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Bericht
15.04.2025
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„Neues Berggeschrey im Osterzgebirge: Der Abbau von Lithium zur Verminderung der strategischen Rohstoffabhängigkeit Deutschlands“

Veranstaltung unserer LFK Energie mit Dirk Panter MdL, Staatsminister des Sächsischen Staats-ministeriums für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Klimaschutz
©Wirtschaftsrat

In Zinnwald soll ab 2030 Lithium abgebaut werden – dort befindet sich auf sächsischem Gebiet mit 429.000 t eine der größten Lithium-Lagerstätten in Europa, deren Erschließung bereits vergleichsweise zu anderen Vorkommen in der EU, weit vorangeschritten ist. Marko Uhlig, Geschäftsführer der Zinnwald Lithium GmbH, hat uns in einem Vortrag Einblicke in das Projekt gegeben und dargelegt, welche Hürden es noch zu nehmen gilt, bis der Lithium-Abbau tatsächlich beginnen kann und wie durch die Errichtung eines der modernsten Bergwerke Tradition und Zukunft im Hinblick auf eine höhere Unabhängigkeit von ausländischen Ressourcen verbunden werden können. Lithium spielt als Rohstoff für industrielle Großspeicher, bei der dezentralen Stromversorgung und in der Elektromobilität eine strategisch wichtige Rolle.

2025-04-15_Foto1_Lithium.jpgDr. Dirk Schröter, Landesvorsitzender des Wirtschaftsrates in Sachsen, bei seiner Begrüßung (Foto: Wirtschaftsrat) 

Ferner hat Dirk Panter MdL, Staatsminister des Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Klimaschutz, eine Einordnung dieses Großprojekts vorgenommen und dargelegt, welche wirtschaftlichen und strategischen Impulse dadurch aus dem Osterzgebirge entfacht werden können. Wir konnten uns im kleineren Kreis und aus erster Hand über eine der größten Investitionen der jüngeren Zeit in Sachsen ins Bild setzen und uns vor Ort im Informationszentrum der Zinnwald Lithium GmbH über das Projekt „greifbar“ informieren.

2025-04-15_Foto2_Lithium.jpgWeiterer Ablauf des Projektes (Foto: Wirtschaftsrat)

Dr. Dirk Schröter stellte in seiner Begrüßung auf die Verbindung zwischen der Sächsischen Rohstoffstrategie, welche Primärrohstoffe (direkt aus der Natur gewonnen, wie eben Lithium oder Kohle), Sekundärrohstoffe (aus Recycling gewonnen, wie z.B. Holzfasern aus Altpapier) sowie nachwachsende Rohstoffe (z.B. Holz als Grundmaterial) behandle und dem Lithiumprojekt im Osterzgebirge ab. Zwei Drittel der in Deutschland verarbeiteten Rohstoffe kommen aus dem Ausland – unsere Rohstoffabhängigkeit ist entsprechend groß. Im EU-CRMA (Critical Raw Materials Act) wird das Lithiumprojekt allerdings noch nicht aufgeführt, womit für das Unternehmen vereinfachte und festgelegte Zulassungszeiträume, aber keine direkte finanzielle Förderung, verbunden wären. Lithium müsse als strategischer Rohstoff gewertet werden, dessen heimischer Abbau eine größere Resilienz gegenüber China und anderen Ländern bedeuten würde.

2025-04-15_Foto3_Lithium.jpgMarko Uhlig, Geschäftsführer der Zinnwald Lithium GmbH (Foto: Wirtschaftsrat)

Marko Uhlig, der Geschäftsführer der Zinnwald Lithium GmbH, (früher: Deutsche Lithium GmbH, noch mit Sitz in Freiberg) legte alle Projektschritte zwischen 2011 (Erkundung der Lagerstätte durch die Solarworld) über heute, also 2026 (Abschluss der endgültigen Machbarkeitsstudie) bis hin ins Jahr 2030 (Förderbeginn) anschaulich dar. Mit dem untertägigen Lithiumabbau würde ein neues Kapitel in einer jahrhundertealten Bergbautradition aufgeschlagen. Die Zinnwald Lithium möchte ein führender heimischer Lieferant für die europäische Batterieindustrie werden. Der Bergbau im Erzgebirge habe eine lange Tradition; heute trete diese aber eher als „Folklore“ in Erscheinung und es gibt, wie bei vielen Großprojekten, auch Widerstand aus der Bevölkerung gegenüber dem Projekt. So habe sich eine Bürgerinitiative gegründet, die sich gegen die (unvermeidbare) Halde des Abraums und gegen eine Aufbereitungsfabrik richtet. Hier wäre es überlegenswert, für das Projekt befürwortende private Investoren zu finden, die am künftigen Erfolg des Lithiumabbaus profitieren könnten. Vielleicht könnten hier sogar aus aktuellen Skeptikern künftige Unterstützer des Vorhabens werden?

2025-04-15_Foto4_Lithium.jpgDirk Panter MdL, Staatsminister des Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Klimaschutz (Foto: Wirtschaftsrat) 

Soll die Energiewende in Deutschland zum Erfolg werden, so werden dringend industrielle Großspeicher, zunächst auf Lithiumbasis benötigt. Entsprechend rechnet die zu 90 Prozent im europäischen Eigentum befindliche Zinnwald Lithium GmbH als 100%ige Tochter der an der Londoner Börse gelisteten Zinnwald Lithium plc mit einem hohen Marktwachstum. Vor Ort in Altenberg befindet sich die zweitgrößte Lithium-Lagerstätte in der EU. Es werde zudem die Technologieführerschaft angestrebt, wonach der Abbau ohne weitere Zuschlagsstoffe, mit geringen Reststoffen, relativ geringem Energie- und Wasserverbrauch geschehen werde. Die Ortsbebauung werde ebenso geschützt, wie das unterirdische Weltkulturerbe in der Abbauregion.

2025-04-15_Foto5_Lithium.jpgAusgewählte Materialien beim neuen „Berggeschrey“ (Foto: Wirtschaftsrat)

Mit dem Projekt werden internationale Standards bezüglich Umwelt-, Gesundheits- und Sozialverträglichkeit sogar übererfüllt (Environmental, Social and Health Impact Assessment - ESHIA). Jedoch müsse ein 9,1 km langer Tunnel gebohrt werden, um auf der 115 ha großen Fläche unterirdisch Lithium zu fördern und den Abraum über ein Förderband nach außen zu transportieren. Es ist von einem Investitionsvolumen von mehr als 1 Mrd. € auszugehen. Aktuell rangiert der Preis für Lithiumhydroxid bei ca. 10.000€/t LiOH. Die Lagerstätte gibt dabei eine jährliche Förderung von ca. 18.000t an LiOH her, welche über 70 Jahre lang „ausgebeutet“ werden könne. Dies entspräche Lithium für ca. 800.000 Autobatterien pro Jahr. Sogar eine Erweiterung der Lagerstätte wäre möglich, um zusätzliche Kapazitäten zu heben. Der Abbau geschieht in 100m - 400m Tiefe, wobei 60% der geförderten Massen wieder unter Tage verbracht werden und zur Wiederbefüllung der entstandenen Hohlräume genutzt werden können. Die 40% an Reststoffen werden über ein Förderband nach Liebenau auf die Halde verbracht.

2025-04-15_Foto6_Lithium.jpgGrundstoff, aus dem im nächsten Schritt Zinnwaldit gewonnen wird (Foto: Wirtschaftsrat) 

Der Region um Altenberg würde das Projekt ca. 300 - 400 unmittelbare Arbeitsplätze und davon das Fünffache an mittelbaren Arbeitsplätzen bringen. Ferner könnte sich der aktuell mit ca. 20 Mio. € verschuldete Altenberger Kommunalhaushalt über Steuermehreinnahmen i.H.v. 3-5 Mrd.€ freuen. Die Region würde mithin auch wieder als Lebensort attraktiver – ein wichtiger Fakt in einer Zeit, wo ländliche Räume insbesondere mit Abwanderung und Überalterung konfrontiert sind.

2025-04-15_Foto7_Lithium.jpgDie Bergbau-Reduktionskette vom Grundstoff bis zum Lithiumhydroxid (LiOH) (Foto: Wirtschaftsrat)

Wirtschaftsminister Dirk Panter ging zunächst auf die geopolitische Lage auf der Welt ein, indem er den Paradigmenwechsel im Weltgefüge erklärte. Konnte sich noch bis in die jüngste Vergangenheit auf günstiges Gas aus Russland, auf China als Absatzmarkt sowie auf den Schutz durch die USA verlassen, so sind all diese Faktoren, auf denen sich Deutschlands Wohlstand Jahrzehnte lang gegründet hat, heute obsolet. Entsprechend sei eine höhere Souveränität von Deutschland und der gesamten EU erforderlich, die durch Initiativen aus Sachsen angestoßen werden können. Dem Nachteil deutscher Rohstoffabhängigkeit stehen aber auch die Vorteile eines gewachsenen Mittelstandes, die Innovationsfähigkeit und mithin die Weltmarktführerschaft vieler Hidden Champions aus Deutschland gegenüber.

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Marko Uhlig erklärt die archivierten Bohrkerne (Foto: Wirtschaftsrat)

Der Wirtschaftsminister plädiert für eine Energiewende mit Augenmaß und stellte heraus, dass Lithium hierfür absolut notwendig sei. Dirk Panter hob die Vielschichtigkeit des Projekts hervor, verlieh seiner Unterstützung Ausdruck, betonte aber gleichzeitig auch, dass derartige Vorhaben von der heimischen Bevölkerung akzeptiert werden müssen. Auf sachliche Gegenargumente solle entsprechend eingegangen werden. Hier habe Marko Uhlig aber schon gut gearbeitet und für Transparenz gesorgt. Das Projekt werde, bei guter und sachgerechter Kommunikation gegenüber den Bedenkenträgern, zum Wirtschaftsfaktor für die Region und abschließend bemerkte er, dass es – global betrachtet – besser ist, Lithium in Deutschland, also im Land mit den höchsten Umweltstandards abzubauen, als an irgendeinem anderen Fleck der Erde, wo diese Kriterien nicht eingehalten werden müssten.

2025-04-15_Foto9_Lithium.jpgRundgang durch das Archiv mit unzähligen Bohrkernen (Foto: Wirtschaftsrat)

Wir bedanken uns bei Marko Uhlig und allen Beteiligten für den informativen Abend und die aufschlussreiche Führung durch das Informationszentrum, bei Staatsminister Panter für seine uns gewidmete Zeit und freuen uns auf den fortzusetzenden Dialog mit Dirk Panter anlässlich unseres Wirtschaftstages Sachsen, wo es um die Zukunft der einheimischen Automobilindustrie gehen wird, am 19.06.25 in Zwickau.