Energiewende - Bedrohung des Industriestandortes Sachsen?"
Der Wirtschaftsrat Sachsen blickt mit Sorge auf die Ergebnisse der bisherigen Koalitionsverhandlungen von CDU/CSU und SPD. In nicht einmal mehr 9 Monaten soll eine Strukturkommission einen Plan zur schrittweisen Reduzierung und Beendigung der Kohleverstromung inkl. eines notwendigen Strukturwandels in den betroffenen Regionen erarbeiten. Zudem soll das bestehende Erneuerbare Ausbauziel um 10 Jahre vorgezogen werden, wenngleich der Netzausbau seit Jahren nicht Schritt halten kann, formuliert einleitend Dr. Schröter. Diesen Fakten widmeten sich renommierte Vertreter aus Wirtschaft und Politik.
„Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit!“, so begann Tim Hartmann seinen Vortrag und spielte damit auf die Ablösung von Filmkamera durch die Digitalkamera und letztlich durch Mobiltelefone an - „Disruption“ wird dieser Vorgang genannt, wenn Innovationen die Erfolgsserie einer bereits bestehenden Technologie ersetzen und vom Markt verdrängen. Dies lässt sich auch auf das Thema Energiewende übertragen. Heute solle die Digitalisierung als Voraussetzung für eine gelingende Energiewende betrachtet werden. Die Energiewende spiele sich nämlich in den Verteilernetzen ab, für die intelligente und innovative Energiesysteme benötigt würden, um u.a. die Schwankungsbreite der Erneuerbaren Energie, vor allem endnutzerorientiert ausgleichen zu können. Die Zukunft sei das „Internet der Energie“.
Dr. Markus Binder stellte an diesem Abend nochmals die vor allem staatsgetrieben gestiegenen Strompreise heraus und sieht die Versorgungssicherheit in Deutschland bereits ab dem Jahr 2020 beim eingeschlagenen Entwicklungspfad unter weiterer Stilllegung konventioneller Kraftwerke in Gefahr. Deutschland hat sowohl bei der Höhe der Strompreise für Haushalts- sowie bei Industriekunden in Europa den zweiten Platz inne. Damit ist die Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr. Entsprechend plädierte der LEAG-Vorstand für gemeinsame europäische Anstrengungen, die Energiewende zu bewältigen. Vorangeschaltet werden müsse jedoch eine ehrliche Bestandsaufnahme, um letztlich ein schlüssiges energiepolitisches Gesamtkonzept zu entwickeln. Vor allem in der Braunkohleregion Lausitz benötige man Zeit, um eine nachhaltige Strukturentwicklung zu bewirken.
Der ESF-Werksdirektor, Frank Jürgen Schaefer, machte dem Publikum die konkreten Auswirkungen der Energiewende auf sein energieintensiv produzierendes Unternehmen deutlich. Die Energiekosten sind immens, obwohl sein Unternehmen als energieintensives von der EEG-Umlage (noch) ausgenommen sei. Er sieht die Zukunft der energieintensiven Produzenten vordergründig in Innovationen, die zu steigender Energieeffizienz, zu verstärkter Abwärmenutzung und zur sinnvollen Prozessverknüpfung im Sinne von Industrie 4.0 führen.
Dr. Dirk Orlamünder vom SMWA fasste die Vorreden zusammen und kommentierte die Möglichkeiten der Regierung, durch gezielte Förderung zum Gelingen der Energiewende beizutragen, obgleich es vordergründig staatliche Elemente seien, welche die Strompreise in den letzten Jahren nach oben getrieben hätten. Tragfähige und verlässliche Konzepte seitens der Politik werden angestrebt, um vor allem die drohende Versorgungslücke zu vermeiden. Er verwies u.a. auf den in Europa bestehenden CO2-Zertifikatehandel sowie auf das Sächsische Klimaschutzprogramm.
Unsere hochklassige Veranstaltung fand nach einer Fragerunde bei einem schönen Buffet ihr Ende. Der Wirtschaftsrat dankt allen Referenten und Teilnehmern für den Meinungsaustausch zwischen Wirtschaft und Politik.