Aus den Ländern (Niedersachen) - Die Digitalisierung der Schulen in Sachsen
Unsere Schulen sind im internationalen Vergleich in der Digitalisierung abgeschlagen. Dass die größte Hürde immer noch eine Breitbandanbindung darstellt, scheint weder zeitgemäß noch nachvollziehbar. Woher sollen Kinder und Jugendliche den richtigen Umgang mit neuesten Medien, insbesondere von Social Media - und dem Internet im Allgemeinen - lernen, wenn in der Schule nicht einmal eine Facebook Seite geladen werden kann? Um die Versäumnisse der letzten Jahre muss sich entsprechend jetzt gekümmert werden. Gerade durch den Corona-Virus und die damit einhergehenden Restriktionen im Unterrichtsbereich werden die Probleme des Systems augenscheinlich. Nicht alle Schülerinnen und Schüler können am Unterricht von zu Hause teilnehmen, da viele entweder zu schlechtes Internet oder kein Endgerät haben bzw. sich dieses mit Geschwistern teilen müssen.
Das Lehrpersonal ist zum Teil überfordert, wenn es um den Einsatz neuer digitaler Technik geht. Digitaler Unterricht heißt hier oftmals Kompromisse im Lernerfolg eingehen zu müssen und so fehlt vielen Schülern und Eltern die Zeit und Unterstützung, die sie eigentlich benötigen. Denn nur wenige Eltern konnten zusätzlich zu ihrem Beruf die Kinder schulisch unterstützen. Nicht all diese Probleme können durch eine digitalisierte Schule gelöst werden. Es bleibt Aufgabe der Politik, die Digitalisierung in der Schulbildung stärker zu fördern.
Mit diesem Themenbereich beschäftigten wir uns im Rahmen des Minister-Unternehmer-Dialogs: „Die Digitalisierung der Schulen in Sachsen“, zusammen mit Staatsminister Christian Piwarz und Dr. Katja Schröter, Mitglied der Landesfachkommission „Bildung und Forschung“ im Wirtschaftsrat Sachsen. Es ging es vor allem um zwei wichtige Punkte. Erstens um die Eruierung der aktuellen Lage. Wie gut oder schlecht sind die Schulen, also Lehrer und Schüler, ausgestattet? Werden alle Ressourcen genutzt und wie sinnvoll werden diese genutzt? Dazu kommt der zweite Punkt, die Umsetzung „Virtuelle Schule“. Ein Konzept, welches federführend durch Dr. Katja Schröter erarbeitet wurde und die Idee einer Online-Schule verfolgt. Im Vorfeld hat der Wirtschaftsrat eine Umfrage geschaltet, anhand derer die Erwartungen der Wirtschaft an schulische Absolventen im digitalen Kompetenzbereich eruiert wurde. Dr. Katja Schröter betonte zudem, dass eine virtuelle Schule nicht den Präsenzunterricht ersetze, aber flankierend ergänzen kann. Eine virtuelle bzw. digitale Schule diene vielmehr dem Abfedern von krankheitsbedingen Ausfällen der Lehrkräfte, zum Ergänzen des Unterrichts sowie zur stärkeren Unterstützung bei Lernschwierigkeiten von Schülerinnen und Schülern.
Ein solch konkretes Konzept gibt es bislang in den Schulen Sachsens nicht. Viele der Lehrkräfte nutzen zwar Weiterbildungsangebote, aber oftmals heißt „Digitalisierung“, das Arbeitsblatt als PDF verfügbar zu machen. Ein Angebot, wie das Konzept einer flankierenden virtuellen Schule, ist durchaus als fortschrittlich zu bezeichnen. Dies bestätigte auch Staatsminister Christian Piwarz, welcher auf diesen Vorschlag wohlwollend einging. So müsse man sich fragen, ob jeder Schüler ein Endgerät gestellt bekommen muss bzw. jeder Klassenraum eine interaktive Tafel braucht. „Bring your own device“ ist daher eine klare Forderung seitens des Staatsministers für die Zukunft der Lernumgebung. Oftmals hätten die Kinder und Jugendlichen von Haus aus digitale Geräte in der Familie. Deswegen sollten besser alle Lehrkräfte entsprechend an der vorhandenen Technik, wie etwa. an digitalen Tafeln ausgebildet sowie der Zugang zu Lernplattformen von allen möglichen Endgeräten aus gewährleistet werden. In der gezielten Schulung der Lehrkräfte liegen laut des Staatsministers große Aufholmöglichkeiten, auch wenn die Aufrüstung zurzeit etwas schleppender voran geht. Das verdanken wir aktuell vornehmend dem Covid-Virus, da dadurch viele Lieferketten unterbrochen wurden. Dennoch blickt der Christian Piwarz auf eine Vergangenheit zurück, in der viel geschafft wurde. Durch die Verbeamtung und eine erhöhte Vergütung des angehenden Lehrerpersonals konnte dem Lehrermangel in Sachsen erfolgreich entgegengewirkt werden.
Der Wirtschaftsrat hat dem Staatsminister im Vorfeld der Veranstaltung einen Online-Fragenkatalog zum „Monitor Digitalisierung der Schulen“ zugeleitet, der aus Sicht der Lehrer, Eltern sowie aus Sicht der Wirtschaft den Stand der Digitalisierung in personeller und materieller Ausprägung sowie kompetenzbezogen, eruieren und ein klares diesbezügliches Lagebild aufnehmen soll. Aspekte daraus möchte der Minister umsetzen. Ferner hat der Wirtschaftsrat ein Konzept zur „Virtuellen Schule“ vorgelegt.
Christian Piwarz hat klar heraus gestellt, dass der Präsenzunterricht der wichtigste Teil in der Vermittlung von Wissen in Sachsens Schulen darstellt, aber er hat auch anerkannt, dass digitale Lehrmittel eine immer wichtigere Rolle im Lernen der Zukunft einnehmen werden. Vielerorts behindere sogar der Datenschutz den Einsatz digitaler Lehrmethoden. Davon müsse man weg gelangen. Aktuell kommen mitunter die digitalen Endgeräte aufgrund von Corona und den damit verbundenen Lieferengpässen nicht rechtzeitig in den Schulen an, obwohl Sachsen vorbildhaft im Binden der Bundesmittel aus dem „Digitalpakt Schule“ sei. Im Jahr 2024 läuft dieser Digitalpakt aus und das Ziel für Sachsen sei bis dahin, ein Endgeräte-Verhältnis von 1:4 zu haben. Der Freistaat strebt an, die Plattformen LernSax, Schullogin sowie weitere zusammen zu legen. Der Ansatzpunkt für die vom Wirtschaftsrat angeregte „Virtuelle bzw. Digitale Schule“ ist also vorhanden. Dabei spiele zunehmend die Sicherheit vor Hacker-Angriffen eine wesentliche Rolle, so der Staatsminister in seiner Rede. Die diesbezügliche Lehrerfortbildung werde dabei forciert und könne durch die Wirtschaft über Praktika für Schüler und Lehrer flankiert werden.
All diese Prozesse setzen eine verlässliche Finanzierung des Bundes voraus. Es müsse der „Übergang von Digitalisierung zur Digitalität“ geschafft werden, so der Minister weiter. Erfreulich, auch aufgrund der Bemühungen in Sachen Lehrermangel im Freistaat sei, die Verbeamtung, die Möglichkeit für Quereinsteiger in den Lehrerberuf und dass ca. 80 Prozent der Referendare aus Sachsens Hochschulen auch in Sachsen blieben. Ein momentan noch ungelöstes Problem dabei ist, Lehrer in die ländlichen Räume zu bekommen. Sogenannte „Buschzulagen“ gibt es nicht mehr und diese lassen sich auch rechtlich nicht durchsetzen – es gilt, künftig Anreize zu schaffen, um in punkto Lebensqualität und Kostenaspekte Lehrer verstärkt aufs Land zu holen.
Für die fachkompetenten Ausführungen sowie die Beantwortung aller Publikumsfragen bedankt sich der Wirtschaftsrat herzlich bei Herrn Staatsminister Christian Piwarz sowie bei Dr. Katja Schröter. Wir bleiben auch in Sachen Bildung weiter am Nabel des Geschehens.