„Die Energiewende braucht Fläche“
Der Netzwerkausbau in Deutschland ist entscheidend für das Gelingen der Energiewende, und Ostholstein spielt dabei in Schleswig-Holstein eine wichtige Rolle. Ein zentraler Akteur in diesem Prozess ist das niederländisch Unternehmen TenneT, das auf den Bau von Stromautobahnen spezialisiert ist, einen Markt, der ein stark reguliertes Monopol darstellt. Mindestens 50 Kilometer des Netzausbaus führen durch Ostholstein; somit ist TenneT maßgeblich an der Infrastruktur beteiligt, die den Energiefluss im Land sicherstellt.
Ostholstein als Energie Hotspot
Ostholstein sei aufgrund seiner dünnen Besiedlung und seines hohen Windkraftpotenzials ein „Hotspot für Energie“, wie Landrat Timo Gaarz betonte. Die Region sei ideal für den Ausbau von erneuerbaren Energien, da sonst in Schleswig-Holstein eher wenig nutzbare Fläche zur Verfügung stünde. Die Energiewende aber brauche Fläche, so der Politiker. Der Bau solcher Großprojekte sei jedoch nicht ohne Herausforderungen. Die großen Stromautobahnen brächten deutliche Landschaftsveränderungen mit sich, was die betroffenen Gemeinden vor Herausforderungen stelle. Diese Veränderungen lösten unter der Bevölkerung gemischte Reaktionen aus.
In einigen Regionen Deutschlands werde aus optischen Gründen eine Erdverkabelung bevorzugt. In Ostholstein jedoch seien die Trassen als Freileitungen geplant. Diese Entscheidung führe zu einer Betroffenheitsdiskussion unter den Bewohnern, so Landrat Gaarz.
Der Bau der festen Fehmarnbelt-Querung in Ostholstein biete dabei eine strategische Gelegenheit zur Verknüpfung mit den bestehenden und geplanten Energietrassen in der Region. Die Verbindung der Stromautobahnen mit den Bahngleisen könnte die ästhetische Belastung der Landschaft verringern und den Eingriff in die Natur minimieren, was die Akzeptanz steigern würde. Dies erfordere aber einen engen Informationsaustausch zwischen TenneT und der deutschen Bahn. Die Bündelung beider Trassen wäre zumindest aus Sicht der Gemeinden räumlich sinnvoll.
Wirtschaftliche Chancen durch Netzausbau
Der „energiereiche Norden“, so Sektionssprecher Karsten Kahlcke, könnte durch mehr Umspannungswerke wirtschaftliche Impulse erhalten. Die „grünen Steckdosen“, wie René Hindricks, Senior Advisor Political Affairs bei TenneT, die Umspannungsnetzwerke auch nennt, böten in der Tat große Chancen für die umliegende Entwicklung von Gewerbegebieten. Sie könnten von der verbesserten Infrastruktur profitieren und sich als Standorte für energieintensive Industrien etablieren, wodurch sich nicht nur mittelständischen Unternehmen, sondern auch größeren Betrieben neue Standorte böten, an denen zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden könnten. Vorausgesetzt, die Landesplanung ermögliche mehr dieser „Steckdosen“ in der Region, so Hendricks. Dann sehe er Chancen für eine nachhaltige ökonomische Entwicklung.