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Bericht
22.02.2018
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Kryptowährungen: Orientierung im Mikrokosmos nach dem Urknall

Der Hype um Kryptowährungen ist nach der Überhitzung wieder ein wenig abgekühlt, aber der Markt wird nicht wieder verschwinden. Das sehen jedenfalls die Experten so, die neue Geschäftsmodelle darauf ausrichten. Allerdings seien wie in jedem Markt noch erhebliche Umbrüche zu erwarten.
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Dr. Stefan Hlawatsch, geschäftsführender Gesellschafter der Skybridge GmbH & Co. KG aus Hamburg, beobachtet den Markt aus der Sicht eines Vermögensverwalters. Seine Wahrnehmung: „Man kann inzwischen von einer Blase sprechen.“ Es gäbe viele „Scam“-Angebote. Und: „Der Markt ist noch relativ klein. Alle Krytowährungen zusammen erreichten noch nicht einmal 25 Prozent des Umsatzes der Apple-Aktien.

 

Bitcoin könne nur sieben Transaktionen pro Sekunde verarbeiten, VISA dagegen 50.000. Und auch die Transaktionsgebühren seien mit 3,5 bis 5 Prozent nicht mehr günstig. Die Hauptakteure säßen in Asien, zum Neujahrsfest gingen die Kurse regelmäßig in den Keller, weil die Chinesen Geld für Geschenke aus dem Markt abziehen. Die Tauschbörse BitCoinStamp sitze in Litauen und wickle täglich Transaktionen im Jahr von 350 Millionen Euro ab. Großbanken meiden den hochvolatilen Markt. Aber dennoch gäbe es Potentiale, wenn über die Blockchain Finanzintermediäre ausgeschaltet werden können. Noch fehle es aber an Regularien, die nur international sinnvoll erscheinen.

Jannis Holthusen, geschäftsführender Gesellschafter der Upchain GmbH aus Hamburg, teilt die Auffassung seines Vorredners. Der Markt sei noch unausgegoren, viele Ansätze hätten keinen erkennbaren Nutzen, selten gäbe es schon ein fertiges Produkt. Auch an den Handelsplätzen bestünden noch große Ineffizienzen. Bis vor kurzem waren die Preisunterschiede für virtuelle Währungen zwischen den Börsen teilweise frappierend hoch, z.B. im Vergleich mit den Tauschbörsen in Korea, an denen Bitcoin bis zu 80 Prozent mehr kosteten als in Europa. Besonders interessant seien zurzeit Initial Coin Offerings (ICO) – die Frühphasenfinanzierung von Blockchain-StartUps.

 

Man arbeite an einem Investment-Ansatz, der neue Geschäftsmodelle frühzeitig identifiziert und in aussichtsreiche Entwicklungsteams investiert. ICOs haben hohe Risiken und es fehle an erprobten Bewertungsmodellen. Zudem sei der Markt stark korreliert, d.h. wenn der Bitcoin sinke, gingen alle anderen Preise mit in den Keller. Im letzten Jahr hätte jeder gewonnen, 2018 folge jetzt eine Konsolidierung und Professionalisierung. Das gelte auch für die Regulierungen. Die Bafin hat einen Token kürzlich als Wertpapier eingestuft.

Dr. David Eberhard, Steuerberater der HLB Stückmann, aus Bielfeld, gibt abschließend einen Überblick über die steuerliche Behandlung von Kryptowährungen. Diese seien steuerlich kein Zahlungsmittel und auch kein E-Geld, sondern ein Vermögensgegenstand. Im Privatvermögen
seien sie nur innerhalb der einjährigen Spekulationsfrist besteuerbar, wobei eine Freigrenze bis 600 Euro geltend gemacht werden könne.

 

Beim Mining liege diese Grenze bei 256 Euro. Beim Betriebsvermögen gäbe es eine Aktivierungspflicht, Gewinne aus gewerblichem Mining seien ebenso steuerpflichtig. Unterschiede gäbe es aber bei der Umsatzsteuer, denn Kryptowährungshandel sei davon befreit, während das beim Mining noch unklar sei.

Im Ergebnis wird deutlich: Wer sich nicht sehr genau auskennt, sollte die Finger davon lassen. Auf der anderen Seite ist der Markt noch jung, und er bietet eine beschleunigte Finanzierungsmöglichkeit für neuartige Geschäftsmodelle, ähnlich wie bei einem Crowdfunding. Insofern bleibt die Entwicklung interessant./BZ