Vermeidung von CO2-Importen und Aufbau neuer Industrien
Deutschland exportiert Strom in Größenordnungen (fossile Kraftwerke laufen auch bei großem Angebot von Grünstrom weiter) und importiert CO2 haltige fossile Energieträger, wie Erdöl und Erdgas. Das geht zu Lasten der deutschen CO2-Bilanz. Bei Nichterreichen der deutschen Klimaschutzziele müssen aus Bundesmitteln UNO-Emmissionszertifikate außerhalb des Stromsektors (sog. Assigned Amount Units - AAU, Kyoto-Protokoll) teuer zugekauft werden. Dies gilt es zu verhindern, indem durch systemrelevante Verbraucher ein „Auffangbecken“ für überschüssigen Strom und für inländische Wertschöpfung entstehen kann.
Die Hauptfrage, um welche die Vorträge kreisten war, ob es mittels zukunftsweisender Cleantech gelingt, Importe von CO2-haltigen Rohstoffen und petrochemischen Produkten zu vermeiden und das durch Verbrennungsprozesse entstehende inländische CO2 einer klimaneutralen Verwendung zuzuführen. Kurzum, es ging darum, ob und wie die Substitution von ausländischem durch inländisches, bisher ungenutztes CO2 in der Sektorkopplung gelingen kann, woraus neue Industriezweige entstehen können. Oder anders ausgedrückt: Wie kann die klimaneutrale Wandlung des „Abfallstoffes CO2“ hin zur „Ressource CO2“ gelingen?
Dabei wurde der Blick auf erneuerbare Energien genauso gerichtet, wie auf mittels dieser Energiequellen produzierbare synthetische Kraftstoffe und auf Wasserstoff. Diese „Power-to-X“-Technologien werden eine bedeutende Rolle im Energieangebot der Zukunft sein, diesbezüglich waren sich die Teilnehmer einig.
Als Conclusio ist festzuhalten, dass strombasierte Kraftstoffe, vor allem im Güterverkehr sinnvoll, bei Cleantech-Prozessen Doppelbesteuerungen (z.B. bei der Eigennutzung des produzierten Stroms) seitens des Staates äußerst hinderlich sind, dass die Gesamtkosten der Dekarbonisierung nicht allein auf die Industrie abgewälzt werden können und die Sektorkopplung unbedingt ausgebaut werden müsse. Ferner gehe derzeit die dezentrale Erzeugung mit zentralem Verbrauch eher schlecht zusammen - auch hier sollte über dezentrale systemrelevante Verbraucher (u.a. Industrieparks, Stahlindustrie, Zementindustrie) nachgedacht werden.
An unserer Fachveranstaltung partizipierten als Referenten und Diskutanten Christopher Braatz (McPhy), Berthold Goeke (Ministerialdirigent im BMU), Christian Schweitzer (bse Engineering Leipzig), Marius Stöckmann (EurA AG) sowie Moritz Raab (DLR) und Thomas Hörtinger (LEAG), welche den Nachmittag im Gelände des BER in Schönefeld aus unternehmerischer, politischer und wissenschaftlicher Perspektive zu einem gelungenen haben werden lassen. Besonders danken wir dem Hausherren, Christopher Braatz, für die Bereitstellung seiner Räumlichkeiten, der Verpflegung und für die Führung durch McPhy.