"Tourismuswirtschaft in Sachsen: Vom Lockdown zum Herbststurm oder zur neuen Normalität?"
Gemeinsam konnten wir einen Blick auf die Tourismuswirtschaft nach dem Lockdown werfen und ausloten, wie sich die Lage in der Branche im Herbst gestalten wird.
Wie wirken sich verlorene Umsätze und die Hygienevorschriften bei den Unternehmen aus? Gibt es eine Rückkehr zur Normalität oder werden es stürmische Zeiten? Wie begleitet und hilft der Freistaat in dieser kritischen Situation? Dazu konnten wir namhafte Experten als Referenten gewinnen, die ihre jeweilige Expertise in unsere Online-Zusammenkunft haben einfließen lassen.
Als Eröffnungsreferenten konnten wir Frank Ortmann, Abteilungsleiter Tourismus im Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus, gewinnen. Axel Klein, Hauptgeschäftsführer der DEHOGA Sachsen, hat uns seine Lageeinschätzung ebenfalls nähergebracht und Alexandra Glied, Inhaberin des Hotels „Alexandra“ in Plauen, konnte uns ihre Sicht als betroffene Hotelière erläutern. Moderiert wurde die Veranstaltung von unserer Vorsitzenden der Landesfachkommission Mobilität und Tourismus, Claudia Hinrichs.
Die Tourismusbranche verzeichnete aufgrund von Corona in Sachsen einen Einbruch von 95 Prozent. Wohl kaum eine andere Branche ist mehr betroffen. Die staatlich bereitgestellten Hilfen, wie Kurzarbeit, Zuschüsse und Darlehen werden gut in Anspruch genommen. Fraglich ist, wie hoch die Insolvenzwelle in der Branche werden wird, wenn das Aussetzungsdatum Ende September 2020 vorüber sein wird. Laut Frank Ortmann sei die Corona-Pandemie nicht mit dem Elbehochwasser von 2006 zu vergleichen, da bei einer Pandemie Ländergrenzen keine Rolle spielten und aufgrund der weltweiten Vernetzung eine ganz andere Dimension im Wirtschaftseinbruch zu verzeichnen sei. Es ist davon auszugehen, dass es ca. zwei Jahre braucht, bis sich die Tourismusbranche von dieser Krise erholt. Kritisch sei jedoch die Kommunikation zu den Hilfsprogrammen in Sachsen anzumerken. Kaum einer wusste z.B., dass das Sofort-Hilfedarlehen „Sachsen hilft sofort“ bei Tilgung von 90 Prozent in drei Jahren den Erlass der Restschuld beinhaltet und entsprechend hier ein indirekter Zuschuss drinsteckt. Derzeit laufen vor allem die Busreisen wieder an und das Elbsandsteingebirge sei nach wie vor als Reiseziel gefragt.
Alle Sachsen müssen sich immer wieder auf die Änderungen in der neu angepassten Corona-Schutzverordnung einstellen. Dies ist insbesondere für das Gastgewerbe von Belang, da dort die momentanen Lockerungen manifest werden. Laut Axel Klein haben ca. 83 Prozent der Gastronomen in Sachsen Kurzarbeitergeld beantragt. Derzeit seien die Hotels nur zu ca. 30 Prozent ausgelastet. Auch die Ausbildung leidet unter den Corona-Folgen. Insbesondere die beschlossene MwSt.-Senkung greife zu kurz – generell ist die von Sonderregelungen geprägte MwSt. im Gastronomiebereich zu reformieren (Einkauf: 7 % MwSt., Verkauf: 19 % bei Speisen, Umsatzschmälerung in der Gastronomie).
Alexandra Glied wies als betroffene Hotelière auf die Besonderheit in Sachsen hin, dass landeseigene Zuschüsse für Unternehmen ab 10 Mitarbeiter ausgeblieben sind, wofür sich aber auch der Wirtschaftsrat von Anfang an stark gemacht habe. Zumindest teilweise konnte sie Umsatzeinbußen durch den Aufbau eines Lieferservices abfangen. Insgesamt positiv sei das Nachsteuern des Bundes für die neuen Corona-Zuschüsse unabhängig von der Mitarbeiterzahl zu werten. Jedoch sind hier die Bedingungen an die Umsatzeinbrüche der Monate Juni, Juli, August zu hohe Hürden, um angemessen von diesen Zuschüssen zu profitieren. Wir danken allen Beteiligten für das überaus interessante Online-Forum und hoffen auf eine Fortsetzung.