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Bericht
08.03.2018
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ChinaContact Lunch #1 - Was macht der gelbe Riese?

Die weltwirtschaftlichen Variablen werden derzeit neu konfiguriert. Protektionismus nimmt weltweit zu, nicht nur in den Vereinigten Staaten von Amerika. China verfolgt strategische Pläne: Die technologische Führerschaft bis zum Jahr 2025 und das Projekt einer neuen Seidenstraße. Während deutsche Unternehmen in China über eine Verschlechterung ihrer Bedingungen klagen, nehmen Unternehmenskäufe chinesischer Investoren in Deutschland sprunghaft zu: Fokus High Tech und Exportstärke.

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Chinas Investitionen in Deutschland sind, wie in anderen Märkten, 2016 drastisch gestiegen. Im Visier chinesischer Investitionen: Hochtechnologieunternehmen wie der Roboterhersteller Kuka. Das hat für Unruhe gesorgt. Derartige Aufkäufe werden nicht nur von rein staatlichen,
chinesischen Unternehmen getätigt – sind aber immer ein wichtiges Instrument der chinesischen Strategie „Made in China 2025“. Deren Ziel: Bis Mitte des kommenden Jahrzehnts in zentralen Industrien wie Automotive, Energie oder Maschinenbau mit eigenen Technologien führend zu sein – in China und auf dem Weltmarkt.

 

In Deutschland und der EU reagierte die Politik mit ersten Maßnahmen, um solche Investitionen in Zukunft besser kontrollieren und gegebenenfalls unterbinden zu können. Aber wie bedrohlich sind derartige Beteiligungen und Unternehmenskäufe für deutsche Firmen und die Wirtschaft wirklich?

Diese Frage diskutierten Unternehmer, Politiker, Außenwirtschaftsförderer und China-Experten im Rahmen des ersten ChinaContact-Lunches in Itzehoe unter dem Titel „Chinas Strategie und die Chancen Deutschlands sozialer Marktwirtschaft“. Zu der Runde hatten der
Wirtschaftsrat und der OWC Verlag für Außenwirtschaft geladen. Gastgeber für die gut 50 Teilnehmer war das schleswig-holsteinische Logistikunternehmen CLC Logistik.

„Bislang spricht die Empirie für chinesische Investitionen in Deutschland – bis auf wenige Ausnahmen seien sie Studien und Erfahrungsberichten zufolge positiv verlaufen“, referierte Patrick Bessler, Chefredakteur beim OWC Verlag. Dennoch warnen renommierte Institute wie
das Mercator-Institut für Chinastudien: Deutschland müsse sich überlegen, wie es zukünftig weiterwachsenden Investitionen umgehen will.

 

„Wir müssen darauf achten, wie wir reagieren“, mahnte Wirtschaftsrat-Landesgeschäftsführer Dr. Bertram Zitscher – nicht nur mit Blick auf China, sondern auch auf die gerade am Vorabend von Washington angekündigten Strafzölle auf ausländische Stahlimporte. Es bestehe die Gefahr einer Spirale. Ein Großteil der Teilnehmer teilte die Auffassung, daß protektionistische Maßnahmen gegen Auslandsinvestitionen nicht die Antwort sein könnten. Auch wenn China in einem unfairen Verhalten gegenüber Deutschland ebensolche Maßnahmen ergreift – und dies durchaus zu einem zunehmend ungemütlichen Klima für deutsche Unternehmen in China führt, wie Christian Decker, Außenwirtschaftsberater mit Schwerpunkt China bei der Wirtschaftsförderung und Technologietransfer GmbH Schleswig-Holstein, bestätigte. Umso wichtiger sei es allerdings, Dialog und Beziehungen aufzubauen.

In Berlin überprüfe man derweil das Wertpapierhandelsgesetz aufgrund des „Heranschleichens“ des chinesischen Zulieferers Geely an die Daimler AG, berichtete der Bundestagsabgeordnete Mark Helfrich. Anstatt protektionistischer Maßnahmen, so die Forderungen aus dem Publikum, müßte Deutschland eine ernstzunehmende Außenwirtschaftsstrategie entwickeln. Das habe etwa schon Wirtschaftsminister Gabriel vor Jahren gefordert. Doch „stattdessen sondieren Arbeitskreise und Ausschüsse immerzu, aber entwickeln keine Strategie“, monierte ein Teilnehmer.

Aber nicht nur die Frage der Kontrolle chinesischer Investitionen wurde diskutiert, sondern auch, wie man allgemein dem chinesischen Hunger nach Knowhow und Innovationen begegnen sollte. Damit etwa, die eigenen Rahmenbedingungen zu verbessern oder selbst offener zu werden für Innovationen aus China, aber auch aus Ländern wie Russland. Die hätten beispielsweise im IT-Bereich vieles zu bieten, wohingegen Deutschland vor allem durch Restriktionen auffällt, argumentierte Ulf Schneider, Geschäftsführer des Beratungshauses Schneider Group. „Seien Sie froh, dafür können Sie frei entscheiden!“, kommentierte Zitscher den derzeit oft angesprochenen Systemwettbewerb zwischen der sozialistischen Marktwirtschaft Chinas und der freien Marktwirtschaft Europas.