„Perspektiven eines Gründers: Digital Health in Deutschland und Europa - Welche Potenziale haben DiGA & Co. und wo geht die Reise hin?“
Aktuell spielen Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) in Deutschland noch eine untergeordnete Rolle. Um diesen Zustand in eine zeitgemäße Richtung zu drehen, haben wir Marcus Rehwald online eingeladen, der uns gezeigt hat, welche Vorteile es hat, ein Start-up für digitale Gesundheitsanwendungen (digitales Medizinprodukt zur Heilung von Krankheiten) ins Leben zu rufen.
Marcus Rehwald, Mitgründer und CEO der 2019 gegründeten eCovery GmbH hat uns interessante Einblicke in eine erfolgreiche digitale Gesundheitsanwendung sowie in den Markt für derartige Behandlungsmöglichkeiten gebracht. Mit aktuell 34 Mitarbeitern am Standort in Leipzig ist das Unternehmen stets an Kooperationen mit Unternehmen, Einrichtungen und freilich mit Akteuren des Gesundheitssystems interessiert. Dabei sind DiGA konservative Therapiekomponenten, unabhängig von Zeit und Ort, deren Behandlungsfortschritt „sekundengenau“ nachverfolgt werden kann und die in hohem Maße individualisierte Therapieansätze ermöglichen.
(Foto: Wirtschaftsrat)
Alle Ärzte und Psychotherapeuten können DiGA verordnen; das eRezept für DiGA kommt aber leider erst Anfang 2025. Digitale Therapien können bei Rücken- und Gelenkschmerzen, bei Adipositas, Schafstörungen, psychischen Krankheiten u.v.m. eingesetzt werden. Derzeit sind 57 DiGA zugelassen. Aktuell nutzen vordergründig 45-65-Jährige digitale Therapien. Entwickelt werden diese vor allem von Ärzten und Psychotherapeuten. Bei DiGA ist Deutschland seit 2020 weltweiter Vorreiter – andere Länder, wie Belgien (2022), Frankreich (2023) und Österreich machen es uns (noch) nach. Entsprechend können DiGA ein echter Standortfaktor für Deutschland sein, welchen es gilt zu nutzen und den Markt aus Deutschland heraus weiter zu entwickeln – im Grunde gilt es also, hier eine Chance zu nutzen und nicht, wie allzu oft und in anderen Sektoren bereits geschehen, diese verstreichen zu lassen.
Mittlerweile akzeptieren mehr und mehr Ärzte (aktuell 1/3) digitale Therapien – das Vertrauen in diese Anwendungen nimmt zu. Datenschutzrechtliche Bedenken sind hier jedoch unangebracht, weil die Anforderungen an DiGA bereits besonders hoch sind. Heute gilt es, eher die Potenziale als die Hinderungsgründe dieser Anwendungen zu erkennen – reale und digitale Versorgungsmöglichkeiten sollten sich wechselseitig ergänzen und vollumfänglich ausgeschöpft werden. Das Unternehmen eCovery hat als digitale Anwendung den „Physiotherapeuten für die Hosentasche“ entwickelt, wobei mittels einer App und vorher erfolgter Anamnese, ein Therapieprogramm mit Übungen über Video und Audio von zu Hause aus (Vermeidung weiter Wege, vor allem im ländlichen Raum) erfolgt. Hierbei hilft ein „digitaler Physiotherapeut“ (Möglichkeit die Korrektheit der Übungen durch Sensorik zu überprüfen, mit entsprechenden Videos als Anleitung), der permanent Daten an den jeweiligen Arzt zurückmeldet. Vielen Dank an die LFK-Mitstreiter und insbesondere an unseren Referenten, Marcus Rehwald, für seine sehr aufschlussreichen Einblicke in die Thematik.