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Bericht
10.05.2018
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Digitale Identitäten als Zukunftsfrage für Unternehmen

Welche Standards sind erforderlich, um für digitale Identitäten die notwendige Sicherheit zu schaffen, und wie kann der Umgang mit personenbezogene Daten sinnvoll geregelt werden? Diese Frage stand im Zentrum der zweiten CXO-Podiumsdiskussion mit dem Titel „Infrastruktur digitale Identitäten“.
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Die Einführung in das Thema machte Patrick Graber, Head of Business Development der Züricher Provicis AG. Sein Unternehmen hat sich darauf spezialisiert, digitale Behördendienstleistungen zu ermöglichen und dafür eine Plattform entwickelt, die unter anderem eine digitale personenbezogene Identität einbindet. Gabler machte deutlich, daß es darum gehe, neben der realen Identität, die Zugang zu vielen Bereichen – z.B. Gesundheitswesen, Finanzdienstleistungen, Versicherungen, Reisen, Wahlen – biete, eine verläßliche und sichere digitale Identität (eID) zu schaffen, die geografische Distanzen überwinden kann.

 

„Eine eID bietet für einen Staat und Behörden viele Vorteile. Sie steigert die Effizienz, ermöglicht so Einsparungen und neue Dienstleistungen und wirkt Sicherheitsrisiken und Korruption entgegen.“ Ein Projekt mit solchen eID, die den direkten Kontakt in Echtzeit ermöglicht, werde im Kanton Schaffhausen umgesetzt. Dort könnte mit Hilfe einer App nun auf Behördenleistungen zugegriffen werden. Es gehe dabei darum, die eID mit Attributen zu versehen, um beispielsweise nicht immer alle personenbezogenen Daten im Detail nachweisen und offenlegen zu müssen.

Moderator Dr. Thomas Klindt, Industrieanwalt der Kanzlei Noerr LLP München, nutzte die Chance für Nachfragen, beispielsweise wollte er wissen, ob die eID nur mit Smartphones nutzbar sei und wie die eID durch Tod endet. Für das „digitale Erbe“ sei der Ansatz ein digitaler Schlüssel, der dem Erben zur Verfügung gestellt wird und „natürlich muß es auch Parallelwege zum Smartphone geben.“

 

Was passiert mit den Daten?

Auf dem Podium waren dann Dr. Christian Langer, CDO und CIO der Lufthansa Group, und Benny Bennet Jürgens, geschäftsführender Gesellschafter des Hamburger Startups Nect, gefragt. Jürgens zeigte auf, wie sein Unternehmen es geschafft habe, Identitätsfeststellungen über den digitalen Kanal nutzerfreundlich unter Einhaltung der Anforderungen des Gesetzgebers vorzunehmen. Dr. Langer berichtete darüber, wo die Herausforderungen für die Lufthansa mit Blick auf Identitätsfeststellungen in den kommenden Jahren liegen. Aus seiner Sicht gehe es aber nicht nur um die Frage, die digitale Identität sicher zu machen, sondern auch um den Aspekt, wie mit den Daten, die durch den Einsatz der Identität oder durch die Verwendung von smarten Geräten erzeugt werden, umgegangen wird. „Das ist keine Frage der Tools, die eingesetzt werden, sondern nach der Macht über die Zukunft von Individuen.“

 

Bündelung von Macht verhindern

Es sei für ihn ein fundamentaler Unterschied, ob man etwas selbst mache und weiß, was mit den Informationen passiert oder nicht. Das sei vor allem auch deshalb interessant, weil mit der Auswertung der Daten, z.B. auch von der Bewegung jedes einzelnen, auch immer mehr die Möglichkeit verbunden ist, daß „Dritte heute wissen, was ich voraussichtlich in der Zukunft machen werde.“ Die Frage, wie mit digitalen Identitäten umgegangen, sei damit auch „eine Zukunftsfrage für alle Unternehmen.“ Es müsse geklärt werden, daß diese Daten nicht dazu führen, daß es „zu einer Bündelung von Macht in der Hand von Wenigen kommt.“ Graber sprach sich in diesen Zusammenhang dafür aus, daß „sichergestellt sein muß, daß jeder selbst seine digitale Identität verwalten kann.“ Jürgens hingegen meinte, daß die Bedenken sicherlich gerechtfertigt seien, aber schwer zu dividieren sei, was an Möglichkeiten beispielweise „positiv wie negativ sein kann.“

 

Weitere Themen der Diskussion waren noch, ob Programmierer künftig eine Art hypokratischen Eid ablegen sollten, damit ethische und moralische Fragen eine Berücksichtigung finden, und der Aspekt, welche neuen Wertschöpfungsketten mit Datenverkauf künftig möglich werden und wie sich die Unternehmen dieser Entwicklung stellen können./Holger Hartwig