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Bericht
09.08.2020
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Aus den Ländern (Sachsen): "Synthetische Kraftstoffe - Die Zukunft des Automobilbaus und des Industriestandorts Sachsen/Deutschland"

Experten-Treff in der Chemieanlagenbau Chemnitz GmbH (CAC) unter Teilnahme des Ministerpräsidenten Michael Kretschmer
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Es war uns eine Ehre und Freude zugleich, dass Ministerpräsident Kretschmer das Thema „Synthetische Kraftstoffe“, insbesondere die Herstellung von synthetischem Benzin/Kerosin durch Know-How der CAC und der TU Bergakademie Freiberg, für wichtig erkennt und diese Zukunftstechnologie „Made in Saxony“ unterstützen möchte. Die Historie der CAC als Projektentwickler im Anlagenbau reicht übrigens 200 Jahre zurück.

 

 

Um es vorweg zu nehmen: Nur unter der Bedingung eines wesentlich von staatlichen Steuern, Abgaben und Umlagen (zusammen: 52,5% des Strompreises für Haushaltskunden bzw. ca. 51% für Unternehmenskunden) befreiten Strompreises wird es dauerhaft in Deutschland möglich sein, zu konkurrenzfähigen Preisen, CO2-neutrales synthetisches Benzin im Heimatmarkt herzustellen und an die Zapfsäulen zu bringen. Da die Wasserelektrolyse (Aufspaltung von H2O in H2 und O2) eine große Menge an Strom benötigt, müssen die Strompreise in Deutschland für diesen Prozess sinken. Dabei gilt: der vorübergehende Verzicht auf Steuern führt zu höheren Steuereinnahmen aufgrund bahnbrechender Innovationen in der Zukunft. Der Vorteil von synthetischen Kraftstoffen liegt dabei klar auf der Hand: Damit könnte sich der bereits vor Corona ins Wanken gekommene Automobil- bzw. Maschinenbau durch Weiterentwicklung von Ottomotoren im PKW mehr als erhohlen. Es würden Wachstumsimpulse ausgelöst und viele wertschöpfende Arbeitsplätze blieben in Sachsen erhalten.

Der CAC-Geschäftsführer und Gesellschafter, Joachim Engelmann, stellte dem Expertenkreis der sächsischen Autoindustrie sowie unseren ausgewählten Mitgliedern anschaulich dar, dass unter Nutzung der vorhandenen Kraftstoff-Infrastruktur hier ein nennenswerter Schritt in Richtung Klimaneutralität möglich wird. Hierzu konnte bereits im Jahr 2010 in Kooperation mit der TU Freiberg eine Anlage zur Herstellung von synthetischem Benzin in Betrieb genommen werden. Im Zuge des Strukturwandels in der Lausitz wäre es sinnvoll, weitere derartige Anlagen zu errichten, um z.B. Flotten-PKW mit „grünem“ Benzin zu betanken. Sachsen könnte hier seine Kernkompetenzen ausspielen. Letztlich ist das synthetische Benzin der CAC sogar qualitativ hochwertiger als herkömmliches Benzin (z.B. weniger Aromaten).

Folgende Punkte gaben die Teilnehmer dem Ministerpräsidenten mit auf den Weg:

  • Eine sächsische Wasserstoffstrategie sollte das Thema synthetische Kraftstoffe explizit beinhalten, weil die nationale Wasserstoffstrategie gerade diesen Komplex ausspare.
  • E-Fuels sollten als nachhaltiger Kraftstoff im Sinne Erneuerbare-Energien-Richtlinie II (Vorgabe: 14 Prozent Verbrauch an Erneuerbaren Energien im Verkehr) anerkannt werden.
  • Die Anrechenbarkeit von CO2-Einsparungen auf Flottenwerte der Autoindustrie sollte umgesetzt werden und letztlich hätte der Freistaat Sachsen hier die Chance, ein der Technologieoffenheit verpflichtetes nachhaltiges Pilotprojekt und mithin einen Wachstumsimpuls für die ganze Volkswirtschaft zu initiieren. Auf diese Weise könnte ein weiteres Abwandern des Know-Hows im sächsischen Automobilbau nach China eingedämmt werden.
  • Altholz (Sperrmüll) wäre insbesondere eine gute Quelle zur Generierung von CO2, falls das CO2 in der Luft keine ausreichende Ausgangsmenge für die Elektrolyse zu grünem Wasserstoff bietet.


Wir danken den Gastgebern der CAC für den zielführenden Austausch und dem Ministerpräsidenten für die Ermöglichung dieser Runde durch seine Präsenz.