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Bericht
20.09.2018
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Aufbruchsignale aus Lübeck

Jan Lindenau, einhundert Tage Bürgermeister der Hansestadt Lübeck, brachte bei seinem Besuch der Sektion Lübeck einen dicken Strauß Blumen mit. Er sei sehr gerne wiedergekommen, nachdem die Veranstaltung des Wirtschaftsrates in seinem Wahlkampf die aus seiner Sicht qualitativ hochwertigste gewesen sei. Aber er hatte noch mehr im Gepäck, weshalb er am Ende seines Auftritts mit einem anerkennenden Applaus verabschiedet wurde.
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Eine seiner ersten Amtshandlungen habe der Possehl-Brücke gegolten, um die verkehrlichen Störungen durch einen Neuordnung des Verfahrens zu entzerren. Neben den akuten Problemen müsse Lübeck seine Verkehrsentwicklungsplanung, die 30 Jahre alt sei, dringend aktualisieren. Das sei zwar wichtig, aber sein Hauptaugenmerk liege ganz klar auf den Chancen der Stadt durch Nutzung neuer Techniken.

 

So habe die Evakuierung und teilweise Stilllegung einer Grundschule bei der Ursachenforschung kürzlich gezeigt, daß Informationen zum Schulgebäude erst nach Wochen aus verschiedenen Ressorts zusammengeklaubt werden müssen. „Wir brauchen für die Gebäude in unserer Verantwortung dringend eine digitale Bauakte.“, so Lindenau.

 

Aber nicht nur das. Die gesamte Verwaltung müsse auf den neuen Kurs gebracht werden. Die Motivation seiner Mitarbeiter für Veränderung sei überraschend hoch. Über das Bürgertelephon 115 würden schon jetzt 60 Prozent aller Anfragen abschließend beantwortet. Das entlaste nicht nur die Verwaltung, sondern verbessere auch den Service für die Bürger, da man hierüber werktags von 7 bis 19 Uhr erreichbar sei. Das sei erst der Anfang. Man habe kürzlich mit großer Resonanz einen Hackathon zum Thema Digitale Stadt durchgeführt und den mitwirkenden Vordenkern dazu die kommunalen Daten der Stadt offengelegt. Jetzt gehe es darum, über Pilotprojekte Erfahrungen zu sammeln. Beispielsweise könnten Sensoren anzeigen, ob Mülltonnen zu leeren seien oder ob Glatteis auf den Straßen entstehe und die Streuwagen ausrücken müssen.

Dankbar sei er zudem für das Drängen des Wirtschaftsrates auf eine beschleunigte Planung von Gewerbegebieten. Der Flächennutzungsplan der Stadt werde jetzt dreißig Jahre alt und solle auch in dieser Hinsicht revidiert werden. Er werde sich zudem für interkommunale Gewerbegebiete zusammen mit seinen Nachbargemeinden stark machen.

 

Lübecks Haushalt sei trotz der Umstellung auf die Doppik seit dem Jahr 2014 im Plus und die Arbeitslosigkeit in der Region sinke immer weiter. Diesen allgemeinen Trend gelte es jetzt durch eigene Investitionen zu verstetigen, um die geschichtsträchtige Hansestadt zu einem Vorbild für fortschrittliche Stadtentwicklung zu machen. Dazu gehöre selbstverständlich ein flächendeckendes Glasfasernetz. Das erfordere jetzt zwar besondere Anstrengungen, aber er denke weiter in die Zukunft und wolle in sechs Jahren wieder antreten. Die gut 25 Teilnehmer zeigten sich beeindruckt: „Wenn er davon nur die Hälfte erfolgreich umsetzt, wird die Stadt enorm profitieren.“, kommentierte anschließend ein bekannter Lübecker Unternehmer. „Ich komme gerne zur Mitte meiner Amtszeit wieder in die Sektion Lübeck“, so Lindenau am Ende seines Vortrages. / Holger Hartwig