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Bericht
10.05.2018
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Blockchain: Effizient, aber noch in den Kinderschuhen

Es ist aktuell eines der Top-Themen, wenn es um die Digitalisierung geht: Blockchain, d.h. der direkte Austausch von Informationen zwischen Beteiligten auf dem digitalen Weg ohne einen zentralen Knotenpunkt.
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Beim dritten Podium im Rahmen des CXO auf Sylt diskutierten Experten über die Frage, welche Möglichkeiten, Geschäftsmodelle und Risiken diese neue Technik für Unternehmen mit Blick auf Kundenbeziehungen mit sich bringt und wie mögliche Risiken einzuschätzen sind. In seiner Einführung in das Thema erläuterte Dr. Markus Hablizel, Though Leader bei Munich Re, wie Erst- und Rückversicherer aktuell dabei sind, die Möglichkeiten des Blockchain zu testen. „Blockchain ist interessant, weil es Prozesse durch den Verzicht auf eine trusted third party transparenter, schneller und damit verbundene Transaktionen auch preiswerter macht.“

 

Dr. Hablizel machte deutlich, daß Blockchain-Anwendungen auf drei Ebenen in der Wirtschaft denkbar sind: Innerhalb eines Unternehmens zu Niederlassungen auch über Ländergrenzen hinweg, innerhalb einer Branche, z.B. für den Austausch von Schadensfreiheitsklassen, und branchenübergreifend. Als Beispiel für einen branchenübergreifenden Einsatz nannte er die Zulassung eines Fahrzeuges. „Wenn sie heute ein Auto anmelden wollen, müssen sie Informationen über ihre Identität, den Fahrzeugbrief und die Bankverbindung mitbringen. Das ist aus Kundensicht mühsam. In einer App könnten die Daten gebündelt und freigegeben werden, um dann mit weniger Aufwand die Zulassung zu bekommen.“ Mit unternehmensinternen Lösungen würden sich aktuell bereits viele Firmen beschäftigen, seit 2016 würden auch die Aktivitäten in einzelnen Branchen verstärkt. „In der Versicherungsbranche haben 13 Unternehmen gemeinsam eine Firma gegründet, die Ende 2017 einen Prototyp entwickelt hat, um die Blockchain-Technologie zu ermöglichen.“

Dezentralisierung bietet Vorteile
In der sich anschließenden Diskussion moderiert von Sven Korschinowski, Partner und Spezialist der KPMG AG aus Frankfurt/Main, wurde deutlich, wie hochkomplex die Anforderungen an Blockchain-Lösungen sind, weil es unter anderem zahlreiche Sicherheitsfragen zu beantworten gilt.

Dr. Michael Merz, Gründer der Ponton GmbH und Spezialist für Einsatzpotenziale für Blockchain im Energiehandel ist froh, daß der Hype um Blockchain nachgelassen hat und sieht trotz aller Herausforderungen perspektivisch die Chance für dezentralisierte Marktplätze. Mit
seinem Unternehmen habe er einen Prototyp für den Energiehandel entwickelt. Dr. Merz: „Neben vielen andere positiven Faktoren, die die neuen Handelsformen bringen könnten, ist ein weiterer Vorteil, daß beim Einsatz von Blockhain auf jeden Fall das Risiko einer Cyberattacke gesenkt wird, weil es nicht mehr einen zentralen Angriffspunkt gibt.“

Menschlicher Wunsch kann erfüllt werden
Für Jannis Holthusen, Geschäftsführer des StartUp-Unternehmens Upchain aus Hamburg, ist Blockchain „eine Methode, um klassischen Firmen und Mitarbeiter aus ihrer Welt mit den gewohnten Abläufen herauszuholen und dafür zu sorgen, daß sie sich wieder auf das Wesentliche, ihre Kunden, konzentrieren.“ Mit seinem Unternehmen habe er zunächst eine digitale Lösung für die Abrechnung von Reisekosten entwickelt und dann aufgrund der Nachfrage eine Beratungsfirma für Blockchain gegründet, mit der für eine Bank dann eine Lösung für ein bisher sehr manuelles Bankgeschäft mit Schuldscheindarlehen entwickelt wurde. Es gehe darum, mit Blockchain neue Geschäftsmodelle „ohne Mittelsmänner zu entwickeln.“ Aus seiner Sicht sei es „ein menschlicher Wunsch, Geschäfte möglichst direkt zu machen, und da bieten sich nun neue Perspektiven.“

Blockchain als Portalersatz?
Aus Sicht von Dirk Ramhorst, CDO/CIO und Senior Vice President der Wacker Chemie AG in München, geht es bei der Thematik Blockchain nicht um die Technologie, sondern um die Lösung eines Problems. Ein Konsortium aus der Chemiebranche habe vor mehr als 15 einigen Jahren ein Portal gegründet, dass B2BTransaktionen ermöglich. „Wir bilden etwa 30 Prozent über dieses Portal ab.

 

Die Frage ist nun: Wie kann so etwas künftig durch eine Blockchain abgelöst werden, um den B2B-Bereich effizient zu machen?“ Als einen Punkt nannte er den Aspekt, daß heute der Warenüberbang und der Bezahlvorgang durch die Einbindung von Banken oft zeitlich nicht dicht beieinanderliegen. Hier gebe es Optimierungspotential. Bisher stünden Blockchain-Lösungen in seiner Branche allerdings absolut am Anfang./Holger Hartwig