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Bericht
09.04.2025
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International Business Conference 2025

Halbleiterindustrie im Fokus: Deutschland, Taiwan, Japan, Tschechien – Kooperationsveranstaltung des Wirtschaftsrates mit der Hochschule Zittau/Görlitz
©Wirtschaftsrat

Komplett auf Englisch konnten wir uns mit namhaften Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Hochschule an der Hochschule Zittau/Görlitz am Standort in Zittau zu einer internationalen Wirtschaftskonferenz rund um das Thema „Ansiedlung der Halbleiterindustrie im Dresdner Norden mit Auswirkungen auf die ländlichen Regionen“ in Punkto Zulieferindustrie, Rekrutierung von technischen Absolventen inkl. Zuschnitt des Studienangebots an den Hochschulen Sachsens auf die zukünftigen Entwicklungen, treffen.

2025-04-09_Foto1_Konferenz Halbleiterindustrie.jpgHochschule Zittau/Görlitz von außen (Foto: Wirtschaftsrat) 

Gastgeberin war die Prorektorin Forschung, Prof. Dr. Sophia Keil. Grußworte wurden gehalten vom online zugeschalteten SMWA-Staatssekretär Thomas Kralinski MdL, dem Botschafter Taiwans in Deutschland, Prof. Dr. Jhy-Wey Shieh, dem Botschafter Taiwans in Tschechien, Liang-Ruey KE, vom Staatsminister der Japanischen Botschaft in Deutschland, Kunihiko Kawazu, vom Landrat des Landkreises Görlitz, Dr. Stephan Meyer, vom Oberbürgermeister der Stadt Zittau, Thomas Zenker, vom Rektor der TU Liberec, Prof. Dr. Miroslav Brzezina und vom Landesgeschäftsführer des Wirtschaftsrates, Dr. Dino Uhle. Dabei ist hervorzuheben, dass unser Vorsitzender der Landesfachkommission Internationales, RA Dr. Axel Schober am Nachmittag die Konferenz durch einen Fachvortrag mit dem Titel „Gestaltung internationaler Verträge im deutsch-taiwanesischen Umfeld“ angereichert hat.

2025-04-09_Foto2_Konferenz Halbleiterindustrie.jpgEmpfang (Foto: Wirtschaftsrat)

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Dr. Dino Uhle, Landesgeschäftsführer, Wirtschaftsrat der CDU e.V. - LV Sachsen (Foto: Hochschule Zittau/Görlitz)

Neben einem sehr interessanten Vortrag vom Infineon-Senior Manager, Dr. Germar Schneider, zur Rolle der Halbleiterindustrie in der Lausitz, Europa und Taiwan unter Einbezug der Möglichkeiten für das regionale Ökosystem richtete sich die Aufmerksamkeit der Konferenz auf den Key-Note-Speaker der Veranstaltung, Dr. Christian Koitzsch, den Präsidenten von ESMC („European Semiconductor Manufacturing Company“), einem Joint Venture von TSMC, Bosch, Infineon und NXP in Dresden. Dr. Koitzsch ging auf das 10 Mrd.€ schwere „Leuchtturmprojekt“ von TSMC ein, welches von deutscher Seite mit 5 Mrd. € gefördert wird und damit eine einzigartige Stellung im bisherigen Investitionsvolumen des Freistaates Sachsen einnimmt.

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Dr. Christian Koitzsch, Präsident, ESMC („European Semiconductor Manufacturing Company“) (Foto: Wirtschaftsrat)

Die Idee für das Joint Venture ESMC wurde bereits im Jahr 2023 geboren, indem Anwendungen und Produktion in der Halbleiterbranche klug verbunden werden sollten. Bisherige Erfahrungen der bereits im Halbleiter-Cluster von Dresden agierenden Unternehmen sollten mit neuer Technologie von TSMC kombiniert werden. Generell ist die Halbleiter-Industrie ein weltweiter Wachstumsmarkt - Halbleiter-Technologie bzw. Computerchips finden sich heute in nahezu jedem technischen Produkt und durch die weitere Vernetzung und Ausweitung der Anwendungen wird sich dieser Trend weiter verstetigen. Durch das ESMC-Projekt werde perspektivisch mit ca. 2.000 unmittelbaren High-Tech-Jobs gerechnet, so Dr. Christian Koitzsch. Eine entsprechende Multiplikatorwirkung auf weitere, davon abgeleitete Arbeitsplätze werde die Folge sein. Interessant ist aber auch, dass TSMC bereits in Taiwan, China, den USA und Japan mit Halbleiter-Fabriken vertreten ist. Das Werk in Dresden soll 2027 die Produktion aufnehmen und ist die „Fabrik 24“, d.h. bereits das 24. Halbleiter-Werk des Halbleiter-Produzenten. Diese neue Fabrik soll zudem Maßstäbe bei den Umweltstandards setzen, sich nahezu autonom mittels erneuerbarer Energie versorgen, den Wasserverbrauch im Vergleich zum Branchen-Schnitt drastisch reduzieren und versuchen, so viel wie möglich Grundstoffe zur Produktion aus Europa zu beziehen.

Für derartige Großansiedlungen sind die folgenden Rahmenbedingungen elementar: Energiebereitstellung, Industriewasserbereitstellung, Schmutzwasser-Aufbereitung, Zugangsstraßen, Straßenbahn-Anbindung, Internationale Schulbildung, Welcome-Center, Sächsisch-Taiwanesische Gesellschaft e.V. (STAGE) etc.

2025-04-09_Foto4_Konferenz Halbleiterindustrie.jpgProf. Dr. Jhy-Wey Shieh, Botschafter Taiwans in Deutschland (Foto: Wirtschaftsrat)

Vielleicht kann ja aus dem Interesse und der Teilnahme der japanischen Vertreter an unserer Veranstaltung auch ein weiteres Investment aus Japan im Mikroelektronik-Cluster Dresdens erfolgen? Dies wäre wünschenswert. Wie wir wissen, hat TSMC schon eine japanische Tochterfirma, die JASM (Japan Advanced Semiconductor Manufacturing) gegründet und in Japan gibt es ebenfalls renommierte Halbleiterproduzenten, wie Mitsubishi Electric, Fuji Electric und Toshiba, für die ein vorhandenes Mikroelektronik-Cluster in Europa sicher keine uninteressante unternehmerische Perspektive darstellt, vorausgesetzt die Rahmenbedingungen, wie Energiekosten, Steuerlast und Bürokratie bekommen in Deutschland wieder ein wettbewerbsfähiges Niveau.

Eins ist aber ebenfalls sehr wichtig und da kann es auch gemäß des taiwanesischen Botschafters Prof. Shieh noch keine Entwarnung geben: Die Bedrohungslage von Taiwan durch China ist immer noch präsent – hier sollten weitere internationale Anstrengungen hinsichtlich der dauerhaften chinesischen Anerkennung des demokratisch regierten Taiwans als eigenes Staatsgebiet jenseits des „Chinesischen Traums“ unternommen werden. 

Wir bedanken uns recht herzlich für die tolle Organisation unserer gemeinsamen internationalen Konferenz durch die Hochschule Zittau/Görlitz, insbesondere beim Team um Inna Hauf und wünschen dem Landrat Dr. Meyer, dass sich die durch die Halbleiter-Großansiedlung um ESMC erhofften wirtschaftlichen Impulse auch in den Landkreis Görlitz hineintragen werden.