KONFERENZ DEUTSCH-POLNISCHE WIRTSCHAFTSBEZIEHUNGEN

Organisiert durch unseren Vorsitzenden der Landesarbeitsgruppe Nachbarstaaten, Victor Kantelhardt, und Unterstützung durch Tomasz Strykowski als Mitglied der Bundesfachkommission „Internationaler Kreis“, konnten wir uns in der Europastadt Görlitz, im Hotel „Gut am See“ treffen, um über die Vertiefung der bestehenden wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland, Sachsen und Polen zu sprechen. Die Veranstaltung hat namhafte Wirtschaftslenker aus ganz Deutschland und aus Polen „an den Tisch“ geholt.
Die ursprünglich angekündigten Vize-Bundesminister Polens, Konrad Wojnarowski sowie Michal Jaros wurden jedoch aufgrund der jüngsten Rückzugsankündigungen des US-Präsidenten Donald Trump aus der Ukraine sowie aus der Sicherheitsarchitektur Europas am selben Tag noch nach Warschau zur Strategieberatung der polnischen Staatsregierung beordert, so dass diese unserem Treffen leider fern bleiben mussten, obwohl sie uns zugesagt hatten. Dies tat dem Treffen jedoch keinen weitgehenden Abbruch, da vordergründig die globalen Herausforderungen sowie die weiter gedeihenden wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen Europa und der Welt im Mittelpunkt der Konferenz standen.
Präsidentin Astrid Hamker und Victor Kantelhardt, Vorsitzender der Landesarbeitsgruppe Nachbarstaaten im Wirtschaftsrat Sachsen (Foto: Tomasz Solecki)
Die deutschen bzw. sächsisch-polnischen Wirtschaftsbeziehungen reichen weit zurück. Vom Landesgeschäftsführer Dr. Dino Uhle durften wir erfahren, dass es bereits zu Zeiten von August dem Starken (1670-1733), einem der bekanntesten Herrscher aus dem Hause Wettin, bereits intensive Verbindungen zwischen Sachsen und Polen gab. Der sächsische Kurfürst und spätere polnische König setzte bereits in der Barockzeit nicht nur kulturelle, sondern auch wirtschaftliche Akzente, indem er den Handel förderte und die Integration der Regionen stärkte. Die heutigen Wirtschaftsbeziehungen zwischen beiden Staaten seien aber einer herausragenden Dynamik ausgesetzt und werden durch die geopolitischen Veränderungen auf der Welt geprägt. Deutschland ist dabei aber nicht nur der wichtigste Handelspartner Polens, sondern auch der größte Investitionsgeber. Polen hingegen ist der viertgrößte Handelspartner Deutschlands. Dino Uhle wies ganz klar auf die Wichtigkeit des Treffens hin und plädierte für die Anbahnung gemeinsamer unternehmerischer Projekte, ausgerichtet an den Märkten der Zukunft. Gern hilft der Wirtschaftsrat über den Landesgeschäftsführer und dem LAG-Vorsitzenden Victor Kantelhardt dabei, geeignete Plattformen für die zu verstetigenden Kooperationen bereit zu stellen.
Dr. Dino Uhle, Landesgeschäftsführer des Wirtschaftsrates in Sachsen (Mitte); Astrid Hamker, Präsidentin des Wirtschaftsrates der CDU e.V. (Foto: Tomasz Solecki)
Präsidentin Astrid Hamker, deren Bedürfnis es war, bei unserer Konferenz dabei zu sein, machte deutlich, dass ca. eine Million Polen in Deutschland leben und diese damit nach Rumänen die zweitgrößte Ausländergruppe aus den EU-Staaten für Deutschland darstellen. Sie ging auch auf die jüngere, teilweise bittere Vergangenheit während des Zweiten Weltkriegs inkl. Judenverfolgung und Warschauer Ghetto ein, was wir niemals vergessen dürften. Aktuell stellten jedoch der Automobilbau, der Maschinenbau und technologieorientierte, digitale Bereiche wichtige Kernbranchen in den Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Polen dar. Die Konferenz hat sich jedoch zusätzlich auf die Sparten Energie, Rüstung, Logistik und Landwirtschaft konzentriert. Es sollten erste wertvolle Kontakte in den genannten wirtschaftlichen Kernbereichen geknüpft werden. Besonderes Augenmerk legte die Präsidentin auf die künftige Bedeutung des „Weimarer Dreiecks“, dessen Ursprung bereits im Jahr 1991 gelegt wurde und das eine Intensivierung der Deutsch-Polnisch-Französischen Zusammenarbeit zum Ziel hatte und auch künftig haben sollte. Immerhin machten die Staaten des Weimarer Dreiecks ca. 40% der Bevölkerung und 45% des EU-BIP aus. Will Europa künftig international, neben den Großmächten USA, China, Russland bzw. den BRICS bestehen, so müssen nicht nur die (militärischen) Kräfte gebündelt werden, sondern der EU-Binnenmarkt wieder verstärkt ins Zentrum aller politischen Anstrengung rücken.
Präsidentin Astrid Hamker während ihrer Rede (Foto: Tomasz Solecki)
Europa gerät aktuell immer mehr wirtschaftlich und wirtschaftspolitisch unter Druck: Im Osten befindet sich der große und aufstrebende asiatische Markt, im Westen die USA, mit ihrer wirtschaftlichen und militärischen Dominanz auf der Welt. Deutschland braucht entsprechend wieder schnell einen Wirtschaftsaufschwung – mit starken Partnern an seiner Seite. Polens Wirtschaft hat hingegen positives Wirtschaftswachstum – mit Tendenz weiter nach oben. Man muss sich heute also fragen, was Polen richtig und Deutschland falsch macht. Entsprechend sollte es auch künftig einen intensiven Austausch zwischen beiden Staaten geben. Dafür ist der Wirtschaftsrat die geeignete Plattform, um mit einem klaren Bekenntnis zur Sozialen Marktwirtschaft die bereits guten Geschäftsbeziehungen weiter auszubauen.
Victor Kantelhardt, Bundesbevollmächtigter und Vorsitzender der LAG Nachbarstaaten, und Tomasz Strykowski, Mitglied der Bundesfachkommission Internationaler Kreis im Wirtschaftsrat, stellten die aktuellen Handelsdaten der beiden Länder in den jeweiligen Branchenbereichen vor. Dabei war klar zu erkennen, dass Deutschland der wichtigste Handelspartner Polens ist und auch Deutschland enorm von den Handelsbeziehungen mit Polen profitiere. Für weiteres Wachstumspotential sahen nahezu alle Anwesenden gute Anhaltspunkte.
v.l.n.r.: Victor Kantelhardt, Vorsitzender der LAG Nachbarstaaten im Wirtschaftsrat; Janusz Piechocinski, Vizepremier
und Wirtschaftsminister a.D. Polens; Tomasz Strykowski, Mitglied der Bundesfachkommission Internationaler Kreis im Wirtschaftsrat (Foto: Tomasz Solecki)
Janusz Piechocinski stellte in einer anschaulichen und hochqualitativen
Präsentation den aktuellen Ist-Stand und die Möglichkeiten für europäische
Unternehmen in Bezug auf Mittelasien vor. Dabei bezog er die Risiken und
Chancen gleichermaßen in seine Darstellungen ein. Bezugnehmend auf die
steigende Herausforderung hinsichtlich geeigneter Fachkräfte, betonte der
ehemalige Vizepremier, dass Usbekistan aus seiner Sicht ein enorm hohes
Fachkräftepotenzial für Polen, Deutschland und Europa bereitstellen könne. Hierbei
bezog er sich auf die hohen Ausbildungsstandards, welche denen in Mitteleuropa nahezu
gleich kämen.
Janusz Piechocinski während seiner Präsentation (Foto: Tomasz Solecki)
Dr. Stephan Meyer, Landrat des Landkreises Görlitz, bei seinem Grußwort (Foto: Tomasz Solecki)
Nach dem Lunchbuffet begann der zweite Teil unserer Konferenz, zu welchem der direkte Austausch der jeweiligen Branchen möglich wurde. Beginnend mit der Logistikbranche, u.a. vertreten durch die Clip Group, eines der führenden polnischen Logistikunternehmen, führten Hermes Deutschland und Zufall Logistik ihre Sicht und Standpunkte aus. Anschließend diskutierten die Energie & Lebensmittelproduzenten, unter anderem ZPUE, Tauron, SachsenEnergie sowie RWE Generation SE aber auch die MIBRAG, vertreten durch unseren Landesvorsitzenden Dr. Dirk Schröter, sowie Cedrob foods intensiv miteinander. Die Rüstungsindustrie war mit Vertretern, CEOs und Vorständen anwesend, wie Heckler & Koch, RWS, MWK Defence und Polska Grupa Zbrojeniowa.
v.l.n.r.: Mateusz Malczuk, Manager der REGESTA Spolka Akcyjna; Dr. Jens Bodo Koch, CEO der Heckler & Koch GmbH (Foto: Tomasz Solecki)
Ermal Ndini, SachsenEnergie AG (Foto: Tomasz Solecki)
Viele der anwesenden Firmenlenker vereinbarten weitere Gespräche untereinander. Wir haben die Anregungen aus der Konferenz mitgenommen und werden diese aufarbeiten. Mit den gemeinsam erarbeiteten Ergebnissen möchten wir zusammen weitere Branchentreffen organisieren, um eine echte und neue Kooperation zu fördern. Darüber hinaus werden wir in Zusammenarbeit mit Herrn Piechocinski, die Ergebnisse auch den entsprechenden Regierungen vorlegen.
Wir bedanken uns bei allen Mitwirkenden und Gästen, aber auch bei den Mitarbeitern des Hotels „Gut am See“ für die wirklich gelungene Konferenz mit internationalem Flair. Wir freuen uns bereits heute auf eine Fortsetzung.