Konferenz über die deutsch-polnische Wirtschaftsbeziehung mit Astrid Hamker

Organisiert durch den Vorsitzenden der Landesarbeitsgruppe Nachbarstaaten Victor Kantelhardt und mit Unterstützung von Tomasz Strykowski als Mitglied der Bundesfachkommission „Internationaler Kreis“ traf sich der Wirtschaftsrat Sachsen in der Europastadt Görlitz. Im Hotel „Gut am See“ wurden die bestehenden wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland, Sachsen und Polen vertieft. Die Veranstaltung brachte namhafte Wirtschaftslenker aus ganz Deutschland und Polen an einen Tisch.
Präsidentin Astrid Hamker und Victor Kantelhardt, Vorsitzender der Landesarbeitsgruppe Nachbarstaaten im Wirtschaftsrat Sachsen (Foto: Tomasz Solecki)
Vordergründig standen die globalen Herausforderungen sowie die gedeihenden wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen Europa und der Welt im Mittelpunkt der Konferenz. Die deutschen beziehungsweise sächsisch-polnischen Wirtschaftsbeziehungen reichen weit zurück. Landesgeschäftsführer Dr. Dino Uhle erläuterte, dass es bereits zu Zeiten von August dem Starken (1670–1733), einem der bekanntesten Herrscher aus dem Hause Wettin, intensive Verbindungen zwischen Sachsen und Polen gegeben habe. Der sächsische Kurfürst und spätere polnische König habe bereits in der Barockzeit nicht nur kulturelle, sondern auch wirtschaftliche Akzente gesetzt, indem er den Handel gefördert und die Integration der Regionen gestärkt habe. Die heutigen Wirtschaftsbeziehungen zwischen beiden Staaten seien aber einer herausragenden Dynamik ausgesetzt und würden durch die geopolitischen Veränderungen auf der Welt geprägt. Deutschland sei dabei aber nicht nur der wichtigste Handelspartner Polens, sondern auch der größte Investitionsgeber. Polen hingegen sei der viertgrößte Handelspartner Deutschlands. Dr. Dino Uhle wies ganz klar auf die Wichtigkeit des Treffens hin und plädierte für die Anbahnung gemeinsamer unternehmerischer Projekte, ausgerichtet an den Märkten der Zukunft. Gern ist der Wirtschaftsrat über den Landesgeschäftsführer und LAG-Vorsitzenden Victor Kantelhardt dabei behilflich, geeignete Plattformen für die zu verstetigenden Kooperationen bereitzustellen.
Dr. Dino Uhle, Landesgeschäftsführer des Wirtschaftsrates in Sachsen (Mitte); Astrid Hamker, Präsidentin des Wirtschaftsrates der CDU e.V. (Foto: Tomasz Solecki)
Die Präsidentin des Wirtschaftsrates Astrid Hamker erklärte, dass circa eine Million Polen in Deutschland lebten und diese damit nach Rumänen die zweitgrößte Ausländergruppe aus den EU-Staaten für Deutschland darstellten. Sie ging auch auf die jüngere, bittere Vergangenheit während des Zweiten Weltkriegs, die Judenverfolgung und das Warschauer Ghetto ein, was niemals in Vergessenheit geraten dürfe. Aktuell stellten der Automobilbau, der Maschinenbau sowie technologieorientierte und digitale Bereiche wichtige Kernbranchen in den Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Polen dar.
Die Konferenz konzentrierte sich darüber hinaus auf die Sparten Energie, Rüstung, Logistik und Landwirtschaft. Es sollten erste wertvolle Kontakte in den genannten wirtschaftlichen Kernbereichen geknüpft werden. Astrid Hamker wies auf die künftige Bedeutung des „Weimarer Dreiecks“ hin, dessen Ursprung bereits im Jahr 1991 gelegt worden sei und das eine Intensivierung der deutsch-polnisch-französischen Zusammenarbeit zum Ziel gehabt habe und auch weiterhin haben solle. Immerhin machten die Staaten des Weimarer Dreiecks circa 40 Prozent der Bevölkerung und 45 Prozent des EU-BIP aus. Wenn Europa international neben den Großmächten USA, China, Russland beziehungsweise den BRICS bestehen wolle, so müssten nicht nur die militärischen Kräfte gebündelt werden, sondern der EU-Binnenmarkt wieder verstärkt ins Zentrum aller politischen Anstrengung rücken.
Präsidentin Astrid Hamker während ihrer Rede (Foto: Tomasz Solecki)
Europa gerate aktuell wirtschaftlich und wirtschaftspolitisch zunehmend unter Druck: Im Osten befänden sich der große und aufstrebende asiatische Markt, im Westen die USA mit ihrer wirtschaftlichen und militärischen Dominanz auf der Welt. Deutschland brauche entsprechend schnell wieder einen Wirtschaftsaufschwung – mit starken Partnern an seiner Seite. Polens Wirtschaft habe hingegen positives Wirtschaftswachstum – mit Tendenz nach oben. Man müsse sich heute also fragen, was Polen richtig und Deutschland falsch mache. Entsprechend solle es auch künftig einen intensiven Austausch zwischen beiden Staaten geben. Der Wirtschaftsrat sei die geeignete Plattform, um mit einem klaren Bekenntnis zur Sozialen Marktwirtschaft die bereits guten Geschäftsbeziehungen weiter auszubauen.
Victor Kantelhardt, Bundesbevollmächtigter und Vorsitzender der LAG Nachbarstaaten, sowie Tomasz Strykowski, Mitglied der Bundesfachkommission Internationaler Kreis im Wirtschaftsrat, stellten die aktuellen Handelsdaten der beiden Länder in den jeweiligen Branchenbereichen vor. Dabei verdeutlichten sie, dass Deutschland der wichtigste Handelspartner Polens sei und auch Deutschland enorm von den Handelsbeziehungen mit Polen profitiere.
v.l.n.r.: Victor Kantelhardt, Vorsitzender der LAG Nachbarstaaten im Wirtschaftsrat; Janusz Piechocinski, Vizepremier
und Wirtschaftsminister a.D. Polens; Tomasz Strykowski, Mitglied der Bundesfachkommission Internationaler Kreis im Wirtschaftsrat (Foto: Tomasz Solecki)
Janusz Piechociński, ehemaliger stellvertretender Ministerpräsident und Wirtschaftsminister Polens, präsentierte den aktuellen Stand und die Möglichkeiten für europäische Unternehmen in Bezug auf Mittelasien. Dabei bezog er die Risiken und Chancen gleichermaßen in seine Darstellungen ein. Bezug nehmend auf die steigende Herausforderung hinsichtlich geeigneter Fachkräfte betonte er, dass Usbekistan aus seiner Sicht ein enormes Fachkräftepotenzial für Polen, Deutschland und Europa bereitstellen könne. Hierbei bezog er sich auf die hohen Ausbildungsstandards, welche denen in Mitteleuropa nahezu gleichkämen.
Janusz Piechocinski während seiner Präsentation (Foto: Tomasz Solecki)
Dr. Stephan Meyer, Landrat des Landkreises Görlitz, bei seinem Grußwort (Foto: Tomasz Solecki)
Im zweiten Teil der Konferenz tauschten sich Repräsentanten verschiedener Branchen aus. Beginnend mit der Logistikbranche, unter anderen vertreten durch die Clip Group, eines der führenden polnischen Logistikunternehmen, stellten Hermes Deutschland und Zufall Logistik ihre Standpunkte dar. Anschließend diskutierten die Energie- und Lebensmittelproduzenten, unter anderem ZPUE, Tauron, SachsenEnergie, RWE Generation SE, die MIBRAG, vertreten durch den Landesvorsitzenden des Wirtschaftsrates Dr. Dirk Schröter, sowie Cedrob foods intensiv miteinander. Auch die Rüstungsindustrie wie Heckler & Koch, RWS, MWK Defence und Polska Grupa Zbrojeniowa nahm unter anderem mit CEOs und Vorständen teil.
v.l.n.r.: Mateusz Malczuk, Manager der REGESTA Spolka Akcyjna; Dr. Jens Bodo Koch, CEO der Heckler & Koch GmbH (Foto: Tomasz Solecki)
Ermal Ndini, SachsenEnergie AG (Foto: Tomasz Solecki)
Viele der anwesenden Firmenlenker vereinbarten weitere Gespräche miteinander. Mit den gemeinsam erarbeiteten Ergebnissen möchte der Wirtschaftsrat Sachsen auch in Zukunft Branchentreffen organisieren, um eine echte und neue Kooperation zu fördern. Darüber hinaus wird er in Zusammenarbeit mit Janusz Piechociński die Resultate den entsprechenden Regierungen vorlegen.