Das Ziel: Testprojekte mit neuem Mobilfunkstandart 5G initiieren
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RATZEBURG Wie kann das Herzogtum Lauenburg vom schnellen Mobilfunkstandard 5G profitieren? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer Videokonferenz der Sektion Herzogtum Lauenburg des Wirtschaftsrates Schleswig-Holstein. Vertreter der Deutschen Telekom als einem der großen Netzanbieter machten deutlich: Die Infrastruktur für schnellen Datentransfer ist weitgehend vorhanden. Gefragt sind konkrete Projekte mit der Wirtschaft. Hier will der Wirtschaftsrat nun vor allem im Bereich der Landwirtschaft Partner zusammenbringen.
Sektionssprecher Rudolph Freiherr von Schröder stellte heraus, dass das Herzogtum mit schneller Glasfaservernetzung in der Erde sehr gut ausgestattet sei. Ziel müsse es sein, auch bei der Mobilfunktechnik mit Blick auf Nutzungsmöglichkeiten in der Landwirtschaft oder beim autonomen Fahren auf dem Elbe-Lübeck-Kanal die Nase vorn zu haben.
Herzogtum bei 5G bereits gut aufgestellt
Bevor die Zukunftsperspektiven für Testgebiete unter den Teilnehmern, darunter auch der Landrat des Herzogtums, Dr. Christoph Mager, intensiv diskutiert wurden, gaben Vertreter der Deutschen Telekom einen Überblick über den aktuellen Stand der Dinge. Robin Wulf, Kommunalbeauftragter für Mobilfunk bei der Telekom, zeigte auf, dass das Herzogtum bereits heute besser erschlossen ist als der Durchschnitt in Schleswig-Holstein. Aktuell gebe es 66 Mobilfunksender, von den 18 aufgerüstet werden, und 24 neue seien in der Planung. „65 Prozent aller heutigen Sender sind bereits mit dem schnellsten Datentransfer 5G ausgestattet“, so Robin.
Neue Technik reduziert die Strahlenbelastung
Mit Blick auf Befürchtungen eines Teils der Bevölkerung, dass die Strahlenbelastung weiter ansteigt, skizzierte der Experte neue technische Möglichkeiten. „Es wird künftig eine Struktur mit Makrozellen geben. Das sind kleine Funkzellen, die auf Dächern und am Stadtmobiliar platziert werden.“ Zudem werde das so genannte Beamforming stärker zum Einsatz kommen. „Damit wird ein Effizienzgewinn erreicht, d.h. die Strahlenbelastung wird durch eine direkte Ansteuerung jedes einzelnen Kunden reduziert.“ Jeder Nutzer steuert sozusagen seine eigene Antenne.
Standortfindung durch gemeinsame Netzplanung forcieren
Robin richtete den Appell an die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung, die weitere Einführung der Technik durch eine zügige Bereitstellung von Grundstücken und Gebäuden zu forcieren. „Heute dauert ein Verfahren bis zur Aufstellung eines Senders bis zu drei Jahre. Das Ziel müsse sein, dass wir mit den Kommunen gemeinsam eine Funknetzplanung betreiben und Rahmenvereinbarungen schließen, um die Umsetzung zu beschleunigen.“ Von Seiten der verschiedenen Anbieter sei im gleichen Atemzug zu gewährleisten, dass die gemeinsame Nutzung von Masten zunimmt.
Erste Anwendungen in Hamburg überzeugen
Warum ein schneller Roll-Out für eine Region ein Standortvorteil ist, unterstrich Guido Weishaupt, bei der Telekom verantwortlich im Bereich der Produktentwicklung Campusnetze. Der größte Vorteil von Mikronetzen für gezielte Anwendungen – bei der Telekom als Campusnetz bezeichnet – sei im Gegensatz zu WIFI-Netzwerken der hohe Sicherheitsstandard, eine flexible Ausrichtung auf die Bedürfnisse einer Branche oder eines Unternehmens und eine leistungsstarke Bandbreite. „Diese Netze ermöglichen viele neue Anwendungen für die innerbetriebliche Kommunikation in den Bereichen Industrie, Logistik, Gesundheit und Landwirtschaft. Diese Netze sind ein Markt mit einer enormen Dynamik.“ Vor drei Jahren habe es erste Versuche mit einem Netz im Hamburger Hafen gegeben. „Der Praxistest hat gezeigt, dass durch die vielen Anwendungsmöglichkeiten die Produktivität steigt.“ Ampelsteuerungen seien so vorgenommen, Schiffsbewegungs- und Umweltdaten erfasst und Wartungsteams im Hafen unterstützt worden. Weishaupt: „Eine aktuelle Studie in Europa zeigt, dass Unternehmen ab einer gewissen Größe für diese technische Möglichkeit große Potenziale sehen.“ Die Firmen seien zu einem großen Teil bereit, in diesem Bereich zu investieren. Um 5G-Einsatzgebiete zu testen, gelte es nun, auch unter Einbindung von Förderszenarien Projekte und Anwendungen zu entwickeln.
Im Herzogtum Testprojekt auf den Weg bringen
Die Teilnehmer der Videokonferenz waren sich einig, dass sich Potenziale dieser Technik gut in einer modernen Landwirtschaft im Herzogtum nutzen lassen. Linus Schade, Beauftragter Landespolitik der Deutschen Telekom AG unter anderem für Schleswig-Holstein, signalisierte, dass man für gezielte Projekte die Struktur bedarfsgerecht ausbauen werde. Für den Bereich der Landwirtschaft sahen die Telekom-Vertreter dabei niedrige Barrieren, da beispielsweise bereits heute Lösungen mit 50 Telefonkarten mit unbegrenztem Datenvolumen für pauschal 750 Euro angeboten werden. Sektionssprecher Freiherr von Schröder kündigte an, die Aktivitäten des Wirtschaftsrates, der in diesem Sommer einen niederländischen Unternehmer, der als Vorreiter der digitalisierten Landwirtschaft gilt, mit den Akteuren in der Region vernetzen zu wollen. „Unser Ziel muss es dann sein, dass wir zügig in eine Umsetzungsphase eines ersten Testprojektes kommen“, so der Sektionssprecher. Der Wirtschaftsrat sei dafür eine gute Plattform.