„Für die FDP erwarte ich ein zweistelliges Ergebnis“
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Das Sommerfest des Wirtschaftsrates Schleswig-Holstein fand in diesem Jahr auf Gut Immenhof in Malente statt. Bei idealen Wetterbedingungen und vor einer malerischen Kulisse direkt am Kellersee gelegen, erlebten die 130 Gäste eine kurzweilige Ansprache von Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki.
Landesvorsitzender Dr. Christian von
Boetticher nutzte seine Begrüßungsansprache mit Blick auf die aktuelle
Entwicklung in Bund und Land zu einem Appell für mehr Soziale Marktwirtschaft
und wirtschaftlichen Sachverstand in der Politik. Seinen Beitrag als ehemaliger
Politiker, Unternehmer und Selbstständiger wolle er dazu gerne leisten und
bekräftigte seine am Vortag erklärte Entscheidung, bei der kommenden
Bundestagswahl für den Wahlkreis Pinneberg zu kandidieren.
Wolfgang Kubicki griff die Kandidatur seines
Vorredners dankbar auf. Er freue sich, künftig statt Ralf Stegner ihm das Wort
erteilen und auch wieder entziehen zu können. Daher wünsche er ihm viel Erfolg.
Auch insgesamt hoffe er, dass die CDU/CSU 2025 stärkste Fraktion werde. Seiner
eigenen Partei sagte er ein zweistelliges Ergebnis voraus, was dann – so seine
Hoffnung – für eine gemeinsame Regierung reichen würde. Bezogen auf seine
Erfahrungen in Schleswig-Holstein führte er aus, dass CDU und FDP es unter Ministerpräsident
Peter Harry Carstensen geschafft hätten, zwei Jahre in Folge mit einem
kleineren Haushalt auszukommen. Diese verantwortliche Politik brauche es auch
endlich auf Bundesebene.
Der stellvertretende Bundesvorsitzende der FDP,
der den Wirtschaftsrat als „einen meiner liebsten Unternehmensverbände“
bezeichnete, kritisierte im Anschluss besonders die Grünen für deren aktuelle
Bundes- und Europapolitik. Vor allem das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz
sei absolut unrealistisch und praxisfern ausgefallen und so in Deutschland
nicht umzusetzen: „Es erinnert sehr an die Einstellung ‚Am deutschen Wesen soll
die Welt genesen‘“. Dabei brauche es keine moralorientierte Politik, bei der Deutschland
niemand folge und die das Land immer weiter ins wirtschaftliche Hintertreffen
mit den USA und China treibe; es brauche eine interessengeleitete Politik –
nach innen wie nach außen.
Die Überbürokratisierung machte Kubicki im
Anschluss auch als einen der Hauptfaktoren für Frust und Unmut vieler
Unternehmer aus. Viele Nachfolger überlegten deshalb, ob sie die Betriebe ihrer
Eltern überhaupt übernehmen wollen. Das betreffe den Mittelstand besonders und
damit den Kern der deutschen Wirtschaft.
Auf der anderen Seite geißelte Kubicki die
Subventionsgläubigkeit vieler Unternehmer und ganzer Branchen. Die Gefahr (und
Verlockung), sich in dieser Nische abseits des Wettbewerbs bequem einzurichten,
sei zu groß. Der Markt entscheide über den Erfolg von Produkten und
Dienstleistungen. Und er reguliere den Preis. Daher sei es auch nur logisch
gewesen, dass mit der Verknappung des Energieangebots die Energiepreise
stiegen. Er stelle sich die Frage, wie die angekündigten Gaskraftwerke zur
Stabilisierung des Stromnetzes bis 2030 ans Netz gehen sollen, wenn allein die
Genehmigungsverfahren mehrere Jahre in Anspruch nähmen. Und mit dem Import von Flüssiggas
begebe sich Deutschland in eine neuerliche Abhängigkeit, anstatt die eigenen
Schiefergas-Vorräte zu nutzen.
Lieber baue Deutschland Gas-Pipelines nach
Norwegen und zahle für diese Energie viel Geld. „Im Anschluss befördern wir das
angefallene CO2 zurück nach Norwegen. Dort wird es mittels CCS
deponiert. Dafür zahlen wir dann erneut. Für Norwegen sind wir daher ein sehr
guter und gern gesehener Kunde“, schloss Kubicki seine Ausführungen über die
wirtschaftsferne Politik der Ampelregierung und entließ seine Zuhörer damit in
einen diskussionsreichen Abend.