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Bericht
18.04.2018
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Gewerbegebietsmangel in der Entwicklungsachse der Fehmarn-Belt-Querung

Noch zehn Jahre bis zur Fertigstellung einer festen Fehmarnbeltquerung. Das entspricht auch etwa dem in Lübeck üblichen Vorlauf von der Planung über die Erschließung bis zum Angebot neuer Gewerbegebiete. Ist man in der Entwicklungsachse Ostholstein-
Lübeck-Stormarn auf den absehbaren Nachfrageschub nach Gewerbeflächen vorbereitet? Klare Antwort: Nein!
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Die Sektionen Lübeck und Stormarn haben in getrennten Veranstaltungen die Lage untersucht. Die Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn gilt landesweit nicht nur als vorbildlich konstruiert, sondern ist auch die einzige ohne Zuschußbedarf. Das liegt auch an dem Modell, denn sie entwickelt und vermarktet die Flächen nicht für die Kommunen, sondern im eigenen Namen kreisweit. Stormarn gehört zu den zehn wirtschaftsstärksten Landkreisen bundesweit und ist inzwischen schuldenfrei.

 

Detlev Hinselmann, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung, berichtet von einem Marktumschwung in den letzten Jahren. Die Nachfrage sei sprunghaft gestiegen, aber man sei vorbereitet, und man selektiere die Angebote und nehme nicht jeden Gewerbetreibenden, sondern achte auf Qualität. Pro Jahr vermarkte man derzeit 10 Hektar Gewerbeflächen, habe noch gut 50 Hektar in der Reserve und weitere 50 Hektar in Planung. Inzwischen seien auch alle Gewerbegebiete nördlich der A 24 mit Glasfaser versorgt, südlich kämpfe man allerdings noch mit der Telekom um Lösungen. Lars Osterhoff mahnt in der anschließenden Diskussion an, die Verkehrsanbindungen durch öffentlichen Nahverkehr deutlich zu verbessern. „Wir brauchen Haltestellen in den Gewerbe- und in den Wohngebieten.“ Gerade Fachkräfte schauten sehr genau auf die Anbindungen.

In Lübeck und Ostholstein sieht es dagegen deutlich kritischer aus. Sektionssprecher Heinrich Beckmann arbeitete mit den Fraktionsvorsitzenden der SPD-Bürgerschaftsfraktion, Peter Petereit, und der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Christopher Lötsch, die sich abzeichnende Dramatik heraus. Auch hier liegt der jährliche Verbrauch bei etwa 10 Hektar, aber man habe nur noch 20 Hektar in Reserve. Je nach Planungsfortschritt könne schon 2022 bis 2024 in Lübeck Schluß sein. Nach der Auffassung von Dirk Gerdes könnte man sogar, bei vollständiger Erschließung der Flächen südlich der A 20 entlang der Kronsforder Landstraße, noch bis zum Jahr 2027 etwas anbieten, aber spätestens dann sei „Schicht im Schacht“. Die Fehmarnbeltquerung sei in den Planungen allerdings noch gar nicht berücksichtigt.

Dirk Bremken von der Entwicklungsgesellschaft Ostholstein mbH meldet schon jetzt Landunter: „Die Nachfrage ist explodiert – wir haben keine Flächen mehr. Die Landesplanung hemmt derzeit eine Entwicklung.“ Gerdes berichtet zudem, daß interkommunale Bemühungen mit Nachbargemeinden sowohl in Stockelsdorf als auch in Mönkhagen gescheitert seien.

Beckmann zeigte sich am Ende einer sehr zielgerichteten und strukturierten Diskussion ernüchtert: „Sie beide haben doch zusammen die Mehrheit und könnten den gordischen Knoten durchschlagen!“ appellierte er an die beiden Fraktionsvorsitzenden. Lübeck profitiere von dem Ausbau der A 20, der festen Fehrmarn-Belt-Querung und perspektivisch vom Ausbau des Elbe-Lübeck-Kanal am meisten, verschlafe jedoch seine Chancen sträflich und werde dann am Ende leer ausgehen. „Das betrifft dann nicht nur Neuansiedlungen, sondern auch die Bestandswirtschaft, die die Stadt verlassen müsse, wenn sie hier nicht mehr wachsen könne.“, so Beckmanns mahnendes Resumée.

Anke Wiek deutet in der Diskussion noch auf einen anderen Unterschied zwischen Lübeck und Stormarn hin: In Stormarn hatten wir nach vier Wochen eine Baugenehmigung, in Lübeck erst nach sechs Monaten.“ / BZ