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Bericht
13.05.2021
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Podium I: Fehlende Nachrichtenkompetenz wird zur Zukunftsherausforderung

5. CXO-Event Sylt

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Die Medienwelt durchläuft seit einigen Jahren einen disruptiven Wandel. Durch die Möglichkeiten des Internets ist die Versorgung mit Informationen und Nachrichten explodiert. Klassische Medienhäuser kämpfen um ihre Zukunft, weil das Anzeigengeschäft immer mehr in Richtung digitaler Angebote abwandert und Menschen sich kostenlos über das Netz informieren. „Smart News in Zeiten von Fake News“ – so lautete der Titel des ersten Podiums bei dem 5. CXO Event Sylt 2021, das aufgrund der Pandemie digital stattfand.

 

Wie reagieren die Medienmacher auf die Veränderungen? Wie wird und muss sich die Schnittstelle zum Konsumenten wandeln, um die Vorteile der Digitalisierung für den Konsumenten zu verwirklichen und Agenturen und Redaktionen leistungsgerecht zu für Qualitätsjournalismus zu vergüten? Diesen Fragen stellte sich unter der Moderation von Frank Pörschmann (Geschäftsführer iDIGMA GmbH, Hamburg) eine prominent besetzte Runde mit Vertretern von Start-Ups, Nachrichtenagenturen, Medienhäusern und aus der Politik.

 

Startups als Innovationstreiber

Den Überblick, wie sich der Wandel vollzieht, gab Christoph Hüning. Als geschäftsführender Gesellschafter von next Media Accelerator (Hamburg) unterstützt er Ideen von Start-Ups auf dem Weg zur Marktreife. An dem Startup-Beschleuniger sind zahlreiche Medienhäuser und Agenturen als Kapitalgeber beteiligt. Hüning zeigte anhand von Zahlen auf, dass der Trend des Konsumentenverhaltens und der Umsätze weg von klassischen Medienprodukten, z.B. der Zeitung, hin zu innovativen Digitallösungen ungebrochen ist. Potenziale für Umsatzsteigerungen würden aktuell vor allem in den Bereichen Virtual Reality, Videogames, E-Sport und Over-the-top content (OTT), d.h. der Übermittlung von Video- und Audioinhalten über Internetzugänge, ohne dass ein Internet-Service-Provider in die Kontrolle oder Verbreitung der Inhalte involviert ist, erwartet. „Bei dieser Veränderungen sind weniger die Medienhäuser, sondern vielmehr Start-Ups die Innovationstreiber. Sie sind es, die die neuen Wege für die Erstellung, Distribution und Vermarktung von Inhalten entwickeln.“ Ziel sei es, die Ideen soweit zu professionalisieren, dass die Verlage dann damit Zukunftsaufgaben optimal lösen können.

 

Nachrichten der Zukunft: Einfacher, klarer, besser

In der anschließenden Podiumsdiskussion ging es um die Auswirkungen der Disruption mit Blick auf den veränderten Nachrichtenkonsum. Meinolf Ellers, Geschäftsführer der dpa-infocom GmbH (Hamburg), einem Tochterunternehmen der Deutschen Presseagentur, machte deutlich, dass sich mit Blick auf die heutige Jugend die Darstellungsform verändern müsse. „Es besteht ein enormer Handlungsbedarf, weil junge Menschen heute Inhalte anders konsumieren.“ Aktuelle Studien belegten, dass die Kompetenz junger Menschen im Umgang mit Nachrichten dramatisch abnehme. Die Hälfte der heute 14- bis 25-Jährigen sage, dass sie nicht wüssten, was Nachrichten mit ihrem Leben zu tun hätten. Bei den 15- und 16-Jährigen sei die Kompetenz, Nachrichten von kommentierenden und wertenden Beiträgen zu unterscheiden, nicht mehr vorhanden. „Das sind große Herausforderungen für die Medienhäuser, aber auch für den Erhalt der Demokratie. Die Nachrichtensprache muss einfacher, klarer und besser werden. Zudem muss die Arbeit der Redakteure transparenter und nachvollziehbarer werden“ Auch die Frage des Wahrheitsgehalts von Nachrichten werde weiter an Bedeutung gewinnen. „Wir als dpa sind einer der führenden Partner bei Facebook für den Check von Nachrichten“.  Mit Blick auf Fake News ist Ellers überzeugt: „Das beste Rezept dagegen sind ein verlässlicher Journalismus und eine kompetente Nutzerschaft.“ Zumal, das machte Impulsreferent Hüning deutlich, es bisher keine technische Lösung gebe, Fake News durch technische Prozesse zu ermitteln. Hier könnte in einigen Jahren vielleicht die Künstliche Intelligenz weiterhelfen.

 

Keine Rettung durch Subventionierung

Den wirtschaftlichen Blick auf die Entwicklungen brachte Otto Christian Lindemann, ehemaliges Vorstandsmitglied der DuMont Mediengruppe (Köln), in die Diskussion ein. Er bezog eindeutig Stellung: „Große Verlage, so wie wir sie heute kennen, laufen Gefahr zu verschwinden. Das Internet hat den Verlagen ein tragisches Schicksal beschert. Sie haben Reichweiten wie nie, sind aber nicht in der Lage, diese zu monetarisieren.“  Die bestehenden Geschäftsmodelle durch staatliche Subventionierung retten zu wollen, funktioniere nicht. Es werde weitere Fusionen geben, um mit neuen Modellen die Nachrichtenversorgung zu realisieren. Dafür seien die Lockerung kartellrechtlicher Auflagen, aber auch klarerer Regelungen im Urheberrecht erforderlich. „Schlanker, schneller, smarter – nur Innovationen werden die Verlagswelt retten“, ist Lindemann überzeugt. Dazu gehöre dann auch der Ansatz, die Nachrichtenqualität über neue Angebote, z.B. gezielte datengestützte Wirtschaftsdienste, quer zu subventionieren.

 

Medienkompetenz stärker fördern

Maik Beermann, Obmann der CDU/CSU-Fraktion im Ausschuss Digitale Agenda des Deutschen Bundestages, stellte heraus, dass es das politische Ziel bleiben müsse, die Regeln in der physischen Welt für den Umgang und die Verbreitung von Nachrichten auch in der digitalen Welt anzuwenden. „Klarnamen in sozialen Medien sind dabei nur ein Baustein.“ Es sei unumstritten, dass vor allem lokale Nachrichtenangebote für Demokratieprozesse wichtig seien. Zudem müsse die Medienkompetenz in der Bildung weiter gefördert werden.

 

In dieser Hinsicht unterstützte ihn aus dem Zuhörerfeld Dirk Schrödter, Chef der Staatskanzlei Schleswig-Holstein, in Kiel. „Wir müssen mehr in die Bildung mündiger Medienbürger investieren“, so der Staatsekretär. Er plädierte zudem dafür, dass sich die Verlage ihrer lokalen Kompetenz bewusst werden. „Anstelle der Nachrichten aus der Region, gibt es immer mehr Berichte aus der Welt. Das ist aus meiner Sicht die falsche Strategie.“