Aus den Ländern (Sachsen): Künstliche Intelligenz am Standort Sachsen
Künstliche Intelligenz (KI) wird oft mit Science-Fiction verbunden. Horror-Szenarien gehen dort häufig mit der Weiterentwicklung derartiger Technologien einher. Doch heutzutage befinden sich KI-Anwendungen auch im Alltag. Denken wir an die Sprachsteuerung in Autos, an Mäh- oder Saugroboter im Haushalt. Die „selbstlernenden“ Algorithmen halten Einzug in Wirtschaft, Verwaltung und viele weitere Institutionen. Entsprechend ergeben sich aber auch ethische Fragen zur Entwicklung von Künstlichen Intelligenzen und deren Anwendungen. Möchte ich eine Alzheimerdiagnose bereits 10 Jahre im Voraus durch eine solche KI erhalten? Weicht ein selbstfahrendes Auto eher auf zwei Rentner oder zwei Kinder in einer Unfallsituation aus oder fährt es mich selbst gegen das Hindernis? Datenschutzrechtliche Bedenken sind hier ebenfalls relevant. Diese dürfen aber nicht jedweden technologischen Fortschritt behindern. Datenschützer haben bereits heute Bedenken bezüglich Spracherkennungsprogrammen wie „Alexa“ oder „Siri“ angemeldet.
Wir durften über all diese Fragen mit Staatsminister und Chef der Staatskanzlei, Oliver Schenk, sprechen. Als Diskussionsgrundlage diente das Eckpunktepapier zur “KI-Strategie für Sachsen“. Darin gibt die Staatsregierung lediglich den Rahmen für KI-Anwendungen vor, der dann frei durch die Wirtschaft ausgefüllt werden soll. Entsprechend beinhalte die sächsische KI-Strategie auch keinen konkreten Stufenplan – über Cluster wolle man aber hierbei durchaus nachdenken.
Oliver Schenk stellte zunächst die bisherige Einstellung der Gesellschaft zum Thema Künstliche Intelligenz dar. Die Sachsen seien schon immer offen gegenüber neuen Technologien gewesen. Daher müsse auch das Thema KI als Chance zur Weiterentwicklung gesehen werden. Vor allem die Bereiche Medizin, Verwaltung und Wissenschaft wurden vom Staatsminister hierbei hervorgehoben. Mehrfach betonte Oliver Schenk dabei die hervorragende Infrastruktur Sachsens im Bereich der Mikroelektronik, der Forschungs- und der Softwarelandschaft Sachsens. All dies seien gute Standortfaktoren, um Sachsen zum europäischen KI-Vorreiter zu machen. Beispiele, wie die Ansiedlung von Bosch, des Krebsforschungsinstituts sowie der Mikroelektronik in und um Dresden seien hierfür der Beweis. Der Staatsminister setzt insgesamt auf den Dialog zwischen Wirtschaft und Politik – dabei sollen KI-basierte Ideen gesammelt und priorisiert werden. Selbst die Ausschreibung konkreter „Problemstellungen“ mit der Suche nach der intelligentesten KI-Lösung seitens der Bieter wäre hier ein zukunftsweisendes Vorgehen.
Vom Handwerk („Maler-Drohnen“), über die Verwaltung („KI-basierter Steuerbescheid“, „KI gegen Hetze im Internet“), bis hin zur Schule („Erlernen von Programmiersprachen“, Projekt „Jugend hackt“) können KI-basierte Anwendungen von Nutzen sein. Bezüglich der schulischen Bildung solle künftig aber stärker auf die „MINT-Orientierung“ Wert gelegt werden. Die Lehrpläne würden aktuell entsprechend angepasst. Ziel sei es, die klugen Köpfe an den Freistaat zu binden beziehungsweise andere High-Potentials anzuziehen. Hier liegt der Staatsminister voll auf Linie mit dem Wirtschaftrat, der dies bereits seit Jahren fordert.
Wir bedanken uns herzlich bei Staatsminister Oliver Schenk für seinen Input und seine Zeit sowie bei allen Gästen, die zum fachlichen Austausch beitrugen. Für das nächste Treffen mit dem Staatsminister sollen die Themen „Filmindustrie in Sachsen“ bzw. „Marktchancen von E-Sport-Anwendungen“ in den Fokus genommen werden.