Aus den Ländern (Sachsen): Die Nationale Wasserstoffstrategie: Stand und Entwicklung in Europa, Deutschland und Sachsen
Im Juni 2020 wurde die Nationale Wasserstoffstrategie von der Bundesregierung verabschiedet. Diese enthält Handlungsfelder sowie einen Aktionsplan, um die Erzeugung von (grünem) Wasserstoff in Deutschland nach vorn zu bringen.
Das diesbezügliche Themenspektrum ist breit gefächert. Gemeinsam mit dem Ansprechpartner Nummer 1 in Deutschland, Dr. Stefan Kaufmann, Innovationsbeauftragter „Grüner Wasserstoff“ beim BMBF, sind wir der Frage nachgegangen, welchen Beitrag hierzulande die Forcierung der Wasserstoffproduktion hinsichtlich einer stabilen Energieversorgung zu adäquaten Preisen zu leisten vermag. Wie kann es gelingen, Wasserstoff als Grundstoff für die Industrie nachhaltig auszugestalten und macht es in Deutschland überhaupt Sinn, Wasserstoff „grün“ herzustellen, um die Energieversorgung bzw. Antriebskonzepte der Zukunft mittels Wasserstoff oder durch CO2-sparende synthetische Kraftstoffe flächendeckend zu garantieren?
Themenfelder unserer Online-Zusammenkunft waren die Dekarbonisierung, die „Farben“ des Wasserstoffs, die Bewältigung von Corona durch wasserstoffbasierte Technologien, neue Kreislaufideen auf Basis von Wasserstoff, europäische (z.B. Spanien, Frankreich, Portugal, Italien) sowie internationale Partner (z.B. Afrika) zur Realisierung einer grünen Wasserstoffwirtschaft, synthetische Kraftstoffe sowie Biogas und Wasserstoff im Wärmemarkt.
Die Bundesregierung sieht bis 2030 einen Wasserstoffbedarf von ca. 90 bis 110 TWh. Um einen Teil dieses Bedarfs zu decken, sollen bis zum Jahr 2030 in Deutschland Erzeugungsanlagen von bis zu 5 GW Gesamtleistung einschließlich der dafür erforderlichen Offshore- und Onshore-Energiegewinnung entstehen. Ein ehrgeiziges Ziel, für dessen Markthochlauf die Bundesregierung nochmal 9 Mrd. € einsetzen möchte.
Insgesamt wird die „Nationale Wasserstoffstrategie“ nur international unter Einbezug von Partnern mit viel regenerativen Energien realisierbar sein. Die Weichen dafür wurden bzw. werden gestellt. Afrika könnte langfristig zum Energieexporteur werden und Deutschland weiter Technologieexporteur im Anlagenbau (bei Elektrolyseuren) bleiben bzw. diesbezüglich seine Marktposition ausbauen. Dafür ist der Freistaat Sachsen bereits heute durch entsprechende Unternehmen und Technologieführern gut aufgestellt. Um bei sogenanntem „grünen“, d.h. klimaneutralen Wasserstoff preislich wettbewerbsfähig zu werden, muss das diesbezügliche Angebot massiv ausgeweitet werden, eine entsprechende (internationale) Nachfrage vorausgesetzt. Durch den Wegfall von Kernenergie und Braunkohle in Deutschland würde es der Verdoppelung des Ausbaus von erneuerbaren Energien bedürfen, um hierzulande eine autarke Versorgungssicherheit mit Strom zu gewährleisten. Davon sind wir momentan leider noch weit entfernt.
Wir konnten den Entwicklungsstand der Wasserstoffstrategie in Sachsen sowie europäische Ansätze mit Herrn Dr. Kaufmann besprechen. Um vorerst einen Heimmarkt für grünen Wasserstoff zu schaffen ist eins jedoch besonders wichtig und es steht in der Nationalen Wasserstoffstrategie bereits geschrieben: Marktfähige Strompreise für Erzeuger von grünem Wasserstoff durch Reduktion der staatlich induzierten Preisbestandteile, wie z.B. der EEG-Umlage, zu schaffen. Die Thematik „Wasserstoffrepublik Deutschland“ ist und bleibt über die nächste Dekade eine schwere, aber lohnenswerte Aufgabe, will man die ehrgeizigen Klimaziele erreichen.
Wir danken dem „Wasserstoffbeauftragten“ ganz herzlich für seinen Input sowie für seine Zeit, die er dem Wirtschaftsrat Sachsen zur Verfügung gestellt hat und sind bereits heute auf ein Update - aber in Realbegegnung - gespannt.