefahr nicht gewagt haben. Nicht einmal ein Prozent der Versicherten mussten zwecks Corona ins Krankenhaus, jedoch wurden aufgrund der Covid-Vorhaltekapazitäten eine Vielzahl von dringenden Operationen (Herzinfarkte etc.) verschoben. Dies eröffnet ethische Fragestellungen (Triage).
Fraglich bleibt bis heute, ob die Todesfälle mit oder durch Corona entstanden sind - Obduktionen fanden bekanntlich flächendeckend nicht statt. Ferner wurden bei Weitem noch nicht alle (Risikogruppen) getestet. Tests werfen zudem das Problem auf, dass diese mit einer gewissen Fehlerquote geschehen, d.h. es gibt sogenannte „Falsch-Positive-Coronainfizierte“. Bis heute werden die getesteten Personen nicht zentral erfasst, was als Manko bezüglich der Tests gewertet werden muss. Vor allem aber müsse dort getestet werden, wo sich die Risikogruppen befinden – namentlich ältere Personen, meist mit Vorerkrankungen, also in Pflegeheimen. Als „Missmanagement“ bezeichneten die Experten das zu Beginn der Pandemie zu konstatierende Defizit bei der Schutzausrüstung, welches durch vorhandene Produktionskapazitäten in Sachsen hätte viel eher behoben werden können. Zudem konnten viele wichtige medizinische Studien nicht stattfinden.
In Sachsen steht eine Neuordnung der Krankenhauslandschaft an. Hierbei ist es wichtig, die Digitalisierung in geeigneter Weise zu integrieren. Die Experten waren sich letztlich einig, dass es 2021 zu erhöhten KV-Beitragssätzen kommen wird und uns die psychosozialen Folgen von Corona noch länger beschäftigen werden.
Moderiert wurde die Web-Tagung durch den Vorsitzenden unserer Landesfachkommission Gesundheit und Pflege, dem Arzt und Unternehmer, Matthias Jochmann.