"Onboarding - Optimale Bedingungen für den Arbeitsbeginn schaffen"
Sich attraktiv für neue Mitarbeiter zu präsentieren, sodass sich diese bewerben, ist inzwischen bei vielen Arbeitgebern als absolute Priorität angekommen. Unternehmen verbessern ihr Recruiting, die Zielgruppenansprache, die Stellenangebote und können somit neue Bewerber anziehen. <br />
Sarah Halfter und Julia Thombansen haben uns erklärt, was man beim „An-Bord-Nehmen“ neuer Mitarbeiterbeachten sollte, was dabei alles schief gehen kann und warum sich ein guter Onboarding-Prozess lohnt.
ir haben erfahren, dass in Sachsen ca. 20 Prozent der Arbeitsverhältnisse bereits in der Probezeit scheitern. Das Onboarding beginnt mit der Unterschrift des Arbeitsvertrages und endet in der Regel mit der Probezeit, also nach ca. sechs Monaten. Ein gutes Onboarding will neue Mitarbeiter schnell und sicher an ihre (neuen) Aufgaben heran zu führen. Dazu gehört auch das Kennenlernen der Unternehmenskultur sowie des Teams, bestenfalls auf eine lockere Art und Weise.
Man unterteilt den „Aufnahmeprozess“ in Preboarding (zwischen Vertragsunterzeichnung und erstem Arbeitstag), den sog. Kick-off (erster Arbeitstag) sowie in das eigentliche Onboarding (erste Wochen und Monate in der neuen Arbeit). Leider wird dem Onboarding-Prozess in den meisten Unternehmen noch zu wenig Zeit beigemessen. Über 50 Prozent der Unternehmer haben den Prozess gedanklich schon nach einer Woche abgeschlossen.
Die wichtigste Frage aus Sicht des neuen Mitarbeiters ist, welche Erwartungen der Vorgesetzte an den Mitarbeiter hat. Die eigentliche Aufgabe spielt dabei nicht die Hauptrolle, wie Erfahrungen zeigen. Bis zur vierten Woche erreicht der neue Mitarbeiter ca. 25 Prozent seiner Produktivität; erst zwischen Woche 13 und 20 wird der Mitarbeiter ca. 75 Prozent der Produktivität erreichen und erst danach bei voller Leistung liegen. Ein gutes Onboarding reduziert den Krankenstand, hält Knowhow im Unternehmen, steigert die Attraktivität des Unternehmens und insgesamt den langfristigen Erfolg des Unternehmens.
Nach dem Motto, „Es gibt keine zweite Chance für den ersten Eindruck“, haben die Mitarbeiter von TalentTransfer eine Checkliste zusammengestellt, die den Aufnahmeprozess strukturiert. Auch einige Tipps gab es für den ersten Arbeitstag, z.B. dem neuen Mitarbeiter so wenig Papierkram wie möglich zuzumuten oder diesen bereits am Tag eins keinesfalls nach Stechuhr arbeiten zu lassen und ihm so wenig Aufgaben wie möglich zuteilen. Ein Verantwortlicher („Buddy“) sollte benannt werden, um den neuen Mitarbeiter beim Einstieg zu begleiten. Kleine Aufmerksamkeiten (Smoothie, Schokolade, Tulpen) wirken positiv, um einen guten Eindruck vom Unternehmen zu gewinnen. Das Team sollte über den neuen Mitarbeiter informiert und dieser wohlwollend begrüßt werden.
Gut sind Unternehmer zudem beraten, wenn sie die festen, wiederkehrenden Termine dem neuen Mitarbeiter benennen; dies bezieht sich auf Geschäfts- und Freizeittermine. Ein eher humorvoll verfasstes Handbuch zum Wissensmanagement wirkt manchmal Wunder, um die angestrebte Wohlfühlatmosphäre zu schaffen. Frau Halfter und Frau Thombansen haben sogar dargelegt, was man beim Onboarding im Home Office beachten sollte und welche „Kardinalsfehler“ man unbedingt vermeiden sollte. Es sollte vermieden werden, den neuen Mitarbeiter in den ersten Tagen in die „Bringepflicht“ zu nehmen und diesen mit Informationen zu überfluten. Ein schlechter Eindruck vom Unternehmen am ersten Tag ist kaum wieder zu korrigieren. Wir danken den beiden Referentinnen abermals für deren wissenswerten Input und freuen uns schon auf den weiteren Austausch. Der Wirtschaftsrat befürwortet die Fortführung der vom SMWA geförderten Initiative, insbesondere ab der zweiten Jahreshälfte 2021.